Die Besucher des Hafenfestes in Stuttgart genießen trotz des Regenwetters das attraktive Programm und den Blick hinter die Kulissen.

Stuttgart - Ein eisiger Wind war vor 60 Jahren Bundespräsident Theodor Heuss und Co. bei der Eröffnung des Stuttgarter Hafens entgegen geblasen. Fast noch weniger vom Wetter verwöhnt war jetzt das Hafenfest, mit dem der Geburtstag dieser den Wasserweg zu allen Kontinenten der Welt eröffnenden Großtat gefeiert wurde. Matt und nass hingen die bunten Festwimpel von den Brücken, und drei Stunden nach dem Start waren an den Zugängen von beiden Seiten jeweils gut tausend Besucher gezählt. Weil der perfekt funktionieren Bus-Shuttle von den Stadtbahn-Haltestellen dann aber pro Stunde noch jeweils gut 500 Besucher zum Hafen kutschiert, bietet sich dort dann trotzdem ein sehr buntes Bild.

 

Zumal rundum begeistert ist, wer diese rare Gelegenheit nutzt, um einmal hautnah mit dem Hafenbetrieb in Kontakt zu kommen, schließlich ist das sich dehnende Gelände nicht zuletzt ein riesiges Industriegebiet mit vielen großen Firmen. Ein Hit sind so die Bimmelbahnen und Busse für die geführten Rundfahrten, die einen Blick hinter die Kulissen bieten, bis mitten durch die Container-Gebirge am Nordkai oder von Alba Metall Süd, wo 10 000 Tonnen im Monat umgesetzt werden. „Erlebniswelt Schrott“ nennt der gut gelaunte Pförtner dort das Angebot, als er den Durchgangsverkehr regelt.

Sehen Sie in unserem Video: Unterwegs am Stuttgarter Hafen mit Kapitänin Claudia Hein:

Maßarbeit mit Gewichten

Eine Attraktion ist auch Scholpp, wo Julian mit seinem Papa Kranführer spielen darf: Maßarbeit, jetzt mal mit leichten Gewichten! Er hat schon das Hotelschiff besucht und mit der „Wilhelma“ eine Hafenrundfahrt gemacht. Wegen des starken Angebots für Kinder ist das Hafenfest nicht zuletzt ein Ausflugsziel für Familien. David und Julius haben Tauchermännchen gebastelt und schürfen jetzt Katzengold. Ionel schmiedet ein Mini-Hufeisen. Bei Falk Adler stehen sie Schlange, um mit dem Bagger Sand von einem Container in den anderen zu schaufeln: „Sogar Omas wollen das machen“, lacht Baggerführer Sascha Schrödel. Noah, 13, findet das cool, wartet aber auf die Show auf dem Wasser.

„Schiff ahoi!“

Und schon düst die Truppe heran! Als doppelstöckige Pyramide sogar, und als eine Artistin abhebt und ins Wasser fliegt, wird sie von Beibooten ruckzuck herausgefischt. Magisch, wie der Rocket-Man durch das Wasser zu gehen scheint, zum Staunen, wenn er von zwei Wasserdüsen hochgeschossen wird, über dem Wasser schwebt und sogar Doppel-Salti vollführt! Nicht weniger spektakulär, was der Artist mit dem Steher-Jet vollführt und dann auch noch ein Tänzchen mit den Wellen macht, die er selbst erzeugt. Auf der Tribüne am Mittelkai wird das von einigen Hundert Zuschauern begeistert beklatscht. Und gleich schickt der Shanty-Chor seine Windjammer auf große Fahrt. So haben alle ihren Spaß, wenn es beim Hafenfest lauthals tönt: „Schiff ahoi!“

Mittelkai als bunte Flaniermeile

Als die Sonne dann mal durch die Wolken linst, zeigt sich der Mittelkai als bunte Flaniermeile. Ein langes Gesicht macht aber der Mann mit leckerer Dinnede im Angebot: „Vor zehn Jahren wurden wir hier überrannt, jetzt läuft gar nichts.“ Dorit Münzer-Bock jedoch, die mit der Speisekammer West das kulinarische Hauptangebot am Kai bestreiten könnte, lässt sich die gute Laune nicht verderben: „Mal gewinnt man, mal hat man nicht soviel Glück!“ Und mit den paar Sonnenstrahlen verweist sie auf den zweiten Festtag: „Das ist noch nicht vorbei, das kommt noch!“ Sie sollte recht behalten. Am zweiten Tag war tatsächlich auch wettermäßig „klar Schiff“ für das Hafenfest.