Reportage: Akiko Lachenmann (alm)

Wie ahnungslos die Politiker sind, belustigt und entsetzt die Szene zugleich. Als Staatsminister Bernd Naumann vor zwei Jahren von einer frechen Reporterin gefragt wurde, wo die Daten gelagert werden sollen, wenn das Internet voll sei, sagte er, dass Google bestimmt ein Konzept dafür hätte. Als Kanzlerin Angela Merkel kürzlich auf einer Pressekonferenz sagte, dass das Internet „für uns alle Neuland“ sei, amüsierte man sich darüber nicht nur im Netz. Auch über „sinnlose“ Gesetze wird gescherzt. „Paragraf 202c Strafgesetzbuch zeugt von fehlender Sachkenntnis“, stellt ein Besucher des Shacks fest. Das Gesetz stellt jene unter Strafe, die den Zugang zu Passwörtern ermöglichen. Sicherheitsfirmen, die sich legalerweise damit beschäftigen, haben das Gesetz scharf kritisiert.

 

In den USA räumen die ersten Politiker ein, dass es ihnen in dem Bereich an Kenntnissen mangelt. Nachdem der US-Kongress erst nach massiven Protesten aus dem Netz den umstrittenen Gesetzentwurf SOPA zur Online-Piraterie gestoppt hatte, sagte der republikanische Kongressabgeordnete Jason Chaffetz, es sei Zeit, „die Nerds zu holen“. In der „Washington Post“ lästerte ein Kommentator: „Der durchschnittliche Kongressabgeordnete kann nicht zwischen Server und Service unterscheiden.“ Und in der „Daily Show“, einer US-Nachrichtensatire, konstatiert Jon Oliver, dass der wahre Skandal nicht der spionierende Geheimdienst sei, sondern die Tatsache, dass der Kongress ihm den Zugriff erlaubt hat.

„Wenn es die Politik nicht hinkriegt, muss man sich halt selbst schützen.“ Mit diesem Fazit kommt Leibi zum letzten und schwierigsten Teil seines Vortrags: zum Verschlüsseln von E-Mails. Leibi will an seinem Notebook das Verschlüsselungsprogramm PGP demonstrieren. An dieser Stelle tut sich der Graben auf. Schon nach wenigen Momenten – Leibi ist dabei zu zeigen, wie das Programm eingerichtet wird – hat ein Teil der Zuhörer den Faden verloren. Der andere Teil unterbricht mit Hinweisen, die in höhere Sphären führen, oder bezweifelt laut, dass PGP sicher ist.

„So ein Schlüsselserver wäre doch ein ideales Überwachungsziel für die NSA“, scherzt einer. Die Diskussion driftet ab in Fachsimpelei über „Mix-Masterketten“ und „Compiler“. Ein Zuhörer sagt resigniert, es fehle die kritische Masse. Er verwende PGP seit 1995 – und kommuniziere mit Verschlüsselung nur mit zwei Hand voll Leuten. Leibi hält tapfer dagegen. „Wir brauchen einen Anfang!“ Am Schluss fragt die CCC-Stuttgart-Sprecherin Princess noch in die Runde, wer seinen Müll trenne. Fast alle heben die Hand.