Das Robert-Bosch-Gymnasium ist bundesweit die 800. Fairtrade-Schule. Die Schüler jubelten allerdings nicht nur wegen der Urkundenübergabe.

Gerlingen - Freitagmittag, kurz nach 12 Uhr. Die meisten Schüler des Robert-Bosch-Gymnasiums sitzen in ihren Klassenzimmern, um von dort, digital, den Festakt im Atrium zu verfolgen. Die Schule ist bundesweit die 800. Fairtrade-School. Corona-bedingt ist ein wesentlicher Teil der Schulgemeinschaft nur mittelbar dabei. Und doch sind die Schüler auch mittendrin. Allen voran die Klasse 5c. Laute Freudenschreie dringen aus ihrem Klassenzimmer im Obergeschoss in das Atrium. Staatsminister Volker Schebesta (CDU) hatte zuvor das Glücksrad gedreht, bei der 5c war es stehengeblieben. Der Preis: Ein fair gehandelter Müsliriegel für jeden, sogleich ins Klassenzimmer gebracht. Später freute sich dann die 6c über Smoothies.

 

Fair gehandelter Pausensnack

Seit 2012 zeichnet der gemeinnützige Verein Fairtrade Deutschland Schulen aus, die sich für eine bessere Welt einsetzen. Für den Titel „Fairtrade-School“ müssen diese nachweisen, dass fairer Handel nicht nur im Unterricht eine Rolle spielt, sondern auch darüber hinaus, indem sie Infoabende, Veranstaltungen rund um das Thema organisieren. Oder dass sie, wie in Gerlingen geschehen, eine faire Verpflegung für Abiturienten organisieren, Rezepte des Monats küren und im Schulalltag faire Pausensnacks verkaufen.

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Die Festredner betonten die Gemeinschaft, die erforderlich sei, um den Gedanken des fairen Handels ins Bewusstsein aller zu rücken. Der Lehrer Patrick Walz hatte die Fairtrade-AG an der Schule von Anfang an, seit fünf Jahren, begleitet und inzwischen in Kolleginnenhände abgegeben. Allein in diesem Schuljahr hatten sich 15 Schüler neu der Arbeitsgemeinschaft angeschlossen. Wenngleich er Revue passieren ließ, wie die Idee von Fairtrade sich an der Schule Bahn brach, wurde er auch grundsätzlich. Walz hob den Zusammenhang von Handel, Konsum und Klimaschutz heraus. Letztlich, so Walz, sei es auch eine Frage, „welchen Preis wir bereit sind, zu bezahlen, um unsere Lebensziele zu erreichen“.

Den Gedanken breit streuen

Staatssekretär Volker Schebesta würdigte die Gerlinger Schüler zudem dafür, ihre Anliegen über die Arbeitsgemeinschaft weiterzutragen: „Klein beginnen, um Großes zu bewirken“ – darum gehe es. Bürgermeister Dirk Oestringer und der geschäftsführende Vorstand der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit, Philipp Keil, betonten zudem die Notwendigkeit, den Gedanken des fairen Handels breit in der Bevölkerung zu implementieren.

Oestringer verwies darauf, dass die Auszeichnung für das Gymnasium nicht solitär betrachtet werden dürfe. Die Schule sei ein wesentlicher Punkt, um den Gedanken gesamtstädtisch voranzubringen, zumal die Stadt Faitrade-Town werden wolle. Das breite Bewusstsein für nachhaltiges Handeln sei wiederum im Kontext der 17 Ziele der Vereinten Nationen wichtig. „Sie können alle nicht ohne die lokale Ebene umgesetzt werden.“

Feier wird durch Sponsoren ermöglicht

Im Rahmen der Agenda 2030 decken die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung mehrere Themen ab: Armut und Hunger beenden, Ungleichheiten bekämpfen, Selbstbestimmung der Menschen stärken, Geschlechtergerechtigkeit und ein gesundes Leben für alle sichern. Wohlstand für alle fördern und Lebensweisen nachhaltig gestalten sind weitere Ziele.

Die Freude in der Schule über die Auszeichnung ist groß. Finanzielle Vorteile sind damit nicht verbunden. Selbst für die Ausrichtung des Festes suchte sich die Schule Sponsoren. Zentral dabei die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Weltladen und dessen Bildungsreferentin Marion Doberitzsch.