Günther Jauch ist am Freitagabend in die Speisemeisterei gekommen. Auf seine TV-Show hat die Sorge vor einer weiteren Verbreitung des Coronavirus bereits Auswirkungen. Bei der Präsentation seiner Weine aber ist die Krise für ein paar Stunden vergessen.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Trotz der schlagartigen Einschränkungen öffentlicher Aktivitäten hat am Freitagabend wie geplant in der Speisemeisterei ein Abend mit Weinen des Guts Von Othegraven stattgefunden – und mit dem Besitzer der Domäne: Günther Jauch. In Begleitung seiner Frau Thea war er mit der Bahn angereist und sagte: „Ich umarme ja nicht jeden Menschen, dem ich irgendwo begegne.“

 

Aber auch der „Wer wird Millionär?“-Moderator sieht sich immer mehr mit den Auswirkungen der Coronakrise konfrontiert. „Ich habe heute die Nachricht bekommen, dass Sendungen mit mir bis auf Weiteres ohne Publikum gemacht werden“, sagte Jauch. Das betreffe erst einmal Aufzeichnungen für zwei Sendungen übernächste Woche. Vor dem Publikum in der Speisemeisterei aber – 88 Gäste und keine Absagen – lief Günther Jauch als bester Botschafter seines Weinguts zu Hochform auf. Dies schon bei der Begrüßung und der ersten Vorstellung eines Weins, einem 2015er Riesling Kabinett Wiltingen Große Lage zum Tatar vom Kraichgauer Kalb mit Rettich, Auster und Dashi.

Jauch ist ein Medienprofi

Der Plauderton, den Jauch im Türrahmen zwischen zwei Sälen der Speisemeisterei auflegte, war zwar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Aber auch im Gespräch mit unserer Redaktion zeigte sich der Medienprofi sehr locker. Schon im Dezember war der Weinabend terminiert worden. Der Speisemeisterei-Geschäftsführer Jochen Bayer hatte Jauch in Mainz auf einer Weinveranstaltung angesprochen – und der hatte gleich zugesagt. Von Zeit zu Zeit mache er so etwas gern, „wenn’s ein schönes Haus ist“, so Jauch. „Für uns ist es auch wichtig, dass wir in der Spitzengastronomie vertreten sind.“

Von Othegraven stellt ausschließlich Rieslinge her – eine besondere Herausforderung, die passenden Speisen dafür zuzubereiten? Stefan Gschwendtner, Küchenchef des Sternerestaurants in Schloss Hohenheim, winkte lächelnd ab: „Wir haben denen einfach unser Menü geschickt.“ Aber ganz so einfach kann es wohl doch nicht gewesen sein. „Mein Kellermeister hat gesagt, es ist selten, dass das so schön aufeinander abgestimmt ist“, lobte Jauch.

Riesling ist seine Lieblingsrebsorte

Rein zufällig ist Riesling seine Lieblingsrebsorte. „Die Bandbreite ist gigantisch: von klassisch trocken über die fein-herben Kabinettweine bis hin zur edelsüßen Spätlese, Trockenbeerenauslese, Eiswein ist alles geboten.“ Jauch selbst hat erst im Alter von 40 Jahren seine Liebe zum Wein entdeckt, die aber durchaus veranlagt ist. Seine Großmutter war eine geborene von Othegraven, das Weingut ist seit 1805 in Familienbesitz.

Als es zum Verkauf stand, hat es Günther Jauch, der als Kind viel auf dem Gut war, 2010 übernommen. Heute sei er mehrmals im Monat vor Ort in Kanzem an der Saar und sagt: „Es ist Dorf, es ist Landwirtschaft, es ist Abhängigkeit von der Natur und damit im Grunde genommen genau das Gegenteil der hektischen Medienlandschaft. Die hat sicherlich auch ihren Reiz, und das Spielfeld Fernsehen beherrsche ich ja. Aber was den Wein angeht, bin ich immer noch ein halbwegs fortgeschrittener Auszubildender.“

Der Moderator denkt noch nicht an Rückzug

Insofern ist das Weingut auch eine schöne Perspektive für den Ruhestand, oder sagen wir den Rückzug vom Schirm. Aber darüber möchte der 63-Jährige noch nicht nachdenken. Außerdem hat Jauch in seinem Wohnort Potsdam ein weiteres Projekt, eine Immobilie, die zehn Jahre lang leer stand und für die er den Spitzenkoch Tim Raue begeistern und als Partner gewinnen konnte. „Seit September ist es fertig. Das größte Problem ist, dass man keinen Platz da drinnen kriegt.“ Aber ob nun Villa Kellermann in Potsdam oder Speisemeisterei in Hohenheim – man muss schauen, wie sich die Coronakrise weiterentwickelt und ob es wie in Italien und Österreich auch bei uns vorübergehende Schließungen von Restaurants geben wird.