9 oder 12 Monate – oder doch unbegrenzt? Wie lange gilt der Impfnachweis nun wirklich? Eine Übersicht der aktuellen Lage.

Digital Desk: Lukas Böhl (lbö)

Im Moment ist die Booster-Impfung in aller Munde. Sie soll den Impfschutz in der Bevölkerung auffrischen und so dazu beitragen, die vierte Welle in Deutschland einzudämmen. Tatsächlich ist die Booster-Impfung bislang aber gar nicht nötig, um gemäß der COVID-19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmenverordnung als vollständig geimpft zu gelten. Dazu reicht nach wie vor die Grundimmunisierung, die je nach Impfstoff und Genesenenstatus aus zwei bzw. einer Impfdosis besteht.

 

Als vollständig geimpft im Sinne der Verordnung zu gelten, bedeutet aber nicht automatisch noch einen ausreichenden Immunschutz zu haben. Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt, dass der Impfschutz mit der Zeit nachlasse und die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, zunehme. Aus diesem Grund empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) mittlerweile allen Personen ab 18 Jahren 6 Monate nach der Grundimmunisierung eine Auffrischungsimpfung. Was bedeutet das nun aber für das Impfzertifikat, das man nach der Impfung erhält?

Wie lange ist der Impfnachweis gültig?

Mit der Einführung des digitalen Impfpasses erhielt das Impfzertifikat in den Apps ein technisches Ablaufdatum, das auf den Tag genau ein Jahr nach der Impfung liegt. Dies sorgte für große Verwirrung bei den Nutzern der Corona-Warn-App und der CovPass-App. Offiziell heißt es vom Robert Koch-Institut, dass dieses technische Ablaufdatum nur das digitale Zertifikat betreffe und der Immunschutz davon unberührt bleibe. Man könnte sich nach Ablauf des Zertifikats also weiterhin mit dem gelben Impfausweis als vollständig geimpft ausweisen. Da nun einige Bundesländer jedoch als Nachweis für die Corona-Impfung nur noch den digitalen Impfpass akzeptieren, gewinnt das technische Ablaufdatum wieder an Bedeutung. Schließlich laufen die ersten Impfzertifikate im ersten Quartal 2022 aus.

Hinzu kommt, dass die EU-Kommission am 25. November vorgeschlagen hat, die Gültigkeit der digitalen COVID-Impfzertifikate auf 9 Monate zu beschränken. Die 9 Monate sollen den Anerkennungszeitraum in der EU vereinheitlichen und berücksichtigen die Leitlinien des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) für die Verabreichung von Booster-Impfungen ab einem zeitlichen Abstand von sechs Monaten (+ 3 Monate Übergangsfrist). Der Vorschlag der EU-Kommission muss nun von den Mitgliedstaaten diskutiert werden, um eine finale Lösung zu finden. Laut dem Vorschlag der EU-Kommission sollen die neuen Bestimmungen ab dem 10. Januar 2022 gelten.

Was passiert nach Ablauf der Impfzertifikate?

Wie genau die Impfzertifikate verlängert werden können und wie sich die neuen Bestimmungen auf die gesetzlich festgelegte Dauer des Immunschutzes auswirken, blieb in dem Vorschlag der EU-Kommission unbeantwortet. Auch gibt es noch keine Antwort auf die Frage, ob alle sechs bzw. neun Monate nachgeimpft werden muss, um die Gültigkeit des Zertifikats aufrechtzuerhalten. Mit konkreten Antworten kann man vermutlich erst im Januar 2022 rechnen, wenn es nach dem vorgeschlagenen Plan der EU-Kommission geht.

Fazit

In Deutschland reicht es zum aktuellen Zeitpunkt noch aus, die Grundimmunisierung zu haben, um als vollständig geimpft zu gelten. Das digitale Impfzertifikat hat jedoch eine beschränkte Gültigkeit von einem Jahr. Nach Ablauf der Frist müsste das Zertifikat erneuert werden. Dazu gibt es im Moment allerdings noch keine Möglichkeit. Der Vorschlag der EU-Kommission, die Gültigkeit der Impfzertifikate auf 9 Monate zu beschränken, wird daher hoffentlich Klarheit darüber verschaffen, wie und wann die Zertifikate verlängert werden müssen. Mit einer Lösung sollte Mitte Januar gerechnet werden können, wenn sich die EU-Mitgliedstaaten an den Plan der EU-Kommission halten und eine Einigung bei der Gültigkeit der Zertifikate erreichen. Wie und ob sich die gesetzliche Definition von „vollständig geimpft“ in diesem Kontext ändern wird, lässt sich derzeit nicht beantworten. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Diskussionen rund um die Beschränkung der Gültigkeitsdauer der digitalen Zertifikate einen Einfluss darauf haben werden.

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