Der Bezirksbeirat Stuttgart-Süd vertagt seine Grundsatzentscheidung über die Grundschule Süd bis zur Sommerpause. Die Lokalpolitiker wollen den Dialog mit Eltern und Schulbehörde fortsetzen.
S-Süd - Die Eltern künftiger Grundschulkinder lehnen die Pläne für eine künftige Grundschule Süd weiter ab. Am Dienstag erschienen sie zahlreich in der Sitzung des Bezirksbeirats. Der sollte über einen Grundsatzbeschluss der Zusammenlegung von Heusteig- und Römerschule im Gebäude der Römerschule vorberaten. Den Grundsatzbeschluss sollte das Gremium dann nicht wie ursprünglich vorgesehen, in dieser Sitzung, sondern am 8. Juni treffen. Nach gut zweistündiger Diskussion zwischen Eltern, Bezirksbeiräten, Vertretern des Schulverwaltungsamtes sowie den beiden Rektorinnen und den Elternvertretern wurde ein weiterer Aufschub der Entscheidung bis kurz vor der Sommerpause erwirkt. In der sachlichen Diskussion wurde deutlich, wie komplex die Thematik ist, aber auch wie groß die Informationslücken und die Missverständnisse auf beiden Seiten sind.
Kernpunkt der Kritik der Eltern ist die Unterbringung der Grundschulkinder im Gebäude der Römerschule. Die Heusteigschule mit schwindenden Schülerzahlen soll künftig den Raumbedarf der Schickhardt-Gemeinschaftsschule decken. Die ist im vergangenen Jahr gestartet und kann den neuen Schulzweig nicht komplett auf ihrem eigenen Gelände unterbringen.
Unterschiedliche Angebote
Die Heusteigschule wird derzeit als gebundene Ganztagsschule geführt, die Römerschule als Ganztagsschule mit Wahlform. Die Eltern können also wählen, ob ihr Kind den ganzen Tag in der Schule verbringt oder klassisch nur am Vormittag dort ist. „Die Zusammenführung zweier Schuler mit unterschiedlicher Ganztagsbetreuung geht nur in Wahlform“, betont die Leiterin des Schulverwaltungsamtes Karin Korn. Die Eltern befürchten nun, dass die Ganztagsbetreuung von acht bis 16 Uhr an vier Wochentagen für alle, die das wünschen, nicht ausreichen wird, weil die Römerschule zu klein sei. Die Grundschule Süd soll vom Schuljahr 2017/18 an mit drei Zügen in dem Gebäude starten.
Ein weiterer Punkt, der die Eltern umtreibt, ist die Veränderung der Schulbezirke, die wegen der Zusammenlegung notwendig wird. Ein Teil des Einzugsgebiets der Römerschule wird dann zum Schulbezirk der Jakobschule zugeschlagen. Diese aber liegt am Rand des Leonhardviertels. „Wer schickt sein Kind schon dorthin mit einem Schulweg durch das Rotlichtviertel?“, brachte es eine Mutter aus dem Lehenviertel auf den Punkt. „Die Eltern werden die Kinder mit dem Auto dorthin bringen“, prognostizierte eine andere Mutter. Ein besorgter Vater rechnete vor, dass Schüler, die keinen Ganztagsbetreuungsplatz in der Grundschule Süd, sprich Römerschule, bekommen können, dann in die Jakobschule umgeleitet werden.
Verständnis für das Unbehagen der Eltern
Die Jakobschule soll künftig drei-bis vierzügig mit der Ganztagsbetreuung in Wahlform geführt werden. Sinn und Zweck ist auch hier, vorhandene, durch sinkende Schülerzahlen leerstehende Räume, wieder zu nutzen. Karin Korn zeigte Verständnis für das Unbehagen der Eltern gegenüber der Jakobschule und verwies auf die Bemühungen des Stadtbezirks Mitte, das Umfeld zu verbessern.
Der Standort Römerschule sei aus den gemeinsamen Gesprächen mit den Rektorinnen, dem Bezirksvorsteher Raiko Grieb und den Eltern hervorgegangen, sagte Karin Korn. Die Elternvertreterin der Römerschule, Elke Trautmann, betonte jedoch, dass es keinen Standortbeschluss gegeben habe.
Gegen die Unterbringung aller Grundschulkinder in der Heusteigschule sprächen pädagogische Gründe, erklärte die Rektorin der Römerschule, Ursula Franke. Diese Form der Grundschule Süd hätte dann fünf Züge – „das ist zu groß für so junge Kinder“, so Franke.
„Suboptimaler Standort“
Der Elternvertreter der Heusteigschule, Stephan Ferdinand, plädierte wegen der Feinstaubbelastung direkt an der Hauptstätter-Straße gegen den Standort Römerschule. Bernd Lindner (Grüne) erinnerte daran, dass im Bezirksbeirat seit vielen Jahren bekannt sei, dass die Römerschule als Grundschule an der B 14 ein „suboptimaler Standort“ sei.
Auf Vorschlag seines Parteikollegen Wolfgang Jaworek wird das Gremium demnächst eine Ortsbegehung machen und die Schadstoffbelastung in dem Gebäude untersuchen lassen. Die Rektorin der Heusteigschule, Nadine Reinhardt, forderte zur Fortsetzung des gemeinsamen Diskurses auf. „Es gibt so viele Ideen. Wir sollten die Chancen nutzen“, sagte sie.