Das Staatsministerium will die Beschäftigten im Automobilsektor für die Zukunft fit machen.

Stuttgart - Das Automobilland Baden-Württemberg steht am Beginn einer Zeitenwende, das Land ist bundesweit am stärksten von Stellenabbauplänen und Kurzarbeit betroffen, warnt das Staatsministerium. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat bereits in Berlin Alarm geschlagen. Doch Strategiedialoge allein reichen nicht, so der Ministerpräsident. Jetzt hat das Staatsministerium ein Sofortprogramm für eine Qualifizierungsoffensive entwickelt, das unserer Zeitung vorliegt. „Wir müssen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit passenden Weiterbildungsangeboten gut auf die Zukunft vorbereiten, damit die Beschäftigten von heute auch die Arbeit von morgen machen können. Das ist ganz entscheidend, um unseren Wohlstand und gute Arbeitsplätze im Land zu sichern“, sagte Kretschmann unserer Zeitung.

 

Die ganze Branche soll profitieren

Das Programm wendet sich anders als viele andere Weiterbildungsprogramme nicht nur an Ältere und Geringqualifizierte, sondern branchenübergreifend an alle Beschäftigten. Besonders genannt werden „Hochqualifizierte, deren Beruf sich aufgrund des Strukturwandels stark verändern oder deren Tätigkeit wegfallen wird“. Das Staatsministerium will besonders eine Lücke in der Weiterbildung von Ingenieuren schließen. Gedacht ist an berufsbegleitende Aufbaustudiengänge

14 Regionen des Landes stehen im Fokus

Zielgruppe sind Unternehmen und Beschäftigte aus dem Automobilcluster. „Besonders in den Blick wollen wir die kleinen und mittelständisch geprägten Zulieferbetriebe nehmen“, heißt es in dem Entwurf. Allerdings seien auch „Beschäftigte größerer Unternehmen dringend auf Qualifizierungsmaßnahmen angewiesen“. Die Weiterbildungsprogramme sollen „zeitnah“ in 14 Regionen des Landes umgesetzt werden, die besonders stark vom Strukturwandel des Automobilsektors betroffen sind. Dazu gehören Stuttgart, Waiblingen, Göppingen, Mannheim und Heilbronn.

Für die IG Metall begrüßt deren Transformationsexperte Kai Burmeister das Programm: „Es ist sehr richtig, alle Beschäftigungsgruppen mitzunehmen.“ In zu vielen Unternehmen herrsche noch eine „Weiterbildungswüste“. Burmeister betont: „Ein Landesprogramm gibt jetzt auch den letzten Unternehmen den Hinweis, dass sie handeln müssen.“

Die IG Metall sieht auch den Bund in der Pflicht, zum Beispiel bei der Verbesserung der Weiterbildung im Rahmen des Transformationskurzarbeitergelds. Diese Forderung teilt die Landesregierung in ihrem Sofortprogramm ausdrücklich.

„Wir brauchen keine weiteren Dialogplattformen“, erklärt das Staatsministerium an die Adresse der Bundesregierung. Jetzt müssten die Beschlüsse umgesetzt werden. Das Qualifizierungschancengesetz müsse an die Bedürfnisse der Betriebe angepasst werden, der Zugang zum Kurzarbeitergeld erleichtert werden.