Kornwestheim Achtklässlerinnen und Achtklässler haben sich bei einem Workshop mit Sexualität beschäftigt. Von Gaby Mayer-Grum

Kornwestheim Achtklässlerinnen und Achtklässler haben sich bei einem Workshop mit Sexualität beschäftigt. Von Gaby Mayer-Grum

Wie stellen sie es sich vor, zum ersten Mal mit dem Freund, der Freundin zu schlafen? Und wie darf es auf keinen Fall sein? Achtklässlerinnen und Achtklässler der Uhlandschule haben sich darüber bei einem Workshop im Jugendzentrum Gedanken gemacht. "Wir haben gute Gründe aufgezählt, um mit dem Partner Sex zu haben", erklärt Gabi Plan-Geiger von Pro Familie. Und gute Gründe, es lieber sein zu lassen. "Dann hat man schon eine Lösung im Kopf, wenn"s so weit ist", sagt die Sexualberaterin.

 

Über Liebe und Sex, Verhütung und Abtreibung haben die Jungen und Mädchen - getrennt voneinander - gesprochen. Viel Offenheit hat es dazu gebraucht, und bei den Jungen auch eine Menge Mut, um einzugestehen, dass sie eben doch noch nicht alles wissen über Sex und das andere Geschlecht. "Erst tun sie cool", berichtet Diplom-Psychologe Joachim Elger, der mit den Jungen gesprochen hat. "Wenn man diese Phase übersteht, kommen viele Fragen." Fragen, die den Beratern gestellt werden, die aber auch - schriftlich - zwischen dem Jungen- und dem Mädchenzimmer hin- und hergehen: So wollen die Jungen wissen, ob die Mädchen während der Regelblutung Schmerzen verspüren. Die Mädchen interessieren sich dafür, wie sie sich - aus Sicht der Jungen - beim ersten Mal verhalten sollen. "Bei der Antwort hierauf hätten die Mädchen mehr Macho-Gehabe erwartet", sagt Gabi Plan-Geiger lächelnd, doch das blieb aus.

Die Jugendlichen, 14 bis 15 Jahre alt, wagen sich an diesem Vormittag mit großer Ernsthaftigkeit an viele Tabuthemen. Sie erfahren, dass Mädchen auch schon beim ersten Mal schwanger werden können und wie der weibliche Zyklus funktioniert, die Jungen befassen sich mit den Veränderungen ihres Körpers während der Pubertät. Für Themen wie beispielsweise Aids, Pornografie und Gewalt in der Beziehung habe es aber keine mehr Zeit gegeben, bedauert Gabi Plan-Geiger und regt an, diese in einem weiteren Workshop aufzuarbeiten. Sie habe bemerkt, dass es da Gesprächbedarf gebe. Was Joachim Elger nur bestätigen kann. In seiner Gesprächsrunde mit den Jungen habe er auch das Thema Pornografie angesprochen, berichtet der Psychologe. Schließlich sei es heutzutage ein leichtes, pornografische Filme im Internet zu sehen. Daher sei es wichtig, Jugendlichen zu sagen: "Das Bild von Sexualität in der Pornografie ist nicht die Realität."

Für viele der Jugendlichen sei das Projekt vielleicht die einzige Möglichkeit, als peinlich empfundene Fragen mit einem Erwachsenen zu diskutieren, wissen die Berater. Sexual-Aufklärung im Unterricht einmal abzuhandeln, hält auch Beate Süpfle, Lehrerin an der Uhlandschule, für zu wenig. Sie wünscht sich daher solche Workshops für Siebt- bis Neuntklässler, "bei denen immer darauf eingegangen wird, wo die Jugendlichen gerade stehen." Die Lehrerin ist froh darum, dass der Pro-Familia-Workshop vom Landkreis als förderungswürdig anerkannt wurde und der Kreis die Kosten übernommen hat. Gleichwohl sind die Pro-Familia-Kurse in dieser Form in Gefahr: Die Einrichtung in Ludwigsburg verfügt derzeit über keinen männlichen Sexualberater und muss Psychologen wie Joachim Elger aus der Region "ausleihen" bis sie selbst einen neuen Kollegen findet.