Es gibt wieder ein Weingut Fischer in Vaihingen an der Enz – Der Fischer heißt es, um genau zu sein. Dahinter stecken Marion Fischer und ihr Mann Joachim. Zwar haben die beiden kein klassisches Weingut, aber ihr Wein ist eindeutig klasse!

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Wein wirkt wie ein kompliziertes Geschäft. Das geht bei den Weinbergen los, die man besitzen und beackern muss. Maschinen braucht es dann, Fässer und Tanks und natürlich einen Keller. Aber gleichzeitig ist Wein auch ein Produkt, das sich scheinbar einfach herstellen lässt. Wie könnten sich sonst ständig neue Mini-Weingüter gründen? Marion Fischer hat jedenfalls den ganzen Ballast abgeworfen, der mit einem klassischen Betrieb einhergeht. Das ist nachvollziehbar, schließlich war sie Kellermeisterin im Sonnenhof in Vaihingen an der Enz, wo sie ihren Mann Joachim Fischer kennenlernte. Aus dem Traditionsweingut seiner Familie zogen sich die beiden im Jahr 2020 zurück: Er wurde Kellermeister im Weingut des Herzogs von Württemberg, sie zwei Mal Mutter. Mittlerweile ist der Sonnenhof nicht nur insolvent, sondern wird seit diesem Februar abgewickelt. Das Beispiel zeigt, wie schwierig das Geschäft auch sein kann.

 

„Ihr könnt doch nicht mit dem Weinmachen aufhören!“, sagten aber die Freunde von Marion und Joachim Fischer immer wieder. Und natürlich konnten sie es nicht! Dass sie in der Branche vernetzt sind, zahlte sich aus: Ihre Trauben erhalten sie von befreundeten Winzern, ausgebaut wird der Wein im Keller eines Kollegen, nur wenige Stahltanks besitzt das Ehepaar. Unbeschwert wirkt ihr Logo mit einem symbolischen Fliegenfischer und den Meermotiven auf der Innenseite des Etiketts, die durch den Wein lebendig werden. Bereits als 16-Jährige hat sich Marion Fischer „ganz bewusst und mit Herz für den Weinbau entschieden“. Der Beruf mache sie glücklich, erklärt sie, und dass sie mit Der Fischer „ausgetretenen Pfade verlassen“ will. Ihr Sortiment ist in den vergangenen vier Jahren auf mehr als ein Dutzend Weine angewachsen, vom Muskateller über Rosés bis hin zu Merlot, Syrah und Lemberger. Der Riesling, die Lieblingssorte der Fischers, ist für den Preis eine Wucht – elegant und spritzig, nach Apfel und Zitrus duftend, mineralisch und ein bisschen aufbrausend. Er zeigt, wie viel Freude Marion Fischer am unkomplizierten Weinmachen hat.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Die Geschichte der Fischers hält offenbar noch einige Kapitel bereit. Dieser Riesling zählt zu den positiven Überraschungen: Er ist mineralisch, klar und hat ein tolles Apfel-Zitrus-Aroma.

Harald Beck Für meinen ganz persönlichen Rieslinggeschmack geht mir der Fischerriesling etwas zu weit in die grade moderne Zitrusrichtung. Sonst: frisch, mineralisch, gut und natürlich günstig.

Riesling trocken 2023, 8 Euro, Weingut Der Fischer, Sonnenhof 4, Vaihingen/Enz, 0171/4271669, derfischer-wein.de