Die Baustelle in der Innenstadt ist ein gewohntes Bild – nicht hübsch, wenig Aufenthaltsqualität – ein Ort, an dem man schnell vorbei geht. Das soll anders werden.
Im Bereich der Querstraße und somit mitten in Gerlingen entsteht sukzessive ein temporärer Westentaschenpark, der zu einem Ruhe- und Verweilort für die Bürger sowie zu einer Informationsstelle für das Sanierungsgebiet „Innenstadt“ gestaltet werden soll. Die brachliegende Freifläche in der Querstraße werde übergangsweise genutzt, um bis zur Neugestaltung mehr Grün in die Innenstadt zu bringen, teilt die Verwaltung mit.
Ein Westentaschenpark, im englischen auch Pocket-Park genannt, ist eine kleine Grünfläche oder Parkanlage. Solche Parks sind meist nicht groß und entstehen im Zuge der Stadtplanung auf bisher unattraktiven und ungenutzten Flächen in dicht bebauten Stadtgebieten.
Pocket-Park in Gerlingen: Grüner Rückzugsort für die Innenstadt
Mit verschiedenen Bepflanzungen, einer heimischen Blumenwiese und Sitzmöglichkeiten im Schatten soll so die Aufenthaltsqualität im Zentrum gesteigert, die heimische Biodiversität gefördert und ein kleiner Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel auf der knapp 200 Quadratmeter großen Kiesfläche geleistet werden.
Gleichzeitig decke sich der Westentaschenpark mit den Zielen aus dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK), das an dieser Stelle ohnehin einen solchen Park für mehr Grün und Natur in der Stadt vorsehe, so die Stadt. In der Innenstadt soll einerseits verdichtet gebaut und dadurch mehr Wohnraum geschaffen werden. Der öffentliche Raum soll aufgewertet, die Aufenthaltsqualität verbessert und die Verkehrssicherheit erhöht werden. Zugleich soll die Innenstadt als Zentrum für Einkaufen, Arbeit und Wirtschaft gestärkt werden, während sogleich eben mehr Grün in der Stadt geschaffen werden soll. Der Gemeinderat hatte im Juli 2023 die Sanierungssatzung beschlossen, die den rechtlichen Rahmen und Gestaltungsvorgaben für die Arbeiten geben.
Anders als in Gerlingen wird ein Westentaschen-Park nicht überall gut angenommen. In Stuttgart waren auf Initiative der Grünen im vergangenen Sommer 30 mediterrane Pflanzen in Kübeln auf einem Parkdeck aufgestellt worden. Aus Sicherheitsgründen blieb der Pocket-Park allerdings durchgehend abgesperrt. Im Oktober wurden die Pflanzen wieder abgeräumt. Dieses Jahr sollte ein weiterer Versuch gestartet werden. Der neue Plan sieht winterfeste Pflanzen, wie Pappeln und Weiden, sowie Sitzmöglichkeiten aus Paletten vor.
Kosten und Herausforderungen: Pocket-Park in Gerlingen im Fokus
Die Kosten beziffert die Stadt auf 54 000 Euro für die einmalige Errichtung des Pocket-Parks sowie jährlich 27 000 Euro laufende Ausgaben für Gießen, Pflege und Müll wegräumen; ab 2026 bräuchte es dafür laut Stadt sogar eine halbe Stelle in der Stadtgärtnerei. Das Projekt war im Fachausschuss des Gemeinderats abgelehnt worden. In anderen Städten gibt es bereits Pocket-Parks, wie in Heilbronn. Dort heißt es Klimawäldchen und entstand im Jahr 2019 im Rahmen der Bundesgartenschau.