Bei den Ambergers in Winnenden haben die Vorfahren dafür gesorgt, dass die Familie ein Weingut gründete.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Trotz aller Mühsal im Weinberg, dem Binden, Schneiden und Spritzen, der Arbeit im Keller und der zunehmenden Absatzprobleme: Dem Weinbau haftet nach wie vor ein idyllisches, fast schon romantisches Image an. Das verklärte Bild liegt vermutlich an der Arbeit in der Natur, aber vor allem an den schönen Fotos, die die Weingüter und Genossenschaften zur Vermarktung ihres Produktes veröffentlichen. Darauf stapfen harmonisch lächelnde Familien durch die Reben, stoßen glückliche Menschen bei geselligen Festen miteinander an, glitzert der Neckar im Sonnenschein oder strahlt der Wengerter in seiner Steillage. Die Realität sieht manchmal anders aus, ab und an regnet es zum Beispiel – trotzdem gibt es anscheinend keinen schöneren Beruf.

 

Beide Söhne machten eine Ausbildung zum Winzer

Manfred Amberger musste am vergangenen Samstag zwar ein bisschen stöhnen: Bei mehr als 30 Grad Triebe zu heften, fühlte sich nicht sehr idyllisch an. Dennoch berichtet der 75-Jährige hinterher begeistert vom recht neuen Weingut seiner Familie in Winnenden. Die Weinberge stammen von seiner Frau Christa und ihren Vorfahren, um sich darum zu kümmern, ging er als viel fliegender Europa-Chef eines Logistik-Unternehmens früher in den Ruhestand. Als die Auszahlungen der Remstalkellerei immer schlechter wurden, legten die Ambergers richtig los. Sie kauften die Genossenschaftskelter in Winnenden für den in der Zwischenzeit auf zehn Hektar angewachsenen Betrieb, und die Söhne Markus (45), der genug vom Entwickeln von Computerspielen hatte, sowie Sebastian (43) absolvierten eine Ausbildung zum Winzer.

Neuer Wein von den Ambergers, Amb steht auf den Etiketten. Foto: Kathrin Haasis

Mit dem Jahrgang 2021 kamen die Amberger mit den ersten eigenen Tropfen auf den Markt. Trocken bauen sie alle ihre Weine aus, „spritzig und mineralisch“ sollen sie sein. Ihr Sauvignon blanc ist deshalb das Gegenteil von einer tropischen Fruchtbombe, sondern knackig, frisch und schlank, nach grüner Paprika duftend, gemähtem Gras und Stachelbeere. Allein wegen dieses Stils ist der Betrieb der Ambergers eine Entdeckung wert: Beim Weinfest am 2. und 3. August lassen sich alle Tropfen probieren – und ein paar hübsche Fotos vom idyllisch gelegenen Weingut machen.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Das ist die Art von Sauvignon blanc, die ich mag: mit einer Nase von grünem Paprika, frisch gemähtem Gras und wilden Kräuter, am Gaumen mineralisch, mit einer knackigen Säure und ganz und gar ohne etwas Dropsiges.

Michael Weier Selten sind wir Herren uns so einig: Ich stehe total auf die knackige Säure und die grasigen Noten von diesem Wein mit seinem wunderbar feinen Aroma von Stachelbeere.

Sauvignon blanc Jahrgang 2023, 8,40 Euro, Amberger Kelter, Hinterer Stöckach 1, Winnenden, Telefon 071 95 / 977 76 60. www.weingut-amberger.de