Viele Freiberger befürchten den Verkehrsinfarkt, sollte eine zentrale Grundschule kommen. Jetzt hat die Stadt einen Gutachter eingeschaltet, der genau das Gegenteil behauptet.

Freiberg/Neckar - Die Stadtverwaltung von Freiberg hat bei ihrer ersten Informationsveranstaltung anlässlich des Bürgerentscheids am 18. Dezember zur Zukunft der Grundschulen in der Stadt am Mittwochabend ein erstes, grobes Verkehrsgutachten präsentiert. Es sollte den knapp 300 anwesenden Bürgern im Prisma zeigen, dass sich der Hol- und Bringverkehr der Eltern im Falle der Entscheidung für eine zentrale Grundschule in den Griff bekommen ließe. Die Verwaltung hat damit auf Sorgen in der Bevölkerung reagiert, die sich insbesondere auch durch Betreiben einer Bürgerinitiative gesteigert haben, die ein „Verkehrschaos“ vorhersagt.

 

Erstellt wurde das Kurzgutachten von Christoph Hupfer, einem Verkehrsplaner und Professor in Karlsruhe, der auch schon die Stadt Ludwigsburg in Sachen Innenstadtentwicklung beraten hat.

Bislang werden 88 Schüler mit dem Auto gebracht

Hupfer geht davon aus, dass „die Schulzusammenlegung aus verkehrsplanerischer Sicht kein Problem darstellt“. Er führt das auf Verkehrszählungen zurück, die er im Auftrag der Stadt durchgeführt hat. Sein Ergebnis: von den 526 Schülern, die insgesamt an der Flattich-, der Kasteneck- und der Grünlandschule sind, werden täglich 88 Schüler mit dem Auto gebracht.

Zwar lasse sich die Zahl nicht eins zu eins auf eine zentrale Schule übertragen, man könne die Verkehrsströme dennoch entflechten. Beispielsweise, indem man eine alternative Schulanfahrt ausweise oder die Zufahrt direkt vor die Schule erschwere, oder mit Pollern, die zur Hauptbringzeit zwischen sieben und acht Uhr morgens hochgestellt würden. Im Gegenzug könnte man einen Grundschulbus einführen, dessen Haltestelle direkt an die Kasteneckschule angedockt ist. Die Kosten für die Beförderung der Schüler bezifferte Christoph Hupfer auf 30 000 bis 45 000 Euro im Jahr.

Kostenlose Grundschul-Busse – zumindest am Anfang

Inwiefern die Stadt die Kosten dafür tragen würde, dazu hielt sich der Bürgermeister Dirk Schaible auf Nachfrage bedeckt: Es gebe noch keine Beschlusslage im Gemeinderat, er würde aber eine „kostenlose Einführungsphase empfehlen“.

Während der Fragerunde schilderten Anwohner der Schulen große Probleme mit dem Hol- und Bringverkehr der Eltern. Auch die Bürgerinitiative, die kritisiert hatte, dass sie selbst das Prisma von der Stadt nur gegen die üblichen Mietkosten zur Verfügung gestellt bekommen würde und sich dadurch nicht in der Lage sah, einen eigenen Informationsabend auf die Beine zu stellen, übte Kritik an der Darstellung der Stadt wie auch an der Präsentation der Berta-Hummel-Grundschule in Bad Saulgau. Deren Schulleiterin, Elisabeth Gruber, und der Elternvertreter Manfred Wetzel waren auf Einladung des neuen Leiters des Staatlichen Schulamts in Ludwigsburg, Hubert Haaga, gekommen, um zu schildern, wie der Alltag an deren Grundschule mit 565 Schülern aussieht. Auf den Hinweis der Bürgerinitiative hin gab Wetzel zu, dass es auch in Bad Saulgau Probleme mit dem Hol- und Bringverkehr gebe.

Podiumsdiskussion am Dienstag

Gruber zog das Fazit, dass eine größere Schule mehr Möglichkeiten für eine Förderung der Kinder habe, flexibler sei bei krankheitsbedingten Ausfällen der Lehrer sowie mehr Fachlehrer beschäftigen könne. Rosemarie Müller, die geschäftsführende Leiterin der Freiberger Grundschulen, stimmte dem zu.

Die nächste Informationsveranstaltung zu den Grundschulen gibt es am Dienstag, 29. November, von 19 Uhr an im Prisma. Bei einer Podiumsdiskussion treffen dann Vertreter der Bürgerinitiative auf Stadträte und Mitglieder der Stadtverwaltung. Zudem soll es am 3. Dezember einen Vor-Ort-Termin mit Verkehrsplaner Hupfer an der Kasteneckschule geben.