Stadtplaner suchen seit Jahren Investoren für das Güterbahnhof-Areal. In diesem Jahr soll mit dem Bau eines Supermarktes an der Vera-Vollmer-Straße begonnen werden.

Feuerbach - Seit Jahren versucht die Stadt, passende Investoren für das Güterbahnhof-Gelände nahe dem Boschwerk an der Wernerstraße zu finden. Im Frühjahr 2008 trafen sich Architekten, Stadtplaner, Eigentümer und Immobilienexperten im Bezirksrathaus. Es sollte sondiert werden, welche Möglichkeiten das Planungsrecht in diesem Bereich bietet. Mehrere Arbeitsgruppen entwickelten Konzepte und Ideen, was städteplanerisch wünschenswert wäre. Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen bis heute auseinander. „Es gibt mehrere Baugesuche, aber die entsprechen eigentlich nicht unseren Wunschvorstellungen“, sagt Karl-Theo Maurer vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung.

 

In Höhe des Fischgroßhandels „Deutsche See“, der sich an der Vera-Vollmer-Straße befindet, und dem Entsorgungsunternehmen Aulfinger ist vor etwa einem Jahr eine Tankstelle in Betrieb gegangen. Weiter nördlich Richtung Zuffenhausen hat die Firma JKS Karle Entsorgung und Recycling Flächen erworben. Das Unternehmen baut dort und wird sein bisher genutztes Gelände im Inneren Nordbahnhof aufgeben. Das Unternehmen setzt im Jahr etwa 120 000 Tonnen Schrott, Metalle, Altholz, Bauschutt und Erde um. Karle rechnet mit insgesamt etwa 150 Lastwagen pro Tag, die auf sein Gelände fahren oder es verlassen.

Auf einem Grundstück an der Vera-Vollmer-Straße lässt die Rewe-Group einen Penny-Markt errichten, den sie anmieten wird. Der Markt werde voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte eröffnet, heißt es bei Rewe-Group. Die Verkaufsfläche beträgt rund 700 Quadratmeter: „Der Bauantrag wurde von der Stadt schon vor längerer Zeit genehmigt“, sagt Kirsten Rickes, Leiterin des Baurechtsamtes. Zudem liege ein Baugesuch für eine Soccer-Arena auf einem benachbarten Gelände vor. Bei dem angestrebten Projekt handle es sich um eine Sporthalle mit mehreren Spielfeldern, berichtet Maurer. Über den Bauherrn und seine Pläne wollen Maurer und Rickes keine Angaben machen. Als Klientel der Fußballhalle kommen Freizeitkicker oder Betriebssportgruppen in Betracht. Zudem können Plätze für Events, wie zum Beispiel Firmenveranstaltungen oder Kindergeburtstage, angemietet werden.

Pläne für eine Soccer-Arena liegen vor

In Fellbach-Schmiden gebe es bereits seit einiger Zeit ein vergleichbares Modell, den Soccer-Olymp, sagt Rolf Schneider. Der Präsident der Sportvereinigung Feuerbach weiß von den aktuellen Plänen auf dem Feuerbacher Güterbahnhof-Gelände allerdings noch nichts. Er geht aber davon aus, dass auch im Stuttgarter Norden Bedarf an solch einer Indoor-Soccer-Anlage bestehe: „Damit kann man sicherlich Geld verdienen“, sagt der Sportvg-Präsident.

Doch richtig glücklich sind die Planer bei der Stadt über die bisherige Nutzung des Geländes nicht. Im Bebauungsplan ist dieser südliche Teil des 11,1 Hektar großen Gebietes als „Kerngebietsfläche“ ausgewiesen. Der Begriff Kerngebiet beinhaltet, dass für diese Flächen in erster Linie solche Nutzungen angestrebt werden, die zu der zentrumsnahen Lage beim Feuerbacher Bahnhof passen. Doch dafür fehlen bis dato schlicht und einfach die Interessenten.

Nicht nur Detlef Kron, der Leiter des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung, bedauert, dass im Fall des Güterbahnhofgeländes Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Der ursprünglich angestrebte Mix aus Büros, Wohnungen, Handels- und Dienstleistungsflächen ist derzeit eine Utopie, obwohl die Grundstücke äußerst verkehrsgünstig liegen.

Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander

Einer der Wunschkandidaten für das Gelände wäre Bosch gewesen, auch weil das Unternehmen dort ja auf der anderen Seite der Wernerstraße seinen Firmensitz habe, sagt Kron. Doch alles Werben war in diesem Fall vergeblich. Die Interessenten seien nicht das, was man sich gewünscht habe, sagt der Amtsleiter.

Jochen Heidenwag , der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins Feuerbach, hält den Standort für ungeeignet, um einen Lebensmittelmarkt anzusiedeln. „Wir haben doch in der Nähe schon Aldi, Lidl und Marktkauf.“ Ein weiterer Markt sei schlichtweg zu viel. Zudem ziele der Standort beim Güterbahnhof darauf ab, Bosch-Beschäftigte zum Einkauf zu bewegen. „Aber für uns in der Feuerbacher City sind die Boschler ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Einige gehen in der Mittagspause im Zentrum einkaufen, andere erledigen auch nach Schichtende ihre Einkäufe in der Stuttgarter Straße“, berichtet Heidenwag. Im Übrigen widerspreche eine solche Ansiedlung der Acocella-Studie, die ja die Stadt selbst in Auftrag gegeben habe. Das Büro Acocella hat darin die Fortschreibung des Stuttgarter Einzelhandels- und Zentrenkonzepts vorgelegt. Darin werde analysiert, wo neue Geschäfte noch Sinn machen. „Die Studie rät zur Zentralisierung, aber hier handelt es sich ja eindeutig um einen dezentralen Standort“, sagt Heidenwag.