Axel Ranisch inszeniert Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ in der Staatsoper Stuttgart. Dabei kommt er nicht um ein paar immanente Grausamkeiten herum.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Hinter nahezu jedem Märchen steckt etwas Monströses. Bezeichnenderweise erwähnt der Regisseur der Stuttgarter Neuproduktion von „Hänsel und Gretel“, Axel Ranisch, im Programmheftgespräch, dass er, als Kind noch im Plattenbau in der DDR groß geworden, häufig mit Gutenachtgeschichten des Arztes, Schriftstellers und Diplomaten Friedrich Wolf, konfrontiert worden sei. Dass der Autor im Moskauer Exil keinen Finger gerührt hatte, als seine Geliebte Lotte Raiß, angeblich konterrevolutionär, für 16 Jahre im Gulag verschwand, kam erst 2018, zehn Jahre nach Raiß’ Tod, heraus. Das Buch hieß „Verdammt und entrechtet“ – und war denkbar weit von allem Märchenhaftem entfernt.