Wieder einmal lacht das Internet über Horst Seehofer – und das ausgerechnet bei einer persönlichen Aussage über das Internet. Das kann so jedoch nicht gemeint sein. Bestimmt war das ein Riesen-Missverständnis, meint unser Redakteur Paul Kreiner.

München - Horst Seehofer? Horst Seehofer? Was war der gleich nochmal? Damals, in den achtziger Jahren? Bundestagsabgeordneter war er, sozialpolitischer Sprecher der CSU. Mehr fällt Wikipedia zu jener Epoche seines Lebens nicht ein. Was ganz Entscheidendes, was gänzlich Unbekanntes hat er jetzt selber nachgeliefert. Man muss – daran führt nun kein Weg mehr vorbei – die Geschichte des Horst Seehofer neu schreiben.

 

Vor der Bundespressekonferenz, wo es am Dienstag um den aktuellen Hacker-Skandal ging, sagte er nämlich: „Ich bin auch sehr im Internet unterwegs. Seit den achtziger Jahren!“ Seither, also seit jemand diesen Zitatschnipsel ins – nun ja – Internet gestellt hat, macht sich die virtuelle Welt wieder mal lustig über den Bundesinnenminister: „Ein Teufelskerl, dieser Horst“, twittert da ein Markus: „Hat das Internet quasi im Alleingang erfunden!“ Oder, ein anderer: „Seehofer war schon im Internet unterwegs, bevor es dieses gab!“ „Mit dem Commodore C64!“ vermutet der nächste Tweet. Und einer ist sich ganz sicher: Seehofers Modelleisenbahn war damals schon, vernetzt à la Internet 4.0, weit ihrer Zeit voraus.

Das Internet gab es erst 1989

Mit anderen Worten: Seehofer hat sich verrechnet. In den achtziger Jahren gab’s zwar einen Vorläufer für das www, das „Arpanet“, über welches sich im Auftrag der US-Luftwaffe – schreibt Wikipedia – amerikanische Universitäten und Forschungseinrichtungen vernetzt haben. Möglicherweise war Seehofer da ja als getarnter wissenschaftlicher Test-Hilfsarbeiter an Bord, aber das müsste er erst näher ausführen. Das „Internet“ gab’s erst ab 1989, nachdem Tim Berners-Lee es am Genfer Atomforschungszentrum CERN entwickelt hatte. Und Twitter wurde gar erst 2006 geboren. Auf Twitter immerhin ist Horst Seehofer wahnsinnig aktiv. Seit er im September 2018 einen Account eingerichtet hat (@der_Seehofer) hat er exakt einen Tweet abgesetzt. und 8927 Follower warten begierig auf den nächsten.

Wie auch immer: am nächsten 4. Juli tritt Horst Seehofer in sein achtes Lebensjahrzehnt ein. Irgendwann wird er dann – tatsächlich? – auch als Bundesinnenminister aufhören. Dann hat er gaaaanz viel Zeit fürs Internet, in seinen persönlichen achtziger Jahren. Bestimmt wollte er genau das sagen. Wieso hat man ihn nur schon wieder falsch verstanden?