Nach der Tarifeinigung gibt es bei der Bahn keine Streiks vor Weihnachten – aber weiter großen Handlungsbedarf, meint Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Keine Bahnstreiks zu Weihnachten – das ist die gute Nachricht für Reisende, die umweltschonend zur Verwandtschaft fahren wollen. Die Tarifeinigung mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft wird für die ohnehin klamme Deutsche Bahn AG teuer. Die interne Planung zeigt, dass sich der größte Staatskonzern solche Lohnzuschläge für die rund 200 000 Beschäftigten im Inland eigentlich nicht leisten kann. Schon seit 2012 werden die steigenden Personalkosten nicht mehr durch Mehrerträge ausgeglichen – eine alarmierende Entwicklung, die zeigt, wie schwierig die Lage ist. Doch unterbezahlte und unzufriedene Mitarbeiter sind auch keine Lösung. Die Bahn muss attraktive und fair dotierte Jobs bieten, sonst hat sie auf dem leer gefegten Arbeitsmarkt keine Chance.

 

Tausende Mitarbeiter gesucht

Es fehlen Tausende Lokführer, Disponenten und Fahrdienstleiter, obwohl der Konzern dieses Jahr bis zu 20 000 Mitarbeiter eingestellt hat, 80 Prozent mehr als geplant. Jeder zweite Beschäftigte wird in absehbarer Zeit in Rente gehen – auch das zeigt, vor welchen Herausforderungen man steht. Der Handlungsbedarf ist groß, die Bahn droht zum Fass ohne Boden zu werden. Mit Geld allein ist es nicht getan, ein neuer Kurs und Reformen sind nötig. Ob die DB-Spitze und die Bundesregierung dafür die Kraft haben, wird sich zeigen.