Gülle hat die Metter bei Sersheim (Kreis Ludwigsburg) verschmutzt. Der Fluss soll wieder sauber sein - die Folgen werden aber noch lange zu spüren sein.

Volontäre: Frederik Herrmann (hef)

An der Metter ging Manfred Peter am liebsten zum Fischen. Denn der Fluss hatte eine ausgezeichnete Wasserqualität. Viele Fische wie die Bachforelle, die Äsche oder auch der seltene Strömer lebten hier. Doch am 1. Mai veränderte sich die Idylle. Der Vorsitzende des Angelsportvereins Bietigheim/Enz wird sich vorerst einen anderen Platz zum Angeln suchen müssen.

 

Denn Peter erhielt einen Anruf von einem Kollegen: „Etwas stimmt mit dem Wasser nicht. Es ist braun und schäumt.“ Vor Ort bot sich Peter ein erschreckendes Bild: Das Wasser der Metter roch stark nach Gülle, es schäumte und war braun. „Es ist schlimmer als gedacht“, sagte er.

Manfred Peter vom Angelsportverein Bietigheim Enz e.V. hat an der Metter viele tote Fische gefunden. Foto: Andreas Essig

Hundert tote Fische im Fluss

Kurz darauf erhielt er einen weiteren Anruf. Die Fischereibehörde teilte ihm mit, dass aus der Biogasanlage in Sersheim Gülle ausgetreten und in die Metter gelangt sei. Zusammen mit seinen Kollegen entdeckte Peter entlang des Flusses rund hundert tote Fische. „Wir gehen davon aus, dass es in dem Bereich der Biogasanlage und an der Stelle, an der die Metter in die Enz fließt, einen Totalverlust gibt“, erklärt er. Auch im Bereich Sachsenheim und Bietigheim wurden tote Fische gefunden, teilt das Landratsamt Ludwigsburg mit. Neben den Fischen sind auch Flusskrebse und andere Lebewesen dem Umweltunglück zum Opfer gefallen. „Da tut uns im Herzen richtig weh“, sagt Peter.

Laut Landratsamt seien etwa 50 Kubikmeter an Gärresten in den Fluss gelangt. Das Regierungspräsidium Baden-Württemberg, das für die Fischereiaufsicht zuständig ist, teilte auf Anfrage mit, dass in der Biogasanlage ein Behälter beschädigt wurde. Dadurch sei Gülle ausgetreten und über einen Wassergraben in die Metter gelangt.

Nachdem der Betreiber der Biogasanlage den Schaden bemerkt hatte, soll er den Graben kurz vor dem Einlauf in die Metter mit einem Damm aus Erde gesichert und die Gülle, die sich in dem Grabensystem gesammelt hatte, ausgepumpt haben. Dadurch soll keine weitere Gülle in den Fluss gelangt sein, so die Behörden.

Etwa 50 Kubikmeter Gülle flossen in die Metter bei Sersheim und färbten den Fluss braun. Foto: privat

Polizei, Feuerwehr, der zuständige Fischereiaufseher sowie ein Mitarbeiter des Landratsamts Ludwigsburg fanden sich noch am 1. Mai in Sersheim ein und untersuchten den Fluss. Sie stellten fest, dass die ausgetretene Gülle selbst einige hundert Meter flussabwärts deutlich wahrnehmbar war und sich Schaum gebildet hatte. Hier soll auch der Sauerstoffgehalt im Wasser deutlich gesenkt worden sein.

Auch an den darauffolgenden Tagen kontrollierte das Landratsamt die Biogasanlage und stellte fest, dass auf der Anlagenfläche noch deutliche Reste an Gärsubstrat zu finden waren. Die Gräben waren dagegen gut gereinigt und bedurften keiner weiteren Behandlung. Am 5. Mai konnte dann der provisorische Damm wieder entfernt werden, damit die Entwässerung wieder ungehindert stattfinden kann.

Technischer Defekt soll Ursache sein

Das Landratsamt vermutet einen technischen Defekt hinter dem Schaden. Ein fahrlässiges oder gar vorsätzliches Handeln schließt die Polizei derweil aus. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, um den Grund für den technischen Defekt nachzugehen, teilt die Polizei Ludwigsburg auf Anfrage mit.

Mittlerweile soll sich das Wasser aufgrund der kontinuierlichen Wasserzufuhr aus den nicht betroffenen Abschnitten wieder geklärt haben, so das Landratsamt Ludwigsburg. Aktuell soll an den betroffenen Stellen auch wieder gefischt werden können. Das Regierungspräsidium Baden-Württemberg empfiehlt jedoch die Bestände zu schonen und vorerst an der Metter auf das Angeln zu verzichten.

„Keine Gefahr für die Öffentlichkeit“

In einer Pressemitteilung von Mittwoch teilt das Landratsamt Ludwigsburg mit, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestanden habe. Zuvor informierten weder Polizei, Regierungspräsidium noch das Landratsamt die Öffentlichkeit über den Vorfall.

Die langfristigen Folgen sind indes noch unklar. „Die vollständige ökologische Regeneration, insbesondere der Fische, wird jedoch noch Zeit in Anspruch nehmen“, sagt eine Sprecherin des Landkreises.

Der seltene Strömer könnte allerdings Glück gehabt haben. Erst vor wenigen Wochen haben der Angler Manfred Peter und seine Kollegen nach Exemplaren im Fluss gesucht und diese gefangen. Sie wollen den Fisch außerhalb des Flusses nachzüchten und ihn dann wieder freilassen. „Nach dem Unglück hätten wir in diesem Flussabschnitt vermutlich kein Exemplar mehr gefunden“, sagt Peter.