Dass Annalena Baerbock Kanzlerkandidatin der Grünen wird, hat nichts mit der Frauenquote der Partei zu tun – sondern allein damit, dass sie ehrgeizig, machtbewusst und zielstrebig ist. Trotzdem ist die Personalie für die Ökopartei ein großes Wagnis.

Berlin - Regiert im Kanzleramt bald eine Grüne? Noch vor wenigen Monaten wäre jeder ausgelacht worden, der diese Frage gestellt hätte. Doch nun steht sie im Raum, weil die Grünen in Umfragen die zweitstärkste politische Kraft im Land sind und nun erstmals in ihrer Geschichte Anspruch auf das Kanzleramt anmelden. Nun steht auch fest, dass sie dafür Annalena Baerbock und nicht Robert Habeck ins Rennen schicken. Der Machtkampf der beiden ist entschieden – und zwar so geräuschlos und fair, wie man das von einer Partei, die über Jahre in ewigen Flügelkämpfen gefangen war, nie erwartet hätte. Deutlicher könnte sich die Partei damit nicht von der CDU/CSU abheben, die sich nicht nur in der Personalfrage uneins ist (Laschet oder Söder?), sondern nicht einmal weiß, in welchem Format und in welchem Gremium sie den Konflikt zwischen den beiden Ministerpräsidenten lösen will.