Gwyneth Paltrow verkauft alles: „Riecht wie meine Vagina“-Kerzen, güldene Gießkannen, Klopapier – und ihre neue Netflix-Show. Was ist das Geheimnis ihres Erfolgs?

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart - Wenn sich Prominente melden, kann man davon ausgehen, dass bald eine neue Platte oder ein neuer Film ansteht. Neulich war im Internet zu lesen, dass Gwyneth Paltrow eine Kerze auf den Markt bringt, die nach ihrer Vagina riecht. Zumindest legt das der Name nahe: „This Smells Like My Vagina“, „Riecht wie meine Vagina“. In Wirklichkeit ist es ein Duft nach Geranien, Bergamotte und Zedernholz. Ok, denkt man, verrückter kann das Jahr nicht mehr werden. Die Duftkerze (Umgerechnet rund 70 Euro) war flugs ausverkauft. Damit schafft man es in die Schlagzeilen, in die Twitter-Blase und sonst wohin. Und da schau einer an: Vom 24. Januar an wird die neue Doku-Serie „Goop Lab“ auf Netflix zu sehen sein. Mittendrin: Gwyneth Paltrow.

 

Gwyneth Paltrow, die ihren Newsletter schlicht mit GP unterschreibt, gibt sich gern als unser aller Freundin aus. Aber es ist eine sehr elitäre Zielgruppe, die sich die Produkte und Angebote von GP leisten kann. Goop heißt Paltrows Marke, ein „Lifestyle-Brand“, wie es auf ihrer Internet-Seite heißt. Angefangen hat das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Santa Monica 2008 mit einem wöchentlichen Newsletter, in dem Reisetipps, Rezepte für gesunde Bananenmuffins und Kurzinterviews mit Ärzten, Lifestyle-Gurus und schönen Freundinnen von GP standen. Das vermittelte den Eindruck eines persönliches Briefchens der Freundin, die mal wieder Tipps aus ihrer schönen Welt hat.

In einem langen Porträt, das 2018 im „The New York Times Magazine“ veröffentlicht wurde, erklärt GP, dass sie das Ganze von langer Hand geplant habe. Als sie zu Filmaufnahmen für „Der talentierte Mr. Ripley“ in Italien war, erkundigte sie sich nach der besten Eisdiele, in London nach dem besten Kaffee, in Paris nach der besten Enthaarung für die Bikinizone und so weiter. Das war der Beginn. Daraus wurde ganz schön viel: Laut einem Artikel der US-Webseite Fortune hatte die Firma Goop 2018 einen Schätzwert von 250 Millionen Dollar. In der Kritik stand Goop immer wieder für obskure Produkte und Methoden, die nicht wissenschaftlich belegbar sind.

Paltrows Zielgruppe: Frauen mit Geld

Die Geschichte von Goop ist die Geschichte von Gwyneth Paltrow, 1972 geboren, Schauspielerin, Mutter zweier Kinder mit Coldplay-Sänger Chris Martin. Martin und Paltrow haben sich 2014 getrennt, angeblich ging es glücklich auseinander. Im Amerika der Grünkohl-Smoothies nennt man das conscious uncoupling, bewusstes entpaaren also. Der englische Begriff ist ein Kunstwort, das erstmals mit der Trennung von Paltrow und Martin auftaucht. Und schwuppdiwupp weiß Paltrow auch daraus eine Geschichte für die Welt zu drehen: Auf ihrem Blog lässt sie einen Lifestyle-Guru erklären, wie man sich nicht einfach, sondern spirituell scheiden lässt.

GP verfügt über eine große Entourage aus Chefredakteurin, Foodredakteuren und Beauty-Spezialisten. Die Zielgruppe: Frauen, die so schön, schlank, selbstbewusst, gesund und was auch immer werden wollen. Grundvoraussetzung: Sie sollten Geld haben. Im Shop werden Mode-, Beauty- und Wellnessprodukte feilgeboten. Wie etwa ein gestreifter Strickpullover (645 Euro), ein olivgrüner Parka (865 Euro), Vitamintabletten für besseren Schlaf (75 Euro), eine güldene Gießkanne (200 Euro) oder Klopapier (24 Rollen für 38 Euro). Alles nichts für die breite Masse – die darf aber von den Produkten träumen.

Jetzt kommt auch noch die Serie auf Netflix – und es geht auf Kreuzfahrt

Goop ist aber mehr als bloß Online-Shop. Es gibt einen Podcast, bei dem als erster Gast Amerikas einflussreichste Moderatorin Oprah Winfrey geladen war. Zu den Goop-Wellness-Konferenzen kommen Hunderte von Frauen. Für die neue Netflix-Sendung „The Goop Lab“ wird kräftig geworben. GP und ihre Mitarbeiterin Elisa Loehnen erkunden angebliche Heilmethoden, die sie selbst als „angsteinflößend“ bezeichnen. Es geht um Exorzismen, Orgasmen und Frauen, die vor der Kamera in eiskaltes Wasser springen. „Wie können wir wirklich das Beste aus uns herausholen?“, fragt Paltrow zu Beginn der ersten Episode. Ihre Mitarbeiter fliegen nach Jamaika, um halluzinogene Pilze zu testen. Dazwischen gibt es Gespräche mit sogenannten Experten und Menschen, die ihre eigenen Erfahrungen mit bewusstseinsverändernden Mitteln gemacht haben. Das liest sich so langweilig, wie es ist. In weiteren Folgen geht es Stressreduzierung, weibliche Lust und Energiefelder.

GP hat noch mehr vor – und Goop geht Ende August zehn Tage auf Kreuzfahrt inklusive Yoga, Wellness, Gesprächsrunden und Präsentetasche. GP soll auch mit an Bord sein. Ihr Ex-Mann Chris Martin hat derweil vor kurzem angekündigt mit seiner Band Coldplay bis auf weiteres nicht mehr zu touren: des Klimas wegen. Und seine Ex macht eine Kreuzfahrt. Verrückte Welt!