Was im Club passiert, bleibt im Club – von wegen! Bei unseren Gute-Nacht-Geschichten wird ab sofort jeden Freitag ausgeplaudert, was das Zeug hält. Stuttgarter DJs, Barkeeper und Türsteher bekommen absolute Sprecherlaubnis und hauen uns die derbsten Nightlife-Storys um die Ohren. Dieses Mal: Jenny vom Zwölfzehn.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Jennifer Wrona, besser bekannt als "die Jenny" from the Club, genauer gesagt vom Zwölfzehn, ist eine, die gerne mal ins Plaudern kommt. Ein Glück! Denn ihre Geschichten haben es in sich und könnten unterschiedlicher nicht sein. Das Mädchen mit dem Konfetti in der Tasche (hat sie immer!) steht nämlich seit zwei Jahren nicht nur hinter der Theke und mixt den besten 43 Sour, den man je getrunken haben wird (mit Geheimzutat), sondern sitzt auch an der Tür und betreut die Kasse, versorgt die DJs, stellt das Licht richtig ein, schmeißt eigene Partys wie "Konfettiregen", legt selbst auf (Lovers go Pop) und behält vor allem den Überblick - am liebsten im Hintergrund. Neben Konfetti mag sie es besonders, die Disco-Kugel anzuknipsen und für Aha-Momente zu sorgen.

 

Unser 20-jähriges Stuggi-Girl hat auf jeden Fall einiges zu erzählen, aber lest doch einfach selbst - 1210 statt 0815: 

Kassensturz ins (Un-)Glück

An der Kasse arbeite ich sehr gerne, vor allem an Abenden, an denen es wirklich voll im Zwölfzehn ist und wir Einlassstop haben. Dann bildet sich eine riesige Schlange und man wird super unterhalten. Meistens. Manchmal gibt es auch seltsame Situationen. Dreier-Gruppen, die nach einem Gruppenrabatt fragen, Studenten, die nach Studentenrabatt fragen oder manchmal auch Minderjährige, die mich fragen, ob ich sie an den Türstehern vorbeischmuggeln kann. Die Kasse ist vor allem aber ein Ort, um den Überblick zu behalten. So gut wie nichts entgeht einem, man sieht Leute kommen und gehen, kann beobachten wie der Alkoholpegel bei jeder Zigarettenpause steigt und manchmal sieht man auch unschöne Streits, die handgreiflich werden. Einmal war ein Junge mit einem Mädchen da und es war offensichtlich ein Date, zumindest kannten sie sich wohl noch nicht lange. Das Mädchen schien verärgert. Ihr Blick sprach auf jeden Fall Bände. Von den Barleuten habe ich später erfahren, dass sie ihn auf ein Getränk einladen musste, weil ihm unsere Bierpreise zu teuer waren. Ob aus den beiden wohl ein Pärchen geworden ist? Schwer vorstellbar! Wenn Leute bei uns an der Tür abgewiesen werden, wird das Zwölfzehn, die Türsteher oder auch die Kasse dann meistens als "eh scheiße" und "hier wollen wir eh nicht rein" abgestempelt. Ach ja, und bitte nicht immer versuchen das Kassenmädchen zu bequatschen. Wer vom Türsteher abgewiesen wurde, bleibt draußen. Schluss. Aus. Basta.

Wunderbar trifft sonderbar!

An der Bar werde ich am häufigsten gefragt, was unser stärkster Alkohol sei. Ich verweise dann auf Absinth oder Old Pascas mit 73 Prozent, der mit großen Augen dann auch gerne bestellt wird. Bei Konzerten, die ausverkauft sind, arbeite ich am liebsten. Erst letzte Woche beim Hudson-Taylor-Konzert war eine super Stimmung und wenn das ganze Publikum dann mitsingt, wird einem ganz warm ums Herz. An der Bar sind wir für diesen Abend die Menschen des Vertrauens. Wir schenken Alkohol aus, trocknen manchmal die ein oder andere Träne und beobachten wie der ein oder andere die Liebe für eine Nacht findet. Einmal kam gegen Ende ein junger Mann zu mir, der ein Bier bestellte und mit einem 50-Euro-Schein bezahlte. Als ich ihm das Rückgeld hingehalten hatte, meinte er nur: "Ne, stimmt so". Er war offensichtlich angetrunken, also erklärte ich ihm, dass er mir gerade über 40 Euro Trinkgeld geben wollte. Er bestand drauf, dass ich das Geld behalte, obwohl ich ihn noch fünf Mal fragte, ob er sich bewusst sei, dass das ein 50 Euro Schein war. Er drehte sich dann einfach um und überließ mich mir selbst und den Unmengen an Trinkgeld. 

Lost in 1210

Da ich auch für das Organisatorische verantwortlich bin, bekomme ich regelmäßig einen Haufen Mails von Gästen, die ihre Sachen an einem scheinbar zu lustigen Abend im Laden verloren haben und sich nach Gegenstand XY erkundigen. Aber so viele kümmert es dann scheinbar doch nicht bzw. scheinen sie sich am nächsten Tag nicht mehr zu erinnern, wo sie gewesen sind. Denn unsere Kiste mit den Fundsachen quillt mehr als über. Geldbeutel, Ausweise und so weiter stapeln sich neben Jacken und auch Unterwäsche. Es ist unglaublich was die Feiermeute so vergisst bzw. liegen lässt. Wir machen deshalb jetzt einen kleinen Flohmarkt, damit das Zwölfzehn nicht aus allen Nähten platzt. Witzig: Das Einzige, was nie vergessen wird, sind Handys. 

Nach uns die Gin-Flut!

Meistens sind die Künstler, die im Zwölfzehn spielen, super nett und fühlen sich bei uns im Laden auch richtig wohl. Manchmal bleiben sie sogar nach ihrem Auftritt noch ein bisschen da und feiern zusammen mit den Konzertbesuchern und Barkeepern. Eine Band ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Die Jungs hatten nicht nur richtig Spaß, sondern auch richtig Durst. Sehr viele Gin Tonics sind über die Theke gebrettert. Irgendwann waren sie so betrunken, dass ich ihnen heimlich nur noch Tonicwater ausgeschenkt habe – das haben sie nicht einmal gemerkt. 

Konfetti-Karikatur

Besonders schön ist, wenn man merkt, dass man scheinbar was richtig gemacht hat und eine kleine Anerkennung für seine Arbeit bekommt. Denn jemand hat offensichtlich eine kleine Skizze von mir auf dem Mädchenklo hinterlassen - mit der Unterschrift "Konfetti". Darauf wurde ich schon oft angesprochen und das finde ich auch richtig niedlich. (Danke an die unbekannte Person!)