Württembergische Brenner können alles – sogar karibischen Schnaps. Der Rum der Heimat Distillers wird zwar in Guyana gemacht. Die entscheidende Zutat bekommt er allerdings in Schwaigern.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Gin, Whisky, Wodka – schwäbische Schnapsmacher können eigentlich alles. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis auch der Rum seinen Weg nach Württemberg fand. Allerdings gibt es im Fall dieser Spirituose ein kleines Problem: Während Wacholder, Getreide und Kartoffeln hierzulande gedeihen, sieht es mit dem Zuckerrohr etwas anders aus. Die Grundzutat von Rum mag es tropisch warm. Natürlich könnten begnadete Gärtner die Pflanze in unseren Breitengraden kultivieren, die Temperaturen dürfen nur nicht unter fünf Grad absinken, denn dann erfriert das Zuckerrohr.

 

Rum wird eingebürgert in der wichtigsten Phase

Die Heimat Distillers aus Schwaigern (Kreis Heilbronn) bürgern den Rum deshalb in seiner wichtigsten Phase ein – wenn er im Fass reift. Denn Fässer seien „die entscheidende Zutat“, erklären die Brenner. Die drei Firmengründer Marcel Eßlinger, Raphael Heiche und Rouven Richter reisten 2014 für ein soziales Projekt nach Guyana, ein kleines, englischsprachiges Land in Südamerika mit knapp 800 000 Einwohnern. Dort trafen sie auf einen engagierten Zuckerrohrbauern und „seine Begeisterung für diesen wertvollen Rohstoff sprang direkt auf uns über“. Aus der Bekanntschaft entstand der Rum Ramero, der wie eine Wortschöpfung aus den Vornamen der drei Heimat Distillers klingt. Gebrannt wird das Zuckerrohr aber „nach alter Tradition“ in der Karibik. Mit dem Schiff schicken die Guyaner den Schnaps nach Schwaigern, wo sich „Süddeutschlands größtes Rumfasslager“ befindet.

Ausgezeichnet mit World Spirits Awards

Dass Ramero etwas taugt, hat das österreichische Unternehmen World Spirits in diesem Jahr mit zwei Siegeln bestätigt: Die edlere Version Cask Selection, die aus gebrauchten Fässern von deutschen Premiumwinzern stammt, erhielt einen silbernen Award und der einfachere Rum die Goldmedaille. Denn schon mit dem ersten Hauch versetzt der Selection-Schnaps seinen Trinker an die Karibik: Im Glas duftet es nach Kokos und Kakao, Marzipan und Karamell. Ein würziger Holzton und Noten von getrockneten Früchten machen sich im Mund breit, bevor der milde und geschmeidige Ramero wie Honig den Rachen hinunter kullert.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Eigentlich bin ich kein Fan von Hochprozentigem. Dieser Rum aber ist klasse: Er ist aromatisch, rund und hat trotzdem viel Kraft. Macht Spaß, das Teil.

Harald Beck Jawohl, er macht in Mund und Rachen einige Sperenzchen. Für mich bleibt es trotzdem dabei: Rum gehört in Grog oder Tee – bei Krankheitsanflug.

Michael Weier Mich erinnert das Aroma an meinen Kuba-Urlaub, das allein macht den Genuss sensationell. Ein sehr schön geschmeidiger, vielschichtiger Rum.

Ramero Cask Selection, 39 Euro, Heimat Distillers, Schwaigern, Telefon 07138/810 71 44, ww.heimat-distillers.de