Der Verwaltungsausschuss der Gemeinderats Fellbach beschließt, den Hagelfliegern weiterhin Geld zuzuschießen. Die Stadtverwaltung zählt weiterhin zu den Fans und Sponsoren der Hagelabwehr.

Fellbach - Dieser Einsatz für die Allgemeinheit ist doch fast filmreif. Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten, genauer gesagt modernen Kleinflugzeugen, steuern bei anziehendem Gewitter geradewegs auf die schwärzeste Wolke zu. Mitten im Gewitter legen sie die dort laufende gefürchtete Hagelbildung lahm.

 

Die Stadt Fellbach zählt weiterhin zu den Fans und Sponsoren der Hagelabwehr: Der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats hat beschlossen, 4000 Euro jährlich bis 2021 im Rahmen einer gemeinsamen Finanzierung von Städten und Gemeinden, der Kreisverwaltung, den Weinbaugenossenschaften, privaten Weingütern aus dem Rems-Murr-Kreis, den Kreisen Ludwigsburg und Heilbronn, sowie Obstbauverbänden, privaten Firmen, darunter der Daimler AG, Banken und Versicherungen zu geben.

Die Hagelabwehr wird wissenschaftlich begleitet

Der neue Vertrag kann nach dem Ende eines Fünf-Jahres-Zeitraums jeweils in der Jahresmitte gekündigt werden. Damit ist nicht zu rechnen, denn die Hagelabwehr wird wissenschaftlich begleitet, und anders als viele Versuche seit der Antike, Hagelschäden vorzubeugen, zeigen Untersuchungen erstmals, dass das Hagelfliegerkonzept schlüssig und erfolgreich ist.

In den vergangenen Jahren ist es im geschützten Gebiet zu keinen größeren Hagelschäden mehr gekommen, schon gar nicht zu Katastrophen wie dem eine Ernte vernichtenden Unwetter im Jahr 2000 in Fellbach, als tennisballgroße Eisbröckel die Arbeit eines Jahres in den Weinbergen zunichte machten. Seit 2002 gibt es sogar ein zweites Flugzeug, das bei herannahendem Gewitter vom Flughafen in Echterdingen startet. Die württembergische Gemeindeversicherung hat inzwischen noch einen zusätzlichen Hagelflieger finanziert, der in ganz Baden-Württemberg eingesetzt wird.

OB Palm sagt: „Ich war schon immer überzeugt, dass die Hagelfliegerei einen Sinn hat“

„Ich war schon immer überzeugt, dass die Hagelfliegerei einen Sinn hat“, sagt Oberbürgermeister Christoph Palm. „Mittlerweile ist auch die erste große Versicherung eingestiegen.“ Die wissenschaftlichen Untersuchungen legen nahe, dass durch im Gewitter versprühtes, feinst verteiltes Silberjodid die Hagelkörner kleiner bleiben. „Aber eine 100-Prozent-Absicherung kann es auch nicht geben“, sagt Christoph Palm.

Damit solch ein Abwehrflug Erfolg hat, muss ein mutiger Pilot direkt in die Zone der Aufwinde der Gewitterfront fliegen. Da geht es turbulent zu. Die Aufwinde können bis zu 100 Kilometer pro Stunde schnell sein. Neben der grundlegenden fliegerischen Ausbildung ist eine einjährige Zusatzausbildung für diese knifflige Tätigkeit erforderlich. Nur so kann neben den fliegerischen Fähigkeiten auch das nötige Fingerspitzengefühl für den Flug durchs Gewitter und punktgenaue „Wolkenimpfung“ entwickelt werden.

Eine Stunde sind die Hagelflieger in der Luft: Am Rand des Gewitters suchen sie den Aufwind-Kanal der Wolken

Eine Stunde sind die Hagelflieger in der Luft: Am Rand des Gewitters suchen sie den Aufwind-Kanal der Wolken. Dort versprühen sie Silberjodid, das die Körnerbildung anregt, als Kristallisationskeime: Statt großen Hagelkörnern sollen sich so viele kleine bilden. Die richten weniger Schäden an, falls sie nicht sowieso schmelzen, bevor sie auf dem Boden ankommen.

Aus den Fraktionen kam im Verwaltungsausschuss eine klare Unterstützung, den Beitrag für die Hagelflieger weiterhin zu leisten.

Ulrich Lenk, der FW/FD-Fraktionsvorsitzende, unterstreicht, dass der hiesige Kreis inzwischen für weitere Hagelflieger-Projekte das Vorbild ist, und die Stadt Fellbach mit anderen „das Urheberrecht beanspruchen kann“.