Für das neue Stadtquartier ist nun der Grundstein gelegt. Im Frühjahr 2019 soll das Gebiet in der historischen Ortsmitte dem Architekten Karl Grob zufolge fertig sein.

Gerlingen - Das Träuble hatte eine besonders lange Reifezeit.“ Andreas Epple, einer der Bauherren des Träuble-Areals, hat bei der Grundsteinlegung am Freitag das ausgesprochen, was vielen Gerlingern zuerst in den Sinn kommt, wenn es um das neue Stadtquartier an der Ecke Hauptstraße und Leonberger Straße geht. Kein Wunder, dauerte es immerhin Jahrzehnte, bis aus der Idee des Architekten und damaligen CDU-Stadtrats Karl Grob, die Brache hinter der 2011 geschlossenen Gaststätte Träuble zum neuen Mittelpunkt der Stadt zu machen, konkrete Pläne entstanden sind und die Bauarbeiten beginnen konnten. Ende 2016 rollten die Bagger an.

 

Geht es nach den Plänen des Bauträgers und Projektentwicklers Epple, ist das Quartier Ende 2018 fertig. Der Architekt Grob rechnet vorsichtshalber einen Puffer von einem halben Jahr mit ein. Es könne immer zu Verzögerungen kommen, sagte er und terminiert die Fertigstellung auf das Frühjahr 2019. Das knapp 10 000 Quadratmeter große Träuble-Areal hat ein Gesamtvolumen von rund 21 Millionen Euro.

Größte Baustelle in Gerlingens Stadtgeschichte

Inzwischen ist die Grube ausgehoben und einige Fundamente stehen. Von den 40 Eigentumswohnungen ist noch eine frei. Die 22 Wohnungen der Bauherrengemeinschaft um die Träuble-Besitzer, Familie Häcker, werden vermietet. Aber erst dann, wenn der Rohbau steht und man erkennen kann, wie die Wohnungen später aussehen. 150 Menschen sollen künftig auf dem Areal wohnen. Ein Edeka siedelt sich dort an, auch die Bäckerei Trölsch samt Café.

„Diese Baustelle ist die größte Baustelle in Gerlingens Stadtgeschichte“, sagte Bürgermeister Georg Brenner. Ihm war es wichtig, dass im neuen Quartier die Polizei Platz findet. „Das Domizil an der Hauptstraße ist nicht mehr zeitgemäß.“ Zu klein geworden sind dagegen die Räume des Bürgertreffs im Alten Rathaus. Er weitet sein Angebot stetig aus. Nun kommt der Bürgertreff in größeren Räumen auf dem Träuble-Areal unter. Zudem ist dort eine Tagesstätte für Demenzkranke vorgesehen. Auch ein wichtiges Anliegen Brenners angesichts der Tatsache, dass Gerlingen die älteste Bevölkerung im Kreis Ludwigsburg hat. Das Durchschnittsalter der Gerlinger lag 2015 bei 45,2 Jahren.

Kleinteilige Bebauung an der Leonberger Straße

Um das Quartier in sein Umfeld einzubinden, verwenden die Architekten Grob und seine Tochter Katrin Materialien wie den roten Buntsandstein, wie er oft vorkommt. An der Leonberger Straße wird die Bebauung kleinteilig, damit sie optisch zur gegenüberliegenden Straßenseite passt. Grob, ein Gerlinger Urgestein, ist sich bewusst, dass sich ein historisch geprägter Teil einer Stadt wie das Träuble-Areal trotzdem verändert. Zum Beispiel, weil man heute dichter bauen muss.

Vor 300 Jahren habe man Grundstücke noch völlig anders genutzt, sagte Grob. Bauten die Menschen damals großzügig, da genug Platz vorhanden war, ist Wohnraum vor allem in Ballungszentren knapp und teuer geworden. „Im Kerngebiet einer Stadt muss man deshalb dicht, das heißt nach oben bauen, um die Außenbereiche zu schonen“, sagte Grob. Viele Kommunen hätten es verpasst, Gebäude zu sanieren und dabei dichter zu bauen. Aus dem Grund hätten sie sich wie Wildwuchs ausgebreitet. In Gerlingen sieht Grob an der Eltinger Straße oder an der Querstraße Handlungsbedarf. „Neues geht ohnehin schnell in das bestehende Stadtbild über“, sagte Grob, der um die Herausforderung im „Neuen Träuble“ weiß: „Das Quartier wird die Stadt Jahrzehnte lang prägen.“

Landesdenkmalamt hat auf dem Areal gegraben

Wohl länger, als es bis zum Baggerbiss dauerte. Nach langen Gesprächen einigten sich die Eigentümer mit der Stadt und Epple 2010 darauf, das Areal gemeinsam zu entwickeln. Im November 2012 hat der Gemeinderat den Bebauungsplan beschlossen – als Basis für die Baugenehmigung. Diese erteilte das Baurechtsamt im Februar 2015. Über ein Jahr durchforsteten zudem Mitarbeiter des Landesdenkmalamts die Fläche nach historischen Resten. So sieht es Baden-Württemberg vor, wenn an historischen Orten gebaut wird.