Die Start-up-Szene in Stuttgart ist gerade sehr aktiv. Die Stadt profitiert von der Hochschulinfrastruktur. Die Programmierung von Apps fürs iPad liegen dabei im Trend.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Ganz wohl ist ihm zunächst nicht bei der Sache gewesen, als Tim Gleue seine feste Stelle gekündigt hat, um sich im November 2011 als App-Entwickler selbstständig zu machen. Schließlich birgt die Selbstständigkeit Risiken. Die Phase der Unsicherheit ist aber schon jetzt „erst mal vorbei“. Über mangelnde Nachfrage kann sich der Informatiker nicht beschweren. „Das explodiert gerade förmlich“, sagt der 41-Jährige. Gerade hat er zum Beispiel Anwendungen fürs iPad programmiert. Über diese können Firmen ihre Produkte auf der Messe Cebit präsentieren.

 

Tim Gleue befindet sich in guter Gesellschaft. Das App-Entwicklerverzeichnis listet eine ganze Reihe an Stuttgarter Unternehmen auf, die sich in dem Bereich tummeln. Die Programmierung von Apps und von Spielen fürs iPad – das seien gerade Trends bei Gründern aus der IT-Szene, berichtet die zuständige Teamleiterin für Innovations- und Unternehmensförderung bei der Medien- und Filmförderung Baden Württemberg, Stefanie Springer.

Stadt profitiert von Hochschulinfrastruktur

Ist Stuttgart ein guter Nährboden für digitale Gründer? Auf jeden Fall, heißt es bei der MFG. Stuttgart profitiere von der Hochschulinfrastruktur: der Hochschule der Medien, der Uni Stuttgart, der Merz- Akademie, der Filmakademie Ludwigsburg. „Die Szene ist gerade sehr lebendig und sehr aktiv“, sagt Stefanie Springer. Man trifft sich und vernetzt sich – wie jetzt wieder beim „Gründergrillen“ in der Superschanke in der Jägerstraße.

Rund 80 Leute sind diesmal auf Einladung des Stuttgarter Unternehmens Conceptboard gekommen, um sich unterm ehemaligen Tankstellendach Steaks schmecken zu lassen. Die Wirtschaftsinitiative Baden-Württemberg Connected hat das Grillgut gesponsert – auch so geht Wirtschaftsförderung.

Das Gründergrillen sei eine Plattform, um zu netzwerken, sagt die Sprecherin von Conceptboard, Kathleen Fritzsche. „Stuttgart ist nicht die typische Gründerstadt wie Berlin und Hamburg, aber wir sind dran“, sagt die Sprecherin. Sie hat auch die Internetseite „startup-stuttgart.de“ mit aufgebaut, die im November online gegangen ist – ebenfalls mit dem Ziel, Netzwerke zu bilden und Events anzukündigen.

Am Markt bestehen

Conceptboard ist selbst ein gutes Beispiel, wie man sich als Start-up in Stuttgart etabliert. Das Unternehmen bietet Software an, mit der mehrere Personen zeitgleich am selben Dokument arbeiten können. Mit dieser Idee konnte Conceptboard zwei Fonds überzeugen, Geld zu geben. Denn das eine ist, eine Idee zu haben, das andere, damit auch am Markt zu bestehen. Wenn Gründer scheitern, so liege das oft an betriebswirtschaftlichen Gründen, so der Sprecher der MFG, Bernd Hertl. Die Innovationsagentur der MFG biete deshalb Beratungen und stelle Finanzkontakte her. „Die Finanzierung ist für Start-ups eines der Hauptprobleme“, sagt die Teamleiterin Stefanie Springer. Interessant für Gründer seien unter anderem zwei Förderprogramme, welche die riskante Phase direkt nach der Gründung überbrücken helfen: der Digital Content Fund, bei dem man 20 000 oder 120 000 Euro an Unterstützung bekommt und der neue Digital Interaction Technology Fund. Dieser soll im April starten und sieht eine Förderung von 100.000 Euro vor.

Beratungen für Gründer bietet auch das Electronic Commerce Centrum Stuttgart-Heilbronn, aber nicht nur ihnen. Das ECC ist auch Anlaufstelle für Unternehmen, die unsicher sind, wie sie sich in Bezug auf das Internet, soziale Netzwerke und mobile Dienste aufstellen sollen.