Was im Club passiert, bleibt im Club – von wegen! Bei unseren Gute-Nacht-Geschichten wird ausgeplaudert, was das Zeug hält. Stuttgarter DJs, Barkeeper und Türsteher bekommen absolute Sprecherlaubnis und hauen uns die derbsten Nightlife-Storys um die Ohren. Dieses Mal: Bass Kartell.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Here come the Men in black. Neun an der Zahl. Einer bärtiger als der andere. Das sind die Bass Kartell-Brothers from different Mothers. Zusammen stehen sie für Party, Power und Parolen und die Girls stehen auf sie - kreischend, tanzend, kurz vor der Ohnmacht. Ihre Gigs erinnern, zumindest was die Groupies angeht, an Auftritte der Backstreet Boys. "So what", denkt sich Ricky, auch bekannt als DJ RL, der Mittelpunkt der Truppe. "Gehört halt dazu." Dass das Drumherum - und manchmal auch gestellte Bilder - den Jungs aus Stuttgart ein modernes Boyband-Image verpasst, sehen sie mit einem zwinkernden Auge, so wie ihr Bad-Boy-Image übrigens auch.

 

Die einen kennen sich seit der fünften Klasse, die anderen kamen 2014 dazu. Nur eines stand bei Partys immer fest: Da, wo DJ RL aufgelegt, sind alle anderen am Start. "Wir hatten mit den Gigs immer einen festen Treffpunkt und das war cool", findet Tom a.k.a. Yowzah. Hinter dem DJ-Pult wurde zusammen gefeiert, gebounct und motiviert wie es eine Animateuse nicht besser hätte machen können. Schnell war klar: Diese Jungs gehören zusammen und: Never change a running System. Irgendwann hatte sich die Crowd-Bewegung herumgesprochen und DJ RL ohne "Entourage" (laut Duden: Kreis von Personen, die jemanden zu begleiten pflegen) unmöglich gemacht. Zusammen ging es dann auf eine Bon Voyage, man produzierte eigene Party-Songs und gehörte schnell zur 0711-Posse.

Der Zusammenschluss an wilden Hitzköpfen entscheidet alles nach dem Mehrheitsprinzip, lebt Demokratie im Kleinen und haut auch zusammen ein paar 1-A-Stories raus.

Shut Up vs. Shout Out

Ricky: Eines ist sicher: Geburtstagswünsche braucht kein Mensch. Die sind einfach out, merkt euch das Leute. Denn wenn du einmal anfängst, dann kommt der nächste und dann bist du nur noch damit beschäftigt. Das mussten auch viele erstmal lernen. Wir spielen da eine Stunde unser Set und da kannst du nicht, auch wenn Mitternacht ist, einfach kurz zwischendrin einen Birthday-Song spielen. Die meisten Leute nehmen es hin, weil es einfach auch nicht anders geht. Aber viele, je nachdem in welchem Zustand sie sind, denken dann einfach, dass du richtig arrogant bist und that's it.

Tom: Es gibt da aber auch echte Härtefälle. Ich erinnere mich an ein Mädel, die ihren Freund gesucht hat, weil der verschwunden war und wollte, dass wir ihn ausrufen, mitten im Set, in Berlin, auf einer fremden Party. Und die war richtig hartnäckig und hat es echt fünf Mal probiert. Aber man muss auch mal ein "Nein" akzeptieren. Ein anderer Gast kam mal an und meinte, dass sein Cousin bald aus dem Knast kommt und er gern einen Shout Out für ihn machen würde, danach noch ein Wunschlied gespielt werden sollte und er ihm das Ganze per Handy dann schicken wolle. Da hatten wir alle ein komisches Gefühl. Was machst du da? Du weißt ja nie, was das für einer ist.

Fuck Yeah

Ricky: 2015 hatten wir einen Gig in Polen. Über einen Kumpel hatte sich da eine Connection ergeben. Dort sind wir dann bei einer Party am Strand aufgetreten - war mega geil. Die haben da ja keine Sperrstunde, also noch schön den Sonnenaufgang genossen. Das war so gegen 7 Uhr morgens. Dann hat uns ein älterer Taxi-Fahrer abgeholt, in einem schäbigen Mercedes-Kombi und uns 40 Minuten durch die Gegend gefahren. Der ist mit 100 Sachen durch die komplette Ortschaft geheizt, wir hatten erstmal alle richtig Schiss. Es gab keine Türgriffe hinten drin, bei jeder Bodenwelle wurden wird durch den Wagen geschleudert. Das war schon echt nasty. Dann sind wir aber an so einem Anwesen angekommen, wo es uns echt die Sprache verschlagen hat. Das ist eines der besten Hotels in Polen, fünf Sterne, mit eigenem Zoo - schon ein krasses Erlebnis, vor allem nach der Grenzerfahrung im Taxi.

Turn Up

Tom: Wir sind ja die einzige Crew, die den Begriff "Turn Up" verwenden darf. Zumindest sagen das die DJs, die mit uns aufgelegt haben. An einem Abend in den Wagenhallen, als die Drunken Masters gespielt haben, sind wir, nachdem Ricky sein Set aufgelegt hatte, auch alle auf die Tanzfläche und haben uns unter die Partypeople gemischt. Dann habe ich auch ein paar Tracks mitgetanzt und sehe mich selbst mit der Fußsohle auf einem Glas landen, das auf dem Boden stand und schon halb kaputt war. Das Glas hat sich dann durch meinen Schuh in meinen Fuß gebohrt. Doch der Abend wurde trotzdem durchgezogen, habe mir nur einen kleinen Druckverband verpassen lassen und weiter Gas gegeben - etwa vier Stunden lang. Als der Mix aus Alkohol- und Adrenalin aber dann nachgelassen hat, hab ich's richtig gespürt und hatte auch echt keinen Spaß mehr mit der Haxe. 

Ähnliche Geschichte, andere Location. Letzes Jahr bei einer Party in der Schräglage habe ich mich irgendwann mitten in einem "Moshpit" wiedergefunden. Der Kreis an tanzenden Menschen ist so krass abegangen und einer, während ich zum Sprung ansetzen wollte, so ungünstig auf meinem Fuß gelandet, dass mein Schuh dann einfach weg war. Und weil die Crowd so in Bewegung war, war der Schuhe dann auch erstmal verschwunden. Dann habe ich den restlichen Abend ohne Schuh verbracht, bis einer von unseren Jungs ihn wiedergefunden und mich zum glücklichsten Menschen überhaupt gemacht hat.

Heat Up

Ricky: Einmal als ich bei einer College Party im Aer Club aufgelegt habe - es war gerade so drei Uhr morgens - ist uns ein Pärchen aufgefallen, das sich ganz komisch zur Musik bewegt hatte. Es war sehr engumschlungen, was erst nicht so aufgefallen ist, weil es sehr voll war. Als die Leute dann ein bisschen auseinander gegangen sind, hat man dann gesehen, dass die beiden mitten auf der Tanzfläche intim geworden sind. Sehr lustig so etwas mal mitanzusehen, vor allem wenn es wie in diesem Fall von den Personen eher nicht so gepasst hat. Sie mit pinker Leggins und Leoparden-Top, er der brave Vorstadt-Boy. Naja, jeder so wie's ihm gefällt.