Viele Stuttgarter, aberauch die Touristennehmen den bedeutenden Umschlagplatz kaum war. Der Hafen boomt jedoch, das Containerterminal soll größer werden.

So wirklich im Bewusstsein der Bevölkerung ist er bis heute nicht angekommen: Der Stuttgarter Hafen ist noch lange nicht bei allen Stadtbewohnern bekannt – und das, obwohl er die Landeshauptstadt über die europäischen Wasserstraßen und über Schienennetze mit den wichtigsten Wirtschaftszentren und den großen Seehäfen Europas verbindet. Von hier aus erreichen Binnenschiffe innerhalb von 52 Stunden die Häfen in Rotterdam oder Antwerpen. Auch deshalb soll der Hafen künftig bekannter werden.

 

„Reine Industriehäfen wie unserer werden oft nicht so richtig wahrgenommen, außerdem haben wir hier nicht so große Containerschiffe und nicht dieselbe Tourismuskraft wie der Hamburger Hafen“, erklärt Carsten Strähle, der Geschäftsführer der Hafen Stuttgart GmbH. Man versuche aber den Standort mit Kulturevents, Hafenrundfahrten und Veranstaltungen bei der Langen Nacht der Museen bekannter zu machen. Leider stünde jedoch keine große Veranstaltungsfläche zur Verfügung. Das mache es schwieriger, die Menschen nach Hedelfingen zu locken.

Containerterminal soll wachsen

Für das eigentliche Geschäft des Stuttgarter Hafens soll es aber bald mehr Platz geben. So will die Hafen Stuttgart GmbH ihre Flächen optimieren, um als Güterverkehrszentrum mehr Umschlag zu ermöglichen. Diese Flächen sollen von Firmen kommen, die ihren Standort am Hafen aufgeben oder ihn umstrukturieren. „So wollen wir die Fläche des Containerterminals bis 2017 von 20 000 auf 40 000 Quadratmeter verdoppeln“, sagt Strähle.

Der Transport von Gütern in Containern ist nach den Worten des Hafenchefs für immer mehr Geschäftstreibende interessant, da Container mit vielen unterschiedlichen Produkten beladen werden können. „So wird aus einer kleineren individuellen Sendung ein Massengut“, sagt Strähle. „Der Versand wird damit deutlich günstiger, deshalb nehmen Container immer weiter zu.“

Wassertransport als Zukunftsmarkt

Generell sieht Strähle im Gütertransport auf dem Wasser einen Zukunftsmarkt. Schließlich würden die Straßen immer voller. Und auch die Bahn stoße an die Grenzen ihrer Kapazität. Dies sei bei der Binnenschifffahrt nicht der Fall. Dank ihr sei es möglich, auf Straßen und Schienen mehr Platz zu schaffen.

Die positive Entwicklung der Binnenschifffahrt spiegelt sich auch im Geschäftsbericht des Stuttgarter Hafens wider. So betrug der Gesamtumschlag im Jahr 2014 rund 3 640 000 Tonnen, das sind 370 000 Tonnen beziehungsweise 11,4 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Von diesem gestiegenen Umschlag entfallen auf den Schiffsgüterumschlag rund 41 100 Tonnen (3,7 Prozent) und auf das Verkehrsaufkommen der Hafenbahn etwa 332 700 Tonnen (15,6 Prozent). Die Anzahl der be- oder entladenen Schiffe nahm gegenüber dem Vorjahr um 91 auf 1171 zu. Die Umsatzerlöse beliefen sich im Geschäftsjahr 2014 auf 9,5 Millionen Euro. Das Vorjahresergebnis wurde damit um mehr als 400 000 Euro überschritten.

Bedeutung für den Wirtschaftsstandort

Der Stuttgarter Hafen wurde in zwei Abschnitten von 1954 bis 1958 und von 1966 bis 1968 erbaut. 1958 wurde er feierlich eingeweiht. Im 100 Hektar großen Hafengebiet sind heute mehr als 50 Firmen ansässig, darunter Reedereien, Speditionen, Lagerhausgesellschaften und Handelsfirmen. Sie beschäftigen gemeinsam rund 2500 Mitarbeiter.

Ursprünglich war der Hafen für den Umschlag von Massengütern wie Kohle, Kies, Sand oder Bims konzipiert. Heute transportieren ankommende Schiffe verschiedenste Rohstoffe, die innerhalb der Region verarbeitet werden. Die fertigen Produkte verlassen dann über den Wasserweg und die Schiene wieder die Stadt.

„Der Hafen ist wichtig für den Wirtschaftsstandort Stuttgart“ so Strähle. Deshalb wünsche er sich ganz besonders, dass die alten Neckarschleusen bald für größere Schiffe flottgemacht werden. „Bisher sind wir in der Schiffsgröße beschränkt“, erklärt der Geschäftsführer. „Aber in den nächsten Jahren soll es möglich werden, dass auch größere Schiffe die Schleusen passieren können.“