Der Neckar spielt in Stuttgart leider keine Rolle. Eine Ausnahme: das Hafen-Picknick. „Wir wollen dazu beitragen, den Neckar und den Hafen in Stuttgart ins Bewusstsein der Menschen zu bringen“, sagt Initiator Joe Bauer.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Der ehemalige Oberbürgermeister Wolfgang Schuster hat es getan. Sein Nachfolger Fritz Kuhn genauso. Passiert ist bis heute nichts: Die Rede ist von all den schönen Versprechungen, Stuttgart mit seinem Neckar zu versöhnen, die Stadt näher an den Fluss zu rücken. Zugegeben, dieses Vorhaben ist schon deshalb schwierig, weil der Horizont vieler Stuttgarter am Eckensee endet. Dass es in Bad Cannstatt, in Münster oder in anderen Stadtteilen aber wunderschöne Ecken gibt, um den schwäbischsten aller Flüsse zu erleben, wissen leider die wenigsten.

 

Joe Bauer: ein bizarrer Ort

Einer, der sich seit Jahren für das Erleben des Neckars einsetzt, ist Joe Bauer. Der Kolumnist und Autor der „Stuttgarter Nachrichten“ ist mit seiner Veranstaltungsreihe Flaneursalon bereits mit dem Neckar-Käpt’n geschippert. Zweimal hat er darüber hinaus das Areal am Mittelkai am Stuttgarter Hafen bereits bespielt. Nachdem er im vergangenen Jahr wegen der Fußball-WM ausgesetzt hatte, ist der Autor jetzt mit dem 3. Stuttgarter Hafen-Picknick zurück, das am 4. Juli ab 16 Uhr stattfindet.

Wenn nicht gerade Bauer zu einer bemerkenswerten Show einlädt oder die Lange Nacht der Museen die Gelegenheit bietet, den Hafen zu erkunden, wird dieser großartige Ort von Stuttgartern noch weiter links liegen gelassen als der Rest des Neckars. „Ich bin sehr dankbar, dass uns die Firma Stahlbau Heil wieder ihr überdachtes Gelände zur Verfügung stellt, diesen bizarren Ort mit Blick auf Wasser, Schrott und Weinberge“, sagt Joe Bauer.

Durch den Abend führt Wiglaf Droste

Wer nun befürchtet, beim Hafen-Picknick am Independence Day trete ein stets schlecht gelaunter älterer Herr in Erscheinung, der begleitet von Zither spielenden Damen herrlich böse Texte vorträgt, wird enttäuscht. Bei der Lieder- und Geschichtenshow spielen mit den jungen The Tremolettes, dem Chor Rahmenlos & Frei, der bezaubernden Ginger Redcliff und dem Ekkehard Rössle Duo wirklich ausgezeichnete Musiker auf. Durch den Abend führt Wiglaf Droste. Der Berliner Dichter, Satiriker und Sänger ist in der Regel fast so gut gelaunt wie Joe Bauer, Drostes Werke tragen so lebensbejahende Titel wie „Wir sägen uns die Beine ab und sehen aus wie Gregor Gysi“. Der Levitenleser Joe Bauer tritt selbstverständlich auch in Erscheinung.

Am bestuhlten Spielort des Flaneursalons liegen Eisenbahngleise, ein offener Güterwagen ist die Bühne. Auf dem Festival-Gelände sind Verpflegungsstände aufgebaut. „Es kann aber auch jeder seine Kühlbox zum Picknick mitbringen, ohne von Security-Typen belästigt zu werden“, sagt Joe Bauer. Schon am Nachmittag gibt es den offenen Grill für alle. „Wir wollen dazu beitragen, den Neckar und den Hafen in Stuttgart ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Viel zu lange hat man den Fluss ignoriert, die Hafen-Landschaft nicht wahrgenommen“, so Bauer weiter.

Hafen-Picknick: 4. Juli, von 16 Uhr an ist das Gelände geöffnet, um 18.45 Uhr beginnt die Bühnenshow. Die Karten kosten 23,10 Euro; Adresse: Mittelkai 12-16, Neckarhafen