Hotelbars sind nur etwas für schnöde Anzugträger? Think again: Bar-Managerin Romy Peterziel hat in der Bar Lillet des Hotels Le Méridien schon so einiges erlebt. In unseren Gute-Nacht-Geschichten plaudert sie für uns aus!

Stuttgart - Ah, Hotelbar, du verlässliche Schönheit. So fremd die Stadt, so anstrengend der Tag, so spät die Stunde auch sein mag: Hier an deinem Tresen finden wir Geborgenheit und flüssiges Wellness. Du hast von früh bis spät geöffnet, schaust uns schon bei frühem Durst nicht vorwurfsvoll an und strahlst immer jene ganz besonders kosmopolitische Aura aus, die es für den Moment egal macht, ob draußen vor deiner Tür Tokio, New York oder Stuttgart ist.

 

Die Welt der Hotelbars, sie ist eine ganz besondere. Wir denken an „Lost in Translation“, an „Shining“, kommen in der eigenen Stadt dennoch relativ selten auf die Idee, sie als Gast aufzusuchen. „Warum eigentlich?“, fragt sich auch Bar-Managerin Romy Peterziel im Hotel Le Méridien. Die 33-Jährige kam vor zehn Jahren ins Hotel und hat mittlerweile die Hoheit über die hauseigene Bar Lillet. Benannt ist sie nach einem französischen Aperitif, allzu steif und mondän wie man sich das jetzt vielleicht vorstellt, geht es hier aber weiß Gott nicht zu. „Wir sind ein sehr junges Team, das wissen die meisten nicht“, so Peterziel, die zuvor auf einem Schiff und als Stewardess gearbeitet hat. „Wasser, Luft, Erde, sozusagen“, schmunzelt sie.

Eines ihrer Ziele: Den Stuttgartern auch mal begreiflich machen, dass die Hotelbars ihrer Stadt nicht nur für die Hotelgäste gedacht sind. Eines steht zumindest fest: Abwechslungsreichere Gäste als an der Bar eines großen Hotels muss man in dieser Stadt lange suchen. Das war es auch, was Peterziel bis heute im Haus gehalten hat. „Das – und unser Team“, bekräftigt sie dann aber gleich. Und plaudert mit uns bei einem Gin Tonic aus dem Hotel-Nähkästchen. Wer sich nun aber schmutzige Enthüllungen aus dem Leben prominenter Gäste erhofft, der wird enttäuscht: Wie in jedem anständig geführten Haus, herrscht auch hier höchste Diskretion! Oder wollt ihr, dass das Zimmermädchen erzählt, was sie bei eurem letzten Mallorca-Urlaub alles auf eurem Zimmer gefunden hat?

Unverkäuflich

Zwei Gäste wollten mich mal kaufen. Kein Witz. Mir wurde ein schönes Leben in einem schönen Haus versprochen. Gut, wahrscheinlich wäre ich nicht die einzige gewesen, aber das war nicht unbedingt der Grund, weshalb ich abgelehnt habe. Die Herren meinten es offensichtlich ernst, zumindest zeigten sie mir einen Koffer, in dem sich sehr sehr viel Geld befand. Das war eine seltsame Situation, weil ich nicht wirklich wusste, wie ich darauf reagieren sollte. Klar, ist das ein Kulturen-Clash, aber wirklich wohl war mir in der Situation nicht dabei.

Dirndlfreie Zone

Die Wasenzeit ist natürlich immer eine Herausforderung. Viele Gäste wollen nicht einsehen, dass sie nicht mehr auf dem Wasen sind, wenn sie dann hier an der Bar aufschlagen. Aber hier ebenso laut und wild weiterfeiern geht eben nicht. Deswegen sind wir an der Bar auch die einzigen, die während des Volksfests keine Tracht tragen, um den Unterschied zu betonen. Im Restaurant oder an der Rezeption ist das hingegen üblich.

Bloß keine Coke Light!

Der Lillet ist unser Haus-Aperitif, doch auch Gin und Whisky sind gefragt. Was mir ganz persönlich auf den Zeiger geht, sind Gäste, die nachts an die Bar kommen, eine halbe Stunde in der Karte blättern und dann eine Cola Light verlangen. Da stellt sich dann schon die Frage, ob man deswegen in eine Bar muss. Ach ja, heiße Schokolade ist auch ein No-Go für mich… Ganz allgemein finde ich es aber wichtig, dass auch Hotelbars die Trends der Getränkewelt aufgreifen, um nicht abgehängt zu werden. Dafür ist mein Team zuständig, das regelmäßig auf Messen und Tastings ist. Ich bin eher für einen Weißwein zu haben.

Prominente sind auch nur Menschen

Eines Tage saß mal ein sehr berühmter deutscher Fernsehschauspieler bei uns in der Bar. Er war belagert von auffällig vielen Damen, die Fotos und Autogramme von ihm wollten, doch ich erkannte ihn anfangs gar nicht. Als er ging, vergaß er, seine Rechnung zu unterzeichnen, also folgte ich ihm und sprach ihn an. Daraufhin drehte er sich zu mir um und fragte leicht genervt, ob ich denn jetzt auch noch ein Foto mit ihm wollte. Ich antwortete: „Nein, sie haben vergessen zu unterschreiben. Aber wenn sie ein Foto mit mir möchten, können wir das sehr gern arrangieren.“ Letztlich haben wir beide darüber gelacht. Über die Jahre gewöhnt man sich durchaus an prominente Gäste. Anfangs war ich allerdings noch sehr nervös, wenn man jemand wirklich Berühmtes bei mir an der Bar erschien. Wir bemühen uns aber, jeden Gast gleich zu behandeln, also gibt es da eigentlich keine besonderen Vorkommnisse. Ich glaube auch, dass viele gar nicht wollen, dass man da so einen Rummel um sie macht.

Zimmerservice!

Ich bin in meiner Funktion als Bar-Managerin auch für den Room Service zuständig. Ob berühmte oder nicht berühmte Gäste: ich glaube, ich habe wirklich alles geschehen, was man sich jemals in dieser Hinsicht vorgestellt hat. Wirklich alles! Ich gehe eigentlich nicht mehr ins Kino, weil ich hier genügend haarsträubende Filme erlebe. (lacht)