Erdbeben bei den Ludwigsburger Kreis-Grünen: Zwei Abgeordnete sind für die Landtagswahl aus dem Rennen. Jürgen Walter zieht verbittert seine Bewerbung zurück, Daniel Renkonen scheitert knapp an seinem Mitbewerber Tayfun Tok.

Ludwigsburg - Das Finale seiner politischen Karriere hatte er sich anders vorgestellt: Kurz vor der Nominierungsveranstaltung am Samstag hat Jürgen Walter, grüner Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Ludwigsburg, seine Kandidatur zurückgezogen. Seine bisherige Mitbewerberin Silke Gericke (45) steht nun konkurrenzlos da; schon vor der Sommerpause zog auch der 57-jährige Oberarzt Uwe Stoll seine Bewerbung zurück.

 

„In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich abgezeichnet, dass kein fairer Wahlkampf stattfindet“, sagt der 63-jährige Asperger zur Begründung für seinen Schritt. Gegen den Grünen-Kreisvorstand erhebt Walter schwere Vorwürfe.

Interner Zwist

„Es ging zuletzt nur noch um Fake News und Stimmungsmache gegen meine Person. Da habe ich mich gefragt, ob ich mir eine Auseinandersetzung, die weit unter der menschlichen Würde ist, antun muss oder nicht“, sagt er. „Es ist unglaublich, auf was für ein niedriges Niveau man hier abgesunken ist.“ Ein solcher Umgang miteinander signalisiere garantiert keine Aufbruchsstimmung. Walter ist seit 37 Jahren bei den Grünen, war von 2011 bis 2016 Staatssekretär und holte bei der Landtagswahl 2016 das Direktmandat für den Wahlkreis 12.

Bei ihrer Nominierungsveranstaltung im Wahlkreis 14 Bietigheim-Bissingen haben die Delegierten am Dienstag in für eine weitere Überraschung gesorgt: Daniel Renkonen (50) musste sich mit 47 zu 50 Stimmen seinem Herausforderer Tayfun Tok (34) geschlagen geben.

Kritik von der Basis

Mit Renkonen stellte sich der aktuelle Inhaber des Direktmandats zur erneuten Wahl. Er hatte sich bei der Landtagswahl 2016 gegen Fabian Gramling (CDU) durchgesetzt und den Grünen erstmals das Direktmandat in dem Wahlkreis gesichert. Tayfun Tok ist seit 2014 Gemeinderat in seinem Heimatort Murr.

„Ich will zeigen, dass nicht alles perfekt ist bei uns, aber dass man es trotzdem schaffen kann“, sagte er. „Der politische Feind ist rechts von der CDU“, sagt Tok. Renkonen war scharf kritisiert worden, weil er nach Ansicht einiger Mitglieder „nur bei Wahlen Basisarbeit“ erledige und sich sonst nicht groß um die Ortsverbände kümmere.