Rasierer-Werbung mit überquellender Schambehaarung? Was auf den ersten Blick unlogisch wirkt, nutzt ein Hersteller von Rasierklingen als Kampagne gegen die Stigmatisierung weiblicher Behaarung – und rüttelt damit an gesellschaftlichen Konventionen.

Stuttgart - „I’m your Venus, I’m your fire at your desire“: Rasierer-Werbung zeigt selten das, was sie eigentlich bezwecken will – die Entfernung real existierender Haare. Ähnlich wie Werbung für Tampons und Binden, die mit blauer Flüssigkeit demonstrieren, wo das Blut genau hinfließt, zeigen Spots und Kampagnen für Rasierer, Epilierer und Wachs zumeist aalglatte und glänzende Haut. Rasierpickel? Ausschlag? Eingewachsene Haare? Fehlanzeige.

 

So revolutionär wie verstörend

Doch es geht auch anders: Der US-Hersteller „Billie“ bringt mit seiner neuen Kampagne wohl so manches Weltbild ins Wanken: Frauen rasieren sich ihre behaarten Körper. Dass es 2019 die erste Werbung mit weiblicher Behaarung seit mehr als hundert Jahren gibt, ist so revolutionär wie verstörend.

Nach eigenen Angaben will das Unternehmen damit ein Zeichen gegen die Stigmatisierung weiblicher Körperbehaarung setzen und aufzeigen, dass man sich nicht rasieren muss, um den perfekten Beachbody zu haben: „Wohin wir auch schauen, sehen wir Werbung, die uns sagt, wir sehen nur gut im Badeanzug aus, wenn wir dünn, fit und haarlos sind. Durch diesen Videoclip soll Körperbehaarung normal werden und wir wollen zeigen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, sich zu rasieren“, heißt es im Presse-Statement des Herstellers.

In der neuesten Kampagne nimmt sich das Unternehmen Schamhaare vor und fragt auf Instagram: „Why isn’t pubic hair public hair?“ (übersetzt: „Warum ist Schambehaarung keine öffentliche Behaarung?“) Billie will zeigen, dass Körperbehaarung normal ist. „Es ist okay, über Schamhaare zu sprechen – genauso wie es okay ist, Schamhaare zu haben“, so Georgina Gooley, eine der Mitbegründerinnen von Billie.

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Das Video zeigt Frauen, die offen mit ihrer Behaarung umgehen und über Instagram gescoutet wurden. Manche rasieren alle Haare weg, andere nur bestimmte Stellen und manche gar nicht. Einen Rasierer sucht man in dem Clip übrigens vergeblich.