Ein 23-jähriger Russe wird im Roten Meer vor dem ägyptischen Badeort Hurghada von einem Tigerhai angegriffen. Ein Rettungsschwimmer schlägt Alarm, Menschen versuchen zu helfen. Doch es ist zu spät. Wie man bei einem Angriff reagiert.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Im ägyptischen Badeort Hurghada am Roten Meer ist ein Mann nach einem Hai-Angriff gestorben. Das teilte das ägyptische Umweltministerium am Donnerstagabend (8. Juni) mit. Der Tigerhai sei später gefangen worden, die Ursache des Vorfalls werde untersucht.

 

Wer ist das Opfer?

Lokale Medien meldeten, es handle sich bei dem Opfer um einen 23-jährigen russischen Staatsbürger. „Das Opfer war kein Tourist, sondern hatte seinen ständigen Wohnsitz in Ägypten“, sagte Generalkonsul Viktor Woropajew der russischen Nachrichtenagentur Tass. Ein Boot habe noch versucht, den Mann, der verzweifelt um Hilfe geschrien habe, zu retten. Das Boot habe sich ihm aber nicht schnell genug nähern können.

Ein Zeuge sagte gegenüber der britischen Zeitung „Daily Mail“: „Der Hai hat den Mann direkt vor meinen Augen gefressen, das Mädchen konnte entkommen. Er hat die Attacke abbekommen.“ Nach russischen Medienberichten geschah die tödliche Attacke in der Nähe des Strands des Dream Beach Hotels im südlichen Teil von Hurghada.Was ist mit dem Hai geschehen?

Der Hai sei durch Abfälle angelockt worden, meldeten Medien unter Berufung auf örtliche Behörden. Viehhändler sollen demnach tote Tiere ins Meer geworfen haben.

Haie fressen Kadaver, die oft auch an die Küste gespült werden. Dort verwechseln sie die Beute manchmal mit schwimmenden Menschen und greifen diese deshalb an, hieß es weiter. Der Strand wurde nach Angaben des Ministeriums für zwei Tage geschlossen.Wie gefährlich ist das Rote Meer für Taucher?

Das Rote Meer ist unter anderem für Taucher ein beliebtes Reiseziel. Angriffe von Haien sind dort eigentlich selten. Vereinzelt kommt es aber zu tödlichen Attacken. Im Sommer vergangenen Jahres wurden zwei Frauen, darunter eine Österreicherin, bei einem Hai-Angriff getötet. 2018 starb ein Tourist aus Tschechien, 2015 ein Deutscher.

Was soll man tun, wenn man einem Hai begegnet?

Hier einige Verhaltenstipps von professionellen Hai-Experten:

  • Gefährliche Gewässer und Strandabschnitte meiden.
  • Ruhig bleiben: Tief ein- und ausatmen, das Schwimmen einstellen, keine hastigen Bewegungen machen, da diese den Jagdinstinkt des Hais wecken.
  • Im Auge behalten: Den Hai stets im Blick haben. Niemals sollten Sie ihm den Rücken zuwenden. Ein fester Augenkontakt kann Ihr Leben retten.
  • Keine bunte oder glänzende Kleidung: Einfarbige helle Kleidung tragen. Glitzernder Schmuck oder zu viele Farbkontraste locken die Tiere an.
  • Sanft wegstoßen: Wenn der Hai zu nahe kommt, sollte man ihn versuchen, ihn sanft wegzustoßen.
  • Selber Attackieren: Ein Schlag auf empfindliche Stellen wie Kiemen oder Augen kann helfen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Hai von der Attacke ablässt.
  • Runter vom Surfbrett: Mehr als 50 Prozent der Haiangriffe gelten Surfern. Schwimmer oder Surfer sehen für Haie genauso aus wie eine Robbe – eine beliebte Beute der Tiere.

Sind Haie tatsächlich so gefährlich?

Die mehr als 500 verschieden Hai-Arten gehören zur Klasse der Knorpelfische. Die meisten Haie fressen Fische und anderen Meerestiere wie Robben. Immer wieder, wenn auch selten, kommt es zu Hai-Attacken auf Menschen. Jedes Jahr werden dem „International Shark Attack File“ (ISAF) in Florida zufolge weltweit 50 bis 80 Haiangriffe auf Menschen gemeldet. Fünf bis zehn davon enden tödlich.

Das ISAF ist eine weltweite Datenbank über Hai-Angriffe, die vom Florida Museum of Natural History der University of Florida in den USA verwaltet wird und seit 1958 existiert. Bis heute haben die Forscher mehr als 4000 Hai-Unfälle dokumentiert, der älteste datiert aus dem Jahr 1580.

Werden Hai-Angriffe dokumentiert?

Jeder bekannt gewordene Angriff von und Unfall mit Haien auf Menschen wird heute von verschiedenen maritimen Organisationen wie dem International Shark Attack File oder dem Global Shark Attack File erfasst und ausgewertet. Die Daten von Haiunfällen sind durch das Shark Accident Victim Network im Internet allen Usern verfügbar.

Haie leben in allen Weltmeeren und marinen Lebensräumen. Sie halten sich häufig in Küstennähe und flachen Küstengewässern auf, weil dort das Nahrungsangebot besonders verlockend ist. Sie leben aber auch in der hohen und tiefen See.

In welchen Regionen müssen Urlauber mit Haien rechnen?

Wer in südlichen Gefilden Urlaub machen will, sollte sich genau überlegen, an welchen Traumstränden er ins Wasser geht. In folgenden Küstengewässern fühlen sich Haie besonders wohl:

  • New Smyrna Beach, Florida (USA)
  • Bolinas Beach, Kalifornien (USA)
  • Kahana, West Maui (Hawaii)
  • North Shore, Oahu (Hawaii)
  • Brisbane (Australien)
  • „Shark Alley“, Gansbaai (Südafrika)
  • Kosi Bay (Südafrika)
  • Umhlanga Rocks, KwaZulu Natal (Südafrika)
  • Recife (Brasilien)

Info: Wie gefährlich sind Haie für Menschen?

Haie
Sie gelten als Killermonster, Fressmaschinen und grausame Räuber. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 57 Hai-Attacken auf Menschen gemeldet, fünf davon endeten tödlich. Dass aber Haie durch die Verfolgung durch den Menschen vom Aussterben bedroht sind, taucht in solchen Statistiken nicht auf.

Fang
Nicht der Mensch muss den Hai fürchten, sondern umgekehrt der Hai den Menschen. Nach Angaben der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) werden jährlich 700 000 bis 800 000 Tonnen Knorpelfische aus den Meeren geholt, das meiste davon als Beifang der industriellen Fangflotten. Rund 60 Prozent dieser 70 bis 100 Millionen Fische sind Haie, 40 Prozent Rochen.

Bedrohte Arten
Ganz oben auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Fische stehen der Tigerhai, der Hammerhai und Weiße Hai, den US-Regisseur Steven Spielberg in seinem Tierhorror-Film „Jaws“ – Der weiße Hai“ aus dem Jahr zum Inbegriff des maritimen Schreckens stilisierte.