Das Gottlieb-Daimler-Gymnasium verlegt seine „Feier zum Fest der Werte“ aus Sicherheitsgründen nach bösen Mails und Anrufen von der Kirche ins Schulhaus. Zunächst sollte sie sogar abgesagt werden.

Stuttgart - Eigentlich sollte es ein großes fröhliches Fest zum Abschluss des Jahres in der Liebfrauenkirche werden, doch die geplante „Multikulturelle Feier zum Fest der Werte“ des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums (GDG) in Bad Cannstatt findet nicht wie geplant statt. Der Grund: nach einem Shitstorm im Internet hatte die Schule zunächst entschieden, ihre Feier aus Sicherheitsgründen zu streichen, sagt Clemens Homoth-Kuhs, Sprecher des Regierungspräsidiums Stuttgart. Sie feiern nun aber doch: in kleinerem Rahmen im Schulgebäude. Mit dem bunten Fest anstelle einer Weihnachtsfeier soll die kulturelle und religiöse Vielfalt der Schule gewürdigt werden. Am Gottlieb-Daimler-Gymnasium lernen Kinder aus 23 Nationen unter einem Dach. „Die Schule wollte damit etwas Besonderes bieten“, sagt Homoth-Kuhs. Es sei völlig legitim, ein solches Fest anstelle einer Weihnachtsfeier zu veranstalten. „Das ist Sache der Schule.“

 

Gymnasium feiert Fest bereits seit zwei Jahren

Bereits seit zwei Jahren feiert das Gymnasium dieses multikulturelle Fest, bisher hatte es dabei keine Probleme gegeben. „Die Einladungen zu der Feier gehen immer nur an die Schüler und deren Eltern“, berichtet Hans-Jörg Nagel, Religionslehrer am GDG. Dieses Schreiben ist jedoch auf der Website „Politically Incorret“ (pi-news) zu finden. „Irgendjemand aus unseren Reihen muss sie also weitergegeben haben“, meint Hans-Jörg Nagel.

Auf der Website ist unter dem Einladungsschreiben der Schule ein Text zu lesen, in dem es unter anderem heißt: „Die Abschaffung bewährter und schöner Traditionen treibt in Deutschland mitunter wundersame Blüten.“ Darunter: der Kontakt zur Schulleiterin des GDG, Verena König, samt Foto und Telefonnummer. Am 15. Dezember ist der Text in dem Portal erschienen. „Seitdem haben unsere Schule etwa 150 Anrufe und mehrere hundert E-Mails erreicht, wir wurden teilweise beschimpft und bedroht“, erzählt der Religionslehrer. Aus diesem Grund habe sich die Schulleitung dazu entschlossen, das Fest in der Kirche abzusagen. „Die Sicherheit der Kinder war nicht mehr gewährleistet, ich kann die Entscheidung nachvollziehen“, so der Lehrer. Allerdings betont er auch: „Ich bedauere zutiefst, dass wir uns dem Druck gebeugt haben.“