An diesem Wochenende feiert das Bergamo/Transit zehnjähriges Bestehen. Anlass genug also, dass uns Heiko Schöbinger und Timo Schillings vom Bergamo ein paar Gute-Nacht-Geschichten erzählen. Wie ging es los und was zeichnet das Transit aus?

Stuttgart - An diesem Wochenende feiert das Bergamo/Transit am Hans-im-Glück-Brunnen sein zehnjähriges Bestehen oder: zehn Jahre Transit Madness. Die paar Quadratmeter Bar-Magie, umflossen von der Geißstraße, sind mit dafür verantwortlich, dass die Zone rund um den Hans-im-Glück-Brunnen in der letzten Dekade zum angesagten Szeneviertel wurde.

 

In unserer Gute-Nacht-Geschichte erinnern sich die langjährigen Barkeeper Timo „Locke“ Schillings (seit Januar 2017 auch der neue Betreiber) und Heiko Schöbinger an die Anfänge und was das Transit so einzigartig macht. „Nachdem der Pizzaofen aus dem ehemaligen Max & Moritz ausgebaut war, zog im Oktober 2007 mit Janusch Munkwitz, Konrad Krammer und Steff Deininger das Kneipenaroma ein. Das Ganze sollte allerdings nur von sechsmonatiger Dauer sein“, berichtet Heiko. Das lief aber so gut an, dass die Bierreserven einer hiesigen Brauerei, die gleichzeitig Vermieter war, beinahe zu Neige gingen. „Da war klar, dass der Mietvertrag verlängert wird.“

Ein Ende der Transit-Story ist auch zehn Jahre später nicht in Sicht. Das Publikum erneuert sich immer wieder, genauso wie sich frische Gesichter hinter der Bar perfekt ins Transit-Triumvirat aus Locke, Heiko und Benny Auer integrieren. Dank diesem unverwüstlichen Charme stapelt sich ein bunter Querschnitt des jungen (und mittelalten) Stuttgarts im kleinsten A-Block der Welt. Happy Birthday, Bergamo. Und ans Transit natürlich auch.

Wie Locke und Heiko ins Bergamo kamen

Locke: Neben meinem Praktikum in einer Werbeagentur brauchte ich etwas Cash, da frisch zurück aus Australien, keine Kohle in der Tasche, kleines Prakti-Gehalt. So kam ich in die Gastro. Meine Reise startete auf der Theo im Jahr 2007. Da war ich nicht lange. Kurzerhand durfte ich im Transit Probearbeiten, Benny Auer lernte mich ein. Am Ende der Schicht fragte ich ihn: „Glaubst du, ich kann hier vielleicht anfangen?“ Benny antwortete in seiner typischen Art einfach nur: „Denk scho!“ Danach arbeitete ich neben dem Studium sechs Jahre lang hinter der Bar mit Benny, Heiko und vielen weiteren.

Heiko: Anfang 2008 wurde ich von dem Betreiber-Trio gefragt, ob ich nicht mit ein paar Aktenordnern anrücken könnte, um die Buchhaltung aus den Umzugskartons zu befreien. Als kaufmännisches Ausnahmetalent war dies für mich ein leichtes. Doch schnell war klar, ich sollte vom Schreibtisch auch hinter die Bar. Das Bier aufmachen ging einfach von der Hand, ich hatte bereits Erfahrung. Alles weitere brachte mir mein Mentor Benny Auer bei, vor allem den Umgang mit den Gästen. So wurde ich vom Stammgast zur Stammbesetzung und habe seitdem circa 101010 Stunden mit Benny hinter der Bergamo Bar verbracht.

Das Unterhemd und mehr Transit-Lifestyle

Locke: Benny und Heiko wurden meine Besten. Man trug beim Arbeiten nur noch ein Unterhemd, blütenweiß und feingerippt, war einfach top bei der Hitze in dem kleinen Laden. Das Unterhemd hat zwischenzeitlich ausgedient, da auch wir älter wurden und nicht mehr wie 25 aussahen, hahahaha! (Deshalb gibt's jetzt zum Zehnjährigen das schwarze Jubiläumsshirt loose fit.)

Man warf sich die Eiswürfel hinter der Bar zu und ich schwang ab und an das Handtuch, gerade wenn im Sommer Aufguss-Time war – wie gesagt, es kann brutal warm werden. Das Transit wurde zu einem prägenden Teil in meinem Leben. Ich lernte die Posterhelden meiner Jugend kennen, wie zum Beispiel DJ Emilio, 5ter Ton und DJ Friction, und feierte mit ihnen. Das Familiäre faszinierte mich an diesem Laden seit jeher.

Heiko: Wo wäre ich heute ohne das Bergamo? Wahrscheinlich wäre ich Stammgast geblieben und hätte genauso viele Stunden im Wohnzimmer Bergamo/Transit verbracht.

In zehn Jahren kommt es auch mal zu Pannen...

Locke: Die Pause in der Mitternacht, die mir zum Verhängnis wurde. Ich wohnte eine Zeit lang über dem Transit und beschloss, kurz hoch zu gehen und mich aufs Bett zu setzen. Nun ja: Ich bin halt eingeschlafen. Zwanzig Minuten später stand Benny vor meinem Bett und schrie mich an: „Sammal, spinnsch du!“ Sorry for that. Unten angekommen musste ich sofort ein Schnäpsle mit einem anderen Barkollegen trinken, der die Aktion ebenfalls nicht so gut fand - zu Recht.

Vom Gast zum Freund

Locke: Rückblickend zu den sechs Jahren hinter der Bar kann ich sagen: Es gibt viele Arschlöcher - aber zum Glück gibt es noch mehr liebenswertere Menschen, die vor dem Tresen standen. Gastro: hate it or love it!

Heiko, der einzig wahre Gastro-Poet

Locke: Einer von Heikos Facebook-Posts lautete: „Heute im Bergamo/Transit vom Spülboy zur DJ-Legende: TopSolo, bei Miele ausgemustert, bei uns der heiße Scheiß! Im Vorwaschprogramm Benny Auer, als ehemaliges Persil-Model und Saubermann bringt er es immer bis zum Schleudergang! Bei 60 Grad springt der Heiko in die Trommel und bringt mit Wodkasoda alles wieder ins Reine. Auf einen heißen Abend!“

Zehn Jahre - danke! 

Heiko: Auf zehn Jahre Bergamo/Transit, auf unser Team, auf die fettesten DJs der Stadt, auf die Stammgäste und alle anderen netten Gäste! Schön, dass ihr immer wieder da seid und auch allen an den kommenden Wochenenden gilt wie eh und je: Es gibt wieder nur zwei Notausgänge, einen zur linken Seite und einen zur rechten Seite: Ich wünsche euch einen schönen Abend! 

10 Jahre Bergamo/Transit Freitag und Samstag, ab 22 Uhr, Facebook Event