Die Hagia Sophia wird nicht nur als muslimisches Symbol eingeweiht, sondern auch als ein türkisches Bollwerk. In Istanbul wollen aber nicht alle in den Jubel einstimmen.

Istanbul - Scharenweise pilgern die Menschen von den Ufern des Bosporus und des Marmara-Meeres durch die gesperrten Straßen der Altstadt hinauf zur Anhöhe der Halbinsel, auf der die Hagia Sophia thront. Familien, Ehepaare, Freundesgruppen von nah und fern: Seit dem frühen Morgen strömen sie aus den Fähren und Trambahnen und streben zu Fuß bergauf, um dabei zu sein beim ersten Freitagsgebet seit 86 Jahren. Die allermeisten müssen ihre Gebetsteppiche in den umliegenden Gassen ausrollen, teils hunderte Meter weit weg von dem Bauwerk, weil der Platz vor der Hagia Sophia schon früh überfüllt ist. Wer ganz nah dran sein will, campierte schon die ganze Nacht dort. Die Sonne brennt auf die dicht gedrängten Menschen, während sie stundenlang auf dem Pflaster kauern und auf den Gebetsruf warten. Die Atmosphäre ist friedlich und festlich. Helfer verteilen Kekse, Wasser und Saft. Feiertagsstimmung in Istanbul.