Grüne Stahlproduktion Schwedens zweite Groß-Industriepleite

Blick auf einen Elektrolyseur für die Herstellung von grünem Wasserstoff Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Stegra – platzt nach dem Aus von Northvolt das zweite grüne Industrieprojekt Schwedens?

Hohe Kräne stehen neben weitläufigen Hallen und Hallengerüsten, das Gelände von 270 Hektar wird von einem Nadel- und Birkenwald umrahmt: die Baustelle der Unternehmung Stegra, die in Nordschweden ein Großprojekt zur grünen Stahlproduktion umsetzen will. Doch es droht die Großpleite –rund 1,5 Milliarden Euro sind notwendig, damit unweit der Stadt Boden die Kräne wieder ins Schwingen kommen. Und ein Finanzierungsplan soll nach „Sveriges Radio“ erst in einigen Monaten umgesetzt werden können.

 

Nach dem Niedergang des schwedischen Akkuherstellers Northvolt, welcher eine ökologische Alternative zu amerikanischen und chinesischen Batterien für die Elektro-Mobilität bieten wollte, folgt vielleicht der nächste geplatzte Traum der „grünen Umstellung“ wie ökologische Industrieprojekte im Lande von Greta Thunberg genannt werden.

Auch Mercedes Benz und Siemens haben investiert

Die Idee der 2020 gegründeten schwedischen Aktiengesellschaft macht durchaus Sinn – schließlich ist die Stahlerzeugung weltweit für 7 bis 9 Prozent der globalen CO2-Emission verantwortlich, vor allem vor allem dank der intensiv genutzten Kohleenergie. Dies soll bei dem geplanten Riesenwerk im wasserreichen Nordschweden mittels „grünem“ Wasserstoff ersetzt werden. So könnten 95 Prozent an Emissionsausstoß gespart werden. Sowohl der schwedische Staat wie die EU ist hier investiert, die „Europäische Investitionsbank“ etwa mit rund 300 Millionen Euro beteiligt. Auch Mercedes Benz, Siemens sowie der Lastwagenhersteller Scania haben investiert. Doch Inflation, steigende Bau- und Materialkosten sowie fehlende Investitionen sollen die Kosten in die Höhe getrieben haben. Zudem ist der Haupt-Investor und Mitgründer Harald Mix von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender der Unternehmung zurückgetreten – ein Zeichen dafür, dass es dem Projekt nicht gut geht.

Doch die „Grüne Umstellung“ ist in Schweden seit Ende 2022, seit Regierungsbeginn der Mitte-Rechts-Regierung, nicht mehr en vogue. Dies ist dem Einfluss der rechten Schwedendemokraten geschuldet, welche zwar keine Minister stellt, jedoch an Entscheidungen der Minderheitsregierung mitwirkt. In dieser Partei, in den Umfragen bereits auf Platz zwei, gibt es viele Gegner von Klimamaßnahmen. Darum wurde auch die weitere staatliche Finanzierung von Stegra aufgrund der Rechten in diesem Frühjahr unterbunden.

Stegra hat wie Northvolt sehr visionär angefangen

„Es ist die Sache der Eigentümer dies zu lösen“ so die Finanzministerin Elisabeth Svantesson gegenüber den Rufen nach staatlicher Unterstützung angesichts der drohenden Stegra-Pleite. Dabei hat es wie bei Northvolt sehr visionär angefangen – die größte ökologische Stahlproduktionsstätte der Welt sollte in Nordschweden erstellt werden, eine „grüne Revolution“, die „unsere Zukunft formt“.

Zukunftsentscheidend ist das Thema durchaus. Die europäische Stahlproduktion wird zunehmend durch die chinesische zurückgedrängt. Ob es wirtschaftlich ist, die die mit Kohle befeuerten Hochöfen durch Wasserstoffenergie zu ersetzen, bleibt eine wichtige wie offene Frage.

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