Im Schulbezirk der Grundschule in Stuttgart-Nord stehen Veränderungen an: Rund um die Pragschule sollen in den nächsten Jahren rund 800 neue Wohnungen entstehen. Doch schon heute ist das Schulgelände an der Friedhofstraße zu klein. Nun beschäftigt sich der Gemeinderat mit dem Thema.

S-Nord - Rund vier Hektar groß ist das Bürgerhospital-Areal zwischen Türlen-, Wolfram- und Tunzhofer Straße. Das Klinikum ist umgezogen, nun soll das Gelände zu einem Wohnquartier entwickelt werden. Auch für das gegenüberliegende Areal zwischen Türlen- und Mönchhaldenstraße, das bislang noch vom städtischen Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) genutzt wird, ist eine solche Entwicklung geplant. Bis zum Jahr 2035 sollen dort laut Gemeinderatsbeschluss insgesamt 600 Wohneinheiten entstehen; mit dem Bau der ersten rund 160 Wohnungen soll das städtische Wohnbauunternehmen SWSG bereits im kommenden Jahr beginnen. Zudem errichtet der Arbeitgeberverband Südwestmetall auf dem Gelände der früheren Mercedes-Niederlassung an der Türlenstraße neben Büros und einer Kindertagesstätte rund 200 Mietwohnungen, die im Frühjahr 2018 fertiggestellt werden sollen .

 

Für das Bürgerhospital- und AWS-Areal hat die Stadt einen städtebaulichen Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Eine der darin formulierten Planungsvorgaben lautet, dass dort mehrere Kindertagesstätten mit insgesamt 23 Gruppen berücksichtigt werden sollen; es gibt dort bereits sieben Kita-Gruppen, der Bedarf an 16 weiteren ergebe sich durch die Aufsiedlung des Gebiets. Die Schulsituation in dem Quartier hingegen ist im Wettbewerb nicht berücksichtigt. Darauf hatte auch Wolf Dieter Dallinger hingewiesen, als der Auslobungstext für den Wettbewerb im Bezirksbeirat Nord vorgestellt und diskutiert wurde: „Die Bürgerbegleitgruppe regt an, eine Außenstelle der Pragschule in die Auslobung aufzunehmen“, sagte der Sprecher der Gruppe, die im Zuge des städtischen Bürgerbeteiligungsprozesses ins Leben gerufen wurde. Gemäß dem Grundsatz „kurze Beine – kurze Wege“ sei die Grundschule an der Friedhofstraße dazu prädestiniert, künftig die Kinder aus dem neuen Wohngebiet aufzunehmen, meinte Dallinger.

Die Pragschule musste schon Klassen auslagern

Tatsächlich gehört das Wettbewerbsgebiet zum Grundschulbezirk der Pragschule. Die jedoch hat schon Probleme, ihre rund 240 Schüler unterzubekommen: „Wir haben eine extreme Raumnot“, sagt der Schulleiter Peter Burkhardt. „Wir sind jetzt schon an der Grenze der Belastbarkeit.“ Er verweist auf zwei landesweite Untersuchungen zur Lehrergesundheit, laut denen die Raumnot ein hoher Stressfaktor für die Kollegen sei. Und auch das Landesinstitut für Schulentwicklung hat bereits festgestellt, dass die räumliche Situation zu erschwerten Arbeitsbedingungen führt. Alle Klassenzimmer seien belegt, für Elterngespräche gebe es keine geeigneten Räume und auch für die Ganztagsbetreuung im Rahmen des Schülerhauses fehle es an Zimmern, sagt Burkhardt.

Teilweise muss die Schule aber auch schon auf Räumlichkeiten in der Nachbarschaft ausweichen, um ihrem Bildungsauftrag gerecht werden zu können: Zwei Vorbereitungsklassen für Kinder aus Flüchtlingsfamilien mussten ausgelagert werden, weil auf dem Schulgelände kein Platz mehr ist, berichtet der Rektor. Sie konnten in der Alexander Fleming Schule an der Hedwig-Dohm-Straße sowie in den Gemeinderäumen der Erlöserkirche an der Birkenwaldstraße untergebracht werden.

Das Thema steht im Schulbeirat auf der Agenda

Zwar gibt es aktuell bereits Pläne zum Ausbau der Pragschule. Diese würden aber nur den notwendigsten Bedarf abdecken, der sich aus der Entwicklung zur Ganztagsschule ergebe, erklärt Burkhardt. Zum Schuljahr 2018/19 soll mit dem Ganztagsbetrieb begonnen werden. „Mir ist es ein hohes Anliegen, das Platzangebot grundlegend zu verbessern, wenn wir uns in Richtung Ganztag entwickeln“, sagt der Rektor. Er betont, dass man die Schulversorgung mitdenken müsse, wenn das Bürgerhospitalgelände neu geplant werde: „Wir brauchen Unterrichtsgelegenheiten für Kinder.“ Eine Option sei sicherlich, auf dem Areal eine Außenstelle der Pragschule einzurichten. Auch einem Neuzuschnitt der Schulbezirke würde er sich nicht grundsätzlich verschließen, allerdings müsse dabei eine gute soziale Durchmischung gewährleistet bleiben.

Am Dienstag, 15. November, beschäftigen sich die Stadträte im Schulbeirat mit dem Thema. „Wohin mit den Kita- und Schulkindern bei Bürgerhospital und Co?“ ist ein Antrag der Grünen-Gemeinderatsfraktion überschrieben: Das Schulverwaltungsamt soll darlegen, von welchen Schülerzahlen in Stuttgart-Nord und -Mitte künftig auszugehen ist und wo die Kinder zur Grundschule gehen sollen. Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamts, erklärt, dass man die zeitlich abgestufte Aufsiedlung auf dem Bürgerhospitalgelände in der Planung berücksichtigen müsse. Klar sei, dass die Pragschule auf dem sehr beengten Gelände an der Friedhofstraße maximal drei Klassen pro Jahrgang anbieten könne. Mehr wolle sie vor der Sitzung des Schulbeirats aber nicht dazu sagen.