Die Stadt hat jahrelang zu wenig für die Pflege und Kontrolle ihrer Grünanlagen und Bäume getan. Das habe mit Generationsgerechtigkeit nichts zu tun, beklagt StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Die Stadt beschreibt den Killesberg auf ihrer Internetseite in den schillerndsten Farben, preist ganzjährigen Blütenzauber, lobt sich für Blumenmeere aus Tausenden Tulpen, Narzissen und Hyazinthen, liebevoll gesetzt und gepflegt von 30 Gärtnern. Wahr ist aber auch, dass die Zahl der zur Pflege des Aushängeschilds betrauten Mitarbeiter ebenso seit Jahren schrumpft wie die Tulpenzahl. Der umstrittene Vorschlag des Gartenbauamts, die Freilichtbühne künftig nicht mehr für Konzerte zur Verfügung zu stellen, hat seine Ursache vor allem in den hohen Reparaturkosten, die die seit Jahren an Auszehrung leidende Behörde nicht länger tragen kann.

 

Kuhn räumt Fehler ein

Dass es nun zusätzlich 118 000 Euro pro Jahr einsparen sollte, indem es noch weniger bunten Wechselflor präsentiert und stattdessen die Rasenflächen vergrößert, verwunderte vor allem deshalb, weil die Forderung in einer vom grünen OB Fritz Kuhn unterschriebenen Vorlage erhoben wurde. Zum Glück hat er nach öffentlicher Kritik die Kurve bekommen und die Erwähnung einen „Fehler“ genannt.

Der Killesberg ist aber nur ein Beispiel für die Probleme des durch jahrelange Mittelkürzungen und Stellenstreichungen an die Grenze der Leistungsfähigkeit getriebenen Garten-, Friedhofs- und Forstamts. Zum „Ausgleich“ kamen zusätzliche Aufgaben und weitere zu pflegende Flächen hinzu, mit der Folge, dass den Beschäftigten die Arbeit über den Kopf gewachsen ist. Das Eingeständnis, das anvertraute Vermögen in Form von Grünanlagen und Bäumen nicht mehr wirtschaftlich verwalten zu können, bedeutet nichts anderes als kommunale Misswirtschaft zulasten kommender Generationen.

Stadt will nachhaltig wirtschaften

Dabei hat die Stadt eine nachhaltige Finanzwirtschaft zum Ziel. Allerdings wird nicht allein durch eine transparente Darstellung von Aufwendungen und Erträgen sichergestellt, dass die verbrauchten Ressourcen gleich wieder erwirtschaftet werden und keine Generation für die Schulden der vorherigen aufkommen muss. Intergenerative Gerechtigkeit setzt im konkreten Fall voraus, das Amt finanziell und personell in die Lage zu versetzen, den Werteverzehr aufzuhalten. Es ist gut zu wissen, dass für OB Kuhn „grüne Infrastruktur“ künftig so wichtig sein soll wie der Nahverkehr. Klimawandel und Nachverdichtung heizen die Stadt auf. Deshalb zählt jeder Baum.