Grundschule Baltmannsweiler Corona hält die Schule auf Trab

Nach der großen Pause geht es darum, schneller als die anderen in die Hausschuhe zu schlüpfen. Foto: Ines Rudel/Ines Rudel

Es vergeht keine Woche ohne Infektion. Wie reagieren die Lehrer auf die Herausforderungen?

Region: Corinna Meinke (com)

Baltmannsweiler - Auf die Plätze, fertig los!“ In Windeseile werden Klettverschlüsse und Schnürsenkel gelöst, der erste Schuh abgestreift und schon verschwindet der Kinderfuß im Hausschuh. Jetzt noch schnell den zweiten Schuh wechseln – und schon steht die Zeit fest: „Das waren 18 Sekunden. Ihr seid schneller als Rektor Warth“, ruft die Konrektorin Marlen Rommel und die Zweitklässler in Hohengehren jubeln. An der Grundschule Baltmannsweiler hat sich ein neuer Wettbewerb etabliert, in dem es darum geht, die schmutzigen Straßenschuhe so schnell wie möglich gegen die Hausschuhe einzutauschen ohne den kalten Steinboden zu berühren.

 

Die Idee kam auf, weil die Kinder momentan die Schuhe im Freien wechseln müssen, ansonsten würde das Schulgebäude zu stark verschmutzen. Und schuld ist mal wieder Corona. Während der Pandemie dürfen sich die Kinder aus unterschiedlichen Klassen weder im Schulhaus noch im Pausenhof begegnen, und damit draußen der Platz nicht ausgeht, dürfen die Grundschülerinnen und Grundschüler auch bei nassem Wetter auf der Wiese toben, wo sie sich witterungsbedingt eben schmutzige Schuhe holen.

Omikron bringt eine bisher unbekannte Häufung

Kreativ mit der Pandemie umgehen, das gehört an den beiden Schulstandorten in Baltmannsweiler und in Hohengehren längst zum Alltag, zumal der voller Überraschungen steckt. Neben den sich häufig ändernden Vorgaben der Corona-Verordnung halten Rektor Friedemann Warth und sein Team auch die Corona-Infektionen auf Trab. „Es vergeht keine Woche ohne eine positive Meldung“, berichtet Warth über die aktuelle Omikronwelle und ergänzt: „So eine Art von Häufung haben wir bisher nicht gehabt.“

Gleichzeitig ist er froh, dass es bisher keine Hotspots in der Schule gegeben hat und noch keine Klasse in Quarantäne geschickt werden musste, da immer nur einzelne Mädchen und Jungen positiv getestet wurden. Der Rektor vermutet, dass die Infektionen von außen in die Schule getragen werden, wenn sich die Kinder beispielsweise in der Freizeit oder über Geschwister infizierten. Gut klappe es mit dem Lüften, den Lüftungsgeräten und dem Maskentragen. Und das regelmäßige Testen sei längst in die Routine des Schulalltags übergangen.

Schulsport in der Halle fällt öfters aus

Auswirkungen haben die Corona-Infektionen vor allem auf den Schulsport. Die Nutzung der Schurwaldhalle, die sowohl die Schüler aus Hohengehren als auch die aus Baltmannsweiler nutzen und jeweils zu Fuß besuchen, fällt bei einem positiven Fall in der Klasse fünf Tage lang vorsorglich aus, da sich dort Kinder aus unterschiedlichen Klassen und Standorten treffen würden. Ersetzt wird der Schulsport durch Spaziergänge und Bewegungsspiele im Freien, es werde viel geklettert und balanciert. Solche Bewegungsangebote seien besonders in der Pandemie wichtig, betont der Rektor. Und am Standort Baltmannsweiler könne auch der kleine Musiksaal für den Sport genutzt werden, da hier die jeweilige Klasse unter sich bleibe.

Warth freut sich, dass nun endlich das Landesprogramm „Lernen mit Rückenwind“ an seiner Schule starten konnte. In kleinen Gruppen erhalten hier die Mädchen und Jungen eine gezielte Förderung, damit sie die Lernrückstände aufholen können, die in den vergangenen Monaten beispielsweise während des Fernunterrichts im Lockdown entstanden sind. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die Lehrer beim Fernunterricht trotz Videochat die Kinder nur schlecht und manche gar nicht erreichen konnten. Der Präsenzunterricht sei nach wie vor das wichtigste Angebot, erklärt der Rektor.

Für Deutsch und Mathematik gebe es bereits Angebote rund um die Themen Rechtschreibung, Grundrechenarten sowie Sachaufgaben und Größen. Zusätzlich gebe es nachmittags einen Leseclub, in dem beispielsweise mit Comics und Ratekrimis ganz ohne Arbeitsblätter die Freude am Lesen gefördert werden soll.

Eine Befragung der Eltern zum Impfstatus läuft momentan

Momentan sei unklar, welche Regeln künftig für geimpfte Schülerinnen und Schüler mit Blick auf das Testen gelten werden. Vorsorglich habe die Schulleitung schon mal eine Befragung der Eltern veranlasst. Hier können diese freiwillig den Impfstatus ihrer Kinder an die Schule melden. Der Rücklauf sei noch nicht komplett erfolgt, aber es zeige sich bereits, dass es in allem Klassenstufen bis hin zu den Erstklässlern geimpfte Kinder gebe. Diese Information helfe bei der Organisation des Schulalltags. Sollte beispielsweise eine Klasse doch einmal in Quarantäne geschickt werden müssen, könnten die geimpften Kinder dann die Notbetreuung besuchen.

Werden Kinder positiv getestet, können sie die Schule sieben Tage lang nicht besuchen. Nach dem siebten Schultag kehren sie dann mit einem negativen Schnelltestergebnis zurück. Während der Zeit zuhause werden die Schüler mit Lernmaterialien versorgt, die die Klassen- und Fachlehrer zusammenstellen. Das seien Tagesportionen wie sie die Kinder bereits aus dem Wochenplan kennen. Zusätzlich werde organisiert, dass die Kinder in der Quarantäne eine Mappe mit den tagesaktuellen Unterlagen jeweils von Freunden vorbeigebracht bekommen.

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Schule an zwei Standorten

Schule
Die Grundschule Baltmannsweiler besteht aus den beiden Standorten Baltmannsweiler und Hohengehren. Insgesamt werden 183 Kinder von 16 Lehrkräften unterrichtet.

Förderung
Das Landesprogramm „Lernen mit Rückenwind“ ist auf zwei Jahre ausgerichtet. In Kleingruppen werden gezielt Kinder gefördert, bei denen sich durch Schulschließungen während des Lockdowns zum Teil erhebliche Lernrückstände ergeben haben. Ursprünglich hätte die Förderung bereits nach den Herbstferien beginnen sollen, doch die Suche nach Personal hatte den Beginn verzögert.

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