Schulen blieben als Bauaufgabe erhalten, hinzu kamen mit der Zeit auch Hochschulbauten: Die Verwendung eines modularen Baukastensystems kam beispielhaft bei der FH Ulm zur Anwendung, die 1963 als erstes öffentliches Gebäude vollständig aus Fertigteilen entstand. 1968 wurden Neubauten für die FH in Aalen fertiggestellt, kurz nachdem Behnisch 1967 als Nachfolger von Ernst Neufert als Professor für Entwerfen, Baugestaltung und Industriebaukunde sowie als Direktor des Instituts für Baunormung an die Universität Darmstadt berufen worden war.

Die letzten Lebensjahre waren von langer Krankheit überschattet


Dem Meilenstein Olympiapark folgten weitere Bauten für Sport und Erholung, darunter mehrere Schulsporthallen und die 1999 eröffneten Schwimmhallen in Bad Elster und Leipzig. Die beiden wichtigen Museen im langen Werkverzeichnis sind das Museum für Post und Kommunikation in Frankfurt am Main (1990) und das Museum der Phantasie für die Sammlung Lothar Günther Buchheim in Bernried am Starnberger See (2001). In der Stuttgarter Architekturlandschaft hat Günter Behnisch auf zweierlei Weise Spuren hinterlassen. Da sind zum einen seine Bauten, zu denen der U-Bahnhof Schlossplatz und die Gestaltung der Königstraße als Fußgängerzone gehören (1978/80), die Bauten für das Diakonische Werk an der Heilbronner Straße (1984/94), das dekonstruktivistische Hysolar-Institutsgebäude auf dem Universitätscampus in Vaihingen (1987), der Kindergarten Luginsland (1990) und das 1997 fertiggestellte Dienstleistungszentrum am Bollwerk.

Zum anderen gibt es aber auch auf einer persönliche Ebene Spuren in den Biografien vieler heute in der Stadt etablierter Architekten, die eine Zeitlang mit oder für Günter Behnisch gearbeitet haben und durch diese Zeit geprägt wurden. Unter ihnen sind Fritz Auer und Carlo Weber als Partner, ebenso Dieter Kauffmann und Andreas Theilig, Peter Schürmann, Ansgar Lamott, Jens Wittfoht und andere. "Beim Behnisch" zu arbeiten, war für viele die entscheidende Lehrzeit, in der sie vor dem Schritt in die eigene Selbstständigkeit unermüdlich Wettbewerbe "schrubbten" und erste Bauerfahrungen sammelten.

Manche Architekten haben "Jugendsünden" in ihrem Werk, frühe Projekte, die nicht die Klasse späterer Arbeiten haben. Bei Behnisch gibt es eher einen späten Wermutstropfen. Sein Einstieg in die Berufspraxis verlief makellos mit einem Wettbewerbsgewinn und einer daraus hervorgegangenen gelungenen Schule in Schwäbisch Gmünd - dafür musste er hinnehmen, dass sein letztes großes Projekt, die zusammen mit Werner Durth geplante Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin, mit vielen Streitereien begann, im Bau mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, mehrfach umgeplant wurde und letztlich trotz aller räumlicher Ambitionen auch nicht wirklich gelang. Zur Eröffnung des Neubaus im Jahr 2005 kam Günter Behnisch noch nach Berlin, danach zog er sich aus gesundheitlichen Gründen immer weiter aus der Öffentlichkeit zurück. Die letzten Lebensjahre waren von mehreren Schlaganfällen und langer Krankheit überschattet.

Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Architekten und Architekturlehrer, einen einzigartigen Teamplayer und Talentförderer, der die Fähigkeit hatte, sich in der Zusammenarbeit mit anderen immer wieder neu zu erfinden; eine Persönlichkeit, die einen Standpunkt zu formulieren und öffentlich zu vertreten wusste - wenn es sein musste, auch sehr streitbar - als Baumeister, der sich seiner Verantwortung, auch der politischen Verantwortung seines Berufsstands für die Gesellschaft durch die öffentliche Wirkung seines Tuns zu jeder Zeit bewusst war.