Links will Ministerpräsident Winfried Kretschmann nicht sein. Sein Bezugspunkt war stets die CDU. Da hat er sich vertan. Ein Kommentar von StZ-Autor Reiner Ruf

Leinfelden-Echterdingen - Dass sich Winfried Kretschmann auf dem Landesparteitag der Grünen besorgt zeigte ob des Zustands seiner Regierungskoalition in Stuttgart, muss nicht zwingend als Alarmsignal gedeutet werden. Erstens ist Besorgnis eher der Normalzustand in Kretschmanns Gemütsleben als Ministerpräsident: so viele Aufgaben warten, so viele Gefahren lauern, so viel Unverstand beschwert die Welt.

 

Zweitens weiß der Grünen-Politiker natürlich ganz genau, dass die CDU mit einem Koalitionsbruch selbst Schiffbruch erleiden würde – weshalb die Christdemokraten wahrscheinlich auch die Finger davon lassen. Machtspielchen werden in der politischen Öffentlichkeit nur wenig goutiert.

Dennoch präsentierte sich Kretschmann zurecht nachdenklich. Denn mit einer in sich zerrissenen CDU, in der die Parteiführung in die eine Richtung strebt und die Landtagsfraktion in eine andere, lässt sich auf Dauer schwerlich regieren. Bisher schaffte es Grün-Schwarz, aufkeimende Probleme mit Geld zuzuschütten.

Beim Wahlrecht war das nicht mehr möglich. Die nächste Bewährungsprobe kommt mit den Fahrverboten zur Luftreinhaltung. Kretschmann muss tatsächlich befürchten, dass sein Projekt der Versöhnung der Grünen mit dem Konservativismus an der CDU scheitert. Nicht weil diese so stark wäre, sondern weil sie so schwach ist.