Seit dem Tunnelunglück in Rastatt ist die zentrale Rheintalstrecke gesperrt, der internationale Frachtverkehr muss sich neue Wege suchen. Am Haus von Margarethe und Michael Funk in Rottenburg-Kiebingen rattern zurzeit schwere Güterzüge vorbei – tags und leider auch nachts.

Rottenburg - Es fängt an mit einem metallischen Summen, dann folgt ein Rattern und Rumpeln. Immer lauter, bis schließlich die Diesellok hinter den Bäumen hervorschießt, daran angehängt gut drei Dutzend Wagen mit Containern drauf. „Da vibriert das ganze Haus“, sagt Margarethe Funk und schaut dem Schweizer Güterzug hinterher. „Der ist ganz schön lang.“

 

Keinen Steinwurf von der Bahnlinie entfernt liegt das Reihenendhaus von Margarethe und Michael Funk. Direkt vor ihrer Haustür in Rottenburg-Kiebingen ist eine kleine Haltestelle der Neckar-Alb-Bahn, jede Lautsprecherdurchsage hören die Rentner im Garten, mehrfach stündlich hält ein Personenzug – daran haben sie sich längst gewöhnt. Zu den Übersensiblen zählen die beiden nicht, die Bahn gehört zum akustischen Alltag wie das Radio oder die Hausklingel. Doch seit der Sperrung der Rheintalstrecke bei Rastatt rollen schwere Güterzüge an ihrem Haus vorbei, mit 50 Stundenkilometern und mehr, tags und leider auch nachts. Ein Krach wie ihn die Funks bisher nicht kannten. „Ich schlafe tief, mich weckt so schnell nichts auf“, sagt die 66-jährige frühere Erzieherin, „mein Mann tut sich da etwas schwerer.“

Die Fenster sind lärmgedammt

Immerhin geht das Schlafzimmer nach hinten raus, die Fenster sind eigens lärmgedämmt. An den Moment, als der erste Containertransport Mitte August an ihrem Blumenparadies vorbeidonnerte, erinnert sich Margarethe Funk genau. Sie lag im Liegestuhl, nach dem Nachmittagskaffee und döste vor sich hin. „Ich konnte es erst nicht glauben“, sagt sie, „hier fuhr allerhöchstens mal ein Schotterzug vorbei.“

Der Lärm wird bald ein Ende haben, das wissen die Anwohner. „Bis zum 5. September halten wir es noch aus“, sagt Michael Funk, ein bekennender Bahnfan, schmunzelnd. Dann ist die Sanierung der Gäubahn zwischen Herrenberg und Böblingen beendet, dann fahren die Züge wieder ohne eine Extraschleife über Tübingen und Rottenburg direkt nach Stuttgart. Den Krach des Güterverkehrs werden dann andere Anwohner noch ein paar Wochen ertragen müssen.