Im Gegensatz zum Umland ist der Rems-Murr-Kreis bei den Unwettern glimpflich und ohne Hagelschaden davon gekommen. Laut Landratsamt ein Erfolg der Hagelflieger, an deren Schutz nun auch im Heilbronner Raum Interesse bestehe.

Waiblingen - Der Rems-Murr-Kreis ist dank der Hagelabwehr ohne auffällige Flurschäden aus dem Unwetter am Sonntag hervorgegangen“, so steht es in einer Mitteilung aus dem Waiblinger Landratsamt. Am Sonntag seien die beiden Hagelflieger vom Wetterdienst in Bereitschaft versetzt worden. Sie starteten frühzeitig, um die Wetterfront bereits am Rand des Schutzgebietes zu erreichen.

 

Nur Hagelkörnchen statt Eiskugeln

Zwischen 17 und 18 Uhr waren die beiden Flugzeuge, die bedrohliche Wolken mit Silberjodid impfen um die Bildung von Hagelkernen zu unterbinden, jeweils eine Dreiviertelstunde über dem Landkreis und dem angrenzenden Umland im Einsatz. „Den Piloten ist es gelungen, die massiven Gewitterwolken mit Rauchgasgeneratoren zu impfen und zum Abregnen zu bringen, bevor sich Hagel bildete“, heißt es im Bericht über den Hagelfliegereinsatz. Dies sei der Grund, warum nur kleine Hagelkörnchen entstanden seien, „statt großer Eiskugeln, wie südlich des Schutzgebietes geschehen, mit teils dramatischen Schäden“.

Beim Einsatz am Sonntag seien die Piloten erstmals von einem neuen Radargerät der Kooperationspartner Radar-Info in Karlsruhe unterstützt worden, berichtet das Landratsamt weiter. Das hochmoderne Dualpol-Dopplerradar habe am 28. Juli seine Bewährungsprobe bestanden. Die Vorhersage hatte bereits tags zuvor vor Starkregen, Hagel und Orkanböen gewarnt. Am Sonntag zogen dann gleich zwei massive Gewitterfronten über die Region hinweg. Eine über Reutlingen ,Tübingen und bis zur Ostalb und eine weitere aus südwestlicher Richtung über das Schutzgebiet im Rems-Murr-Kreis in Richtung Schwäbisch Hall. Dies seien zwei getrennte, aber in etwa gleich starke Gewitterzellen gewesen, erläutert dazu der meteorologische Projektleiter Hermann Gysi. „Die geimpfte, nördliche Zelle hat sich über dem Schutzgebiet kaum noch verändert, eher abgeschwächt und wenig Hagel gebildet – erst im Landkreis Schwäbisch Hall hat sie wieder zugelegt.“ Die nicht geimpfte südliche Zelle habe sich dagegen rasch kräftig weiter entwickelt, dies mit den bekannten, schadenträchtigen Folgen. Gysi: „Es deutet daher vieles darauf hin, dass die Hagelabwehr sehr wirkungsvoll war.“

Keinerlei großflächige Schäden

In der Umgebung kam es lediglich im Bereich Ludwigsburg, Steinheim und Aspach zu Hagel mit bis zu 1,5 Zentimeter großen Körnern. Großflächige Schäden seien auch dort nicht zu verzeichnen, weshalb der Landrat Johannes Fuchs folgert: „Einmal mehr haben die Hagelflieger die Obst- und Weinbauern, Haus- und Autobesitzer vor Schlimmerem bewahrt.“

Mit dem Erfolg stellten sich auch neue Interessenten an der Hagelabwehr im Kreis Heilbronn ein, heißt es in der Pressemitteilung zum aktuellen Einsatz weiter. Bereits am 11. Juli habe es ein Treffen mit den Lauffener Weingärtnern und den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu gegeben. Deren Anbaugebiete mit rund 1350 Hektar Fläche liegen am Rand des momentanen Schutzgebietes. Sollte es zu einer Beteiligung kommen, dann müsste über die Anschaffung eines dritten Hagelflugzeugs nachgedacht werden