Was im Club passiert, bleibt im Club – von wegen! Bei unseren Gute-Nacht-Geschichten wird ausgeplaudert, was das Zeug hält. Stuttgarter DJs, Barkeeper und Türsteher bekommen absolute Sprecherlaubnis und hauen uns die derbsten Nightlife-Storys um die Ohren. Na, dann gut’s Nächtle! Dieses Mal: Armen und das Schräglage-Team.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart – Schräg, schräger, Schräglage. Nicht der Club, aber die Storys – darauf gibt uns Cheffe Armen Shala sein Wort, denn er hat Bock auf Plauderei und ein paar krasse Geschichten in petto. Kein Wunder, ist die Gastro- und Clubszene seit fast zehn Jahren sein zweites Zuhause und nicht nur der Club Schräglage, sondern auch das Restaurant Schräglage – Meals and More und die Eintracht auf der Waldau seine Wirkungsstätten. Klingt nach übertrieben viel Arbeit, „macht aber richtig Bock“, betont der big Boss. Und damals, 2006, als alles anfing, da war die Schrägi noch ein Café und Armen ein nicht immer ganz taktsicherer Theken-Tänzer (Vodka made him dance). Tja, und da erlebt man eben so einiges. Sieht Leute kommen und gehen. Und Geschichten, die bleiben.

 

Der 31-Jährige, der nicht nur viel im Büro sitzt, sondern auch an der Tür für Verstärkung sorgt, erinnert sich, während er über seinen grauen Bart (btw. nicht das einzige, was ihn und Ober-Cheffe Heiko Grelle verbindet) streicht, an fliegende Fäuste, noch weiter fliegende Gläser und liegengelassene Jacken samt Heul-Attacken. Und hinter ihm – ein Team, das mitdenkt. Auch DJ Wolfi Spohn schüttelt nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mal locker lässig ein/zwei Geschichtchen aus dem Ärmel und Garderoben-Lady Eda weiß gar nicht, wo anfangen und wo aufhören, vor lauter Flashbacks.

Na dann, Boys and Girls, Rede-Bühne frei für Storys, die sprichwörtlich umhauen.

Vor der Tür

Ich stehe viel an der Tür oben. Und das ist wirklich nur was für bestimmte Typen, ich bin da vielleicht auch einfach ein bisschen zu soft. Trotzdem stehe ich oben, meist am Gitter und beobachte das Ganze. Und nach zwei bis drei Stunden denke ich mir immer: „Puh, schon krass, was unsere Türsteher da leisten. Wenn du den Gästen zum 20. Mal erklären musst, warum sie ihr Glas nicht mit rausnehmen dürfen oder warum sie nicht in den Club reinkommen oder Diskussionen führen musst, warum der Eintritt drei Euro kostet, das strapaziert schon und ist echt hart. Krass war auch mal eine betrunkene Polizistin, die bei uns im Club privat gefeiert hat. Als der Türsteher dann meinte: „Bei dir wird das heute nichts mehr, du bist zu betrunken“ und sie auf die Seite geschoben hat, ist sie komplett ausgeflippt und hat sich echauffiert: „Das war Körperverletzung, ich ruf die Polizeo und ich bin selbst Polizistin.“ Der Türsteher wollte daraufhin ihren Beamten-Ausweis sehen und machte die Dame darauf aufmerksam, dass sie gerade Missbrauch ihres Beamtenstatus betreiben würde. Daraufhin hatte sie sich dann beruhigt. Aber Mädels sind generell schlimm an der Tür. Beleidigen die Türsteher mit „Hauptschüler“, „Du hast eh nichts gelernt“, „Du bist hässlich“ und der beste Spruch ist: „Ich will eh nicht in den Laden“.

An der Garderobe

Das ist für mich mit der stressigste Job im Club und die Mädels tun mir oft richtig leid. Denn die Gäste überschreiten gerade an der Garderobe oft die Grenze des Ertragbaren. Eine junge Frau etwa hat neulich ein riesen Theater draus gemacht, dass ihre 300 Euro teure Jacke verschwunden ist. Und ich habe immer wieder versucht sie zu beruhigen, habe gesagt: „Komm entspann dich, wir finden sie.“ Aber sie hat sich einfach nicht beruhigt, hat geschrien und war richtig hysterisch und außer sich. Ich dachte mir die ganze Zeit nur: „Mein Gott, das ist halt nur eine Jacke, kein Grund so auszurasten.“ Das Ende vom Lied war, dass die Jacke vom Bügel gefallen war und wieder aufgetaucht ist und wir dann glücklich alle zusammen Kurze an der Bar getrunken haben. Was mittlerweile – leider – Standard geworden ist, ist, dass die Leute unsere Garderoben-Girls als „Fotze“ oder „Hure“ bezeichnen, wenn die Jacke nicht gleich gefunden wird und manchmal auch Gläser fliegen oder die Mädels an den Haaren gepackt werden. Richtig heftig. Diese Gäste werden dann aber auch augenblicklich aus dem Club befördert, denn Beleidigungen geschweige denn Handgreiflichkeiten werden hier nicht geduldet. Grundsätzlich wird immer viel geheult. Letzte Woche hat mir auch einer gleich mit dem Anwalt gedroht oder ich werde angebrüllt mit Sätzen wie: „Also komm, du hast doch wirklich keinen anspruchsvollen Job.“ (Eda)

An der Bar

Einer meiner Mitarbeiter hat erst vor kurzem einen Gast hinauswerfen lassen, der sehr betrunken war. Dieser hatte sich dann beschwert, dass er nur rausgeschmissen wurde, weil er schwarz ist. Der Mitarbeiter, der ihn aber hinausgeworfen hatte, war ebenfalls schwarz. Das sind immer die schlechtesten Ausreden. Auch gut, war neulich einer, der eine Halbe haben wollte. Daraufhin meinte der Barmann: „Haben wir nicht.“ Darauf der Typ: „Dann eine Ganze.“ Der Barmann: „Hä?“. Der Gast: „Ja was habt ihr dann?" Barmann: „Wulle“. Gast: „Ja, was ist das?“ Barmann: „Ja, 0,33“. Gast: „Okay, dann davon ein Ganzes“. (Wolfi) Auch heftig, ein Mädel, das vor kurzem ein Glas Wasser bestellt hat. Daraufhin meinte ich: „Wir verkaufen aber nur Flachen mit Wasser.“ Nach ewigem Hin und Her fing sie an mit irgendwelchen Paragraphen und Gesetzen. Da kannst du dir echt nur an den Kopf fassen. Oder was denken Gäste, die Sätze wie „Aber eine gute Mischung bitte“ raushauen, denken die wirklich, dass das was bringt oder die, die ins Eis langen oder mit Cent-Münzen zahlen wollen – schlimm.

Am DJ-Pult

Die Groupies sind echt hart. Manche Künstler wählen am Abend immer ein paar Girls aus, die mit nach hinten dürfen. Du weißt, dass du nichts sagen darfst, weil die Mädels volljährig sind, aber du denkst dir schon: „Wissen eigentlich deine Eltern, was du da tust.“ Früher war das alles nicht ganz so verdorben und einfach unschuldiger. Aber das ist ja auch nur ein kleiner Prozentsatz der Gäste, der Großteil ist echt angenehm und in Ordnung.