Der Feuervulkan kommt nicht zur Ruhe. Wieder gibt es Explosionen, wieder fließen dampfende, heiße Ströme aus Lava und Asche herab. Anwohner fliehen in Panik. Die Zahl der Toten beim massiven Ausbruch vom Sonntag steigt derweil weiter. Und fast 200 Menschen werden vermisst.

El Rodeo - Wenige Tage nach der gewaltigen Eruption mit vielen Toten ist der Feuervulkan in Guatemala abermals ausgebrochen. Am Dienstag (Ortszeit) kam es in dessen Innern zu starken Explosionen, wenig später flossen neue Lava- und Ascheströme an dessen Südseite herab. Der Katastrophenschutz ordnete erneut Räumungen einiger nahegelegener Gemeinden an, was Panik in der Bevölkerung auslöste. Mancherorts kam es zu Staus und Verkehrsbehinderungen. Die Zahl der Todesopfer beim massiven Ausbruch des Feuervulkans am Sonntag stieg auf mindestens 75.

 

Bislang seien nur 23 der Leichen identifiziert worden, teilte das nationale Institut für Forensik mit. 192 Menschen würden nach der tödlichen Eruption noch vermisst, ergänzte Institutschef Sergio Cabanas am Abend.

Lavaströme begruben Dörfer unter sich

Herabfließende glühend heiße Ströme aus Lava und Asche hatten am Wochenende Bergdörfer rund um den Vulkan erfasst und Anwohner unter sich begraben. Einige Häuser waren bis zum Dach mit Asche bedeckt. Viele Opfer verbrannten bis zur Unkenntlichkeit, zur Identifizierung müssen daher womöglich DNA-Proben oder andere Methoden herangezogen werden müssen. Cabanas schloss nicht aus, dass einige der Vermissten unter den bisher unidentifizierbaren Leichen seien.

Es wurde erwartet, dass die Zahl der Toten weiter steigt. So treibt Anwohner und Behörden die Sorge um, dass in verschütteten Häusern festsitzende Menschen womöglich bereits gestorben sind. Viele Bewohner in abgelegenen Bergregionen wurden offenbar überrascht und hatten offenbar kaum Zeit zur Flucht.

Am Dienstag stiftete eine starke Eruption des 44 Kilometer westlich von Guatemala-Stadt gelegenen Volcán de Fuego neue Panik. Das lokale Institut für Seismologie und Vulkanologie meldete erhöhte Aktivität, nach Explosionen spie er mehr als 5000 Meter hohe Aschewolken aus. Am Abend wälzte sich ein „moderater Strom mit vulkanischem Material“ hinab, wie die Behörde mitteilte. Doch bestehe in einigen Gebieten die Gefahr starker Vulkanmassen. Die Luftfahrtbehörden wurden zudem aufgerufen, die Lage angesichts der Aschewolken im Blick zu behalten und gegebenenfalls Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

Verkehr kam zum Erliegen

Alarmsirenen heulten nach der neuen Eruption, eine Autobahn wurde gesperrt. Einsatzkräfte, Polizisten und Journalisten verließen die Gegend. Auch in Orten, die nicht unter die Evakuierungsanordnungen fielen, machte sich Furcht breit. Auf Bildern war zu sehen, wie Dutzende Menschen mit ihren Kindern im Arm oder Habseligkeiten an Straßen entlangliefen. In teilen der Gemeinde Escuintla im Süden des Vulkans kam der Verkehr zum Erliegen. Selbst in weiter entfernten Ortschaften waren Geschäfte verwaist und Anwohner im Aufbruch.

Die Katastrophenschutzbehörde rief zur Ruhe auf. Doch nachdem viele Bürger beklagt hatten, am Sonntag kaum oder gar keine Warnungen vor der gewaltigen Vulkaneruption bekommen zu haben, wollten viele kein Risiko eingehen und flohen.