Der moderne Nebenerwerbswengerter ist im Hauptberuf Arzt, Ingenieur oder wie im Fall von Marcell Eck Informatiker. In Strümpfelbach baut er mit seiner Frau Heike Simmerlein unter anderem einen sensationellen Riesling an.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Der Nebenerwerbswengerter ist längst nicht mehr, was er früher einmal war: Früher hatte er Kühe, Schweine oder Ackerbau nebenher, pflanzte Gemüse an und verkaufte auf dem Markt auch seinen Wein. Solche Betriebe gibt es natürlich weiterhin. Aber in Stuttgart und im Speckgürtel drum herum hat sich längst ein neuer Typ herauskristallisiert: der Hobbyweingärtner. Hobby muss in diesem Fall nicht gleich Amateur bedeuten, denn für diese Kolumne haben wir erstaunlich gute Tropfen probieren dürfen. Das mag vielleicht daran liegen, dass zum Beispiel die Familie Strenger, im Hauptberuf Bauunternehmer, ihren Wein von den Aldingers in Fellbach ausbauen lässt. Andererseits wird es vielmehr das Herzblut sein, das die Architekten, Ärzte, Ingenieure und Professoren in ihre Tropfen stecken, dass wir sie geradezu euphorisch empfehlen konnten.

 

Ein Aroma aus Pfirsich, Aprikose und Zitrus

Beim Riesling vom Weingut Eck & Simmerlein käme vermutlich auch niemand auf die Idee, dass es sich um das Ergebnis eines Hobbys handelt. Hinter dem Doppelnamen stecken Marcell Eck, der hauptberuflich als Informatiker für einen Sportwagenhersteller arbeitet, und sein Schwager Stefan Simmerlein, der als Arzt von Waiblingen nach Schweden auswanderte, wo er wenig zum Gelingen der Freizeitbeschäftigung beitragen kann. Seinen Part übernimmt seine Schwester Heike Simmerlein. Bei Marcell Eck reifte nach einem Kurs im Weinberg der Wunsch nach eigenen Reben, seine Frau Heike suchte eine Streuobstwiese und fand eine mit einem Anhängsel von vier Zeilen Riesling und drei Zeilen Lemberger. So begann es vor vier Jahren, mittlerweile produziert der Betrieb einen Blanc de Noir vom Lemberger, einen Pétnat und einen sensationellen Riesling namens Erstling. Im Weinberg machen Marcell Eck und Heike Simmerlein alles selbst, im Keller sind sie bei Marcel Idler untergekommen. Der Erstling besticht mit viel Aroma von Pfirsich, Aprikose und Zitrus sowie einer feinen Säure und wenig Alkohol. Er ist tiefgründig und vielschichtig und schmeckt nach viel Herzblut.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Das ist ein wirklich schöner Riesling mit wenig Alkohol, dafür sehr mineralisch und mit dem klassischen Aroma von knackigen Äpfeln.

Harald Beck Schmackhaft, lebendig und ein Riesling, der bleibenden Eindruck hinterlässt. Weiter so! Es muss wirklich nicht bei dem Erstling bleiben.

Michael Weier Dieser Riesling begeistert mich komplett, der hat so ziemlich alles, was ich mir wünsche: Rasse, Mineralik, Aromen. Füllt meinen Keller damit!

Erstling 2021, 14 Euro, Weingut Eck & Simmerlein, Waiblingen, Telefon 01 76/ 70 76 14 77, eck-simmerlein.com