Die Gutenberger Höhlen auf der Schwäbischen Alb sind nicht nur ein schönes Ausflugsziel – sie sind eine einmalige Fundstätte. Hier fanden sich die deutschlandweit bislang einzigen Überreste eines Berberaffen. Noch bis Oktober kann man die Höhlen besichtigen und sogar Geburtstage feiern.

Lenningen - Es war eine Zeit – fragt nicht, vor wie viel tausend Jahren, niemand weiß es –, da war ein Meer, wo heute die Schwäbische Alb sich erhebt. Es war ein warmes Meer, reich an Tieren.“ Mit diesen Worten beginnt David Friedrich Weinlands Roman um den Höhlenmenschen Rulaman. Der Romanheld der einstigen Pflichtlektüre ist heute noch vielen Schwaben ein Begriff. Für den Höhlenführer Hans Allgaier ist er noch mehr: Rulaman ist eine Figur, mittels der er Kindern die Geschichte der Gutenberger Höhlen bei Lenningen-Schopfloch näherbringt. Doch auch Erwachsene entführt er in eine Zeit, als noch Affen und Nashörner über die Alb wandelten.

 

So nebelverhangen wie sich die Berge am Ende des Tiefentals an regnerischen, feuchten Tagen präsentieren, wirken sie mystisch, fast ein wenig gruselig. Wer den längeren Weg vom Wanderparkplatz Tiefental wählt, ist mit festem Schuhwerk gut beraten. Der steile Trampelpfad mit dem wadenhohen Gras kann rutschig sein. 130 Höhenmeter sind zu überwinden, ehe man zum Eingang der Gutenberger Höhle gelangt. Kürzer, aber nicht minder abenteuerlich, gestaltet es sich vom Höhlenparkplatz zwischen Lenningen-Schopfloch und Krebsstein aus.

Berberaffenkiefer in der Knochenhalle

Einmal angekommen nimmt der Höhlenführer Allgaier seine Besucher mit in die Vergangenheit. Jede Höhlenbegehung beginnt am Vorplatz der Gutenberger Höhle. Diese war als Heppenloch schon lange bekannt. Doch erst um 1889 konnten die Grabungen des Schwäbischen Höhlenvereins die wahren Geheimnisse der Höhle entschleiern. War die drei Meter mächtige und zwölf Meter lange Bank am Ende des Heppenlochs erst einmal durchbrochen, offenbarte sich den Forschern jene erste von insgesamt sechs Hallen, die heute als Knochenhalle bekannt ist. Hier steht die Nachbildung eines Berberaffenkiefers.

Zwar legten die mit Lehm und Schotter steinhart zusammengebackenen fossilen Knochen noch mehr zutage: Neben Biber, Dachs und Wolf hielt die Gruft auch Hyäne, Höhlenbär und Nashorn aus der Zwischeneiszeit bereit. „Doch in keiner anderen Höhle Deutschlands ist ein Berberaffe gefunden worden“, erklärt Allgaier. Auch der Höhlenschmuck in Form von Tropfsteinformationen sucht seinesgleichen. Nur die erhofften vorgeschichtlichen Funde von Menschen blieben aus. „Vermutlich war die Höhle den Menschen zu feucht“, sagt Allgaier.

Noch bis Ende Oktober sind die Höhlen geöffnet

Kinder können in der ungewöhnlichen Umgebung auch ihren Geburtstag feiern. Drei Steinzeitabenteuer mit Führungen und Bastelspaß stehen zur Wahl: Fledermäuse, Feuer machen und die Geschichte des Rulaman. In Anlehnung an den Romanhelden, der einen Bären erlegt, basteln die Geburtstagsgäste einen Bärenzahn aus Speckstein. Gebucht werden kann übrigens nur noch bis Ende Oktober. Danach gehören die Höhlen wieder ihrem winterlichen Hauptmieter, der Fledermaus, die hier bis zum Frühjahr ihren Winterschlaf hält.