Die Stadt Stuttgart erhöht den Druck auf den Käufer des früheren Wohnhauses des Künstlers Otto Herbert Hajek. Es gilt eine letzte Frist für das Einreichen eines Bauantrags.

Wenige Tage nachdem die im Stuttgarter Gemeinderat als Fraktionsgemeinschaft auftretenden Linke, SÖS, Piraten und Tierschutzpartei von Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) eine „härtere Gangart in der Causa Hajek-Villa“ gefordert hat, überrascht die Stadt ihrerseits mit einem Ultimatum an den Besitzer des Anwesens in der Innenstadt an der Hasenbergsteige.

 

Ultimatum läuft am 21. April ab

Nachdem die kulturpolitische Sprecherin der Fraktionsgemeinschaft, Guntrun Müller-Enßlin, gefragt hatte, wie lange das Referat Städtebau, Wohnen und Umwelt „noch warten will, bis Markus Benz den geforderten Bauantrag mit Entwürfen vorlegt, die den Auflagen des Denkmalschutzes Rechnung tragen“, kann man die Reaktion der Stadt als Antwort darauf interpretieren. Jedenfalls hat Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) den Eigentümer der Villa mit Schreiben von vergangenem Freitag dazu aufgefordert, bis spätestens zum 21. April „einen Bauantrag einzureichen, der die denkmalschutzrechtlichen Belange berücksichtigt“.

Nach Auskunft der Stadt seien hierzu in den vergangenen sechs Monaten „mehrere Gespräche mit dem Eigentürmer und dem Architekten der Villa Hajek, auch vor Ort“ geführt worden, um bezüglich eines neuen Bauantrags „zu denkmalgerechten Lösungen zu kommen“. Ebendiese sind, wie SÖS, Linke, Piraten und Tierschutzpartei bemerkten, indes seit drei Jahren durch ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs von 2019 höchstrichterlich gefordert.

Stadt hofft auf ein Einlenken

Nun sagt Baubürgermeister Pätzold: „Aus unserer Sicht steht der Einreichung eines Bauantrags, der die denkmalschutzrechtlichen Themen berücksichtigt, nichts mehr entgegen. Wir haben alle offenen Punkte diskutiert und Lösungsvorschläge gefunden.“ Die Stadt hoffe weiterhin auf eine einvernehmliche Lösung. Und wenn nicht? Überrascht die Stadt mit Tönen, die man seit dem Tod des international renommierten Bildhauers und Malers Otto Herbert Hajek im Jahr 2005 nicht gehört hat. „Sollte der Bauantrag mit den besprochenen Inhalten nicht bis zum 21. April 2023 vorliegen“, heißt es nun seitens der Stadt, „wird die Stadtverwaltung die möglichen rechtlichen Mittel zur Anwendung bringen, um das Ziel, die Villa Hajek zu erhalten, auch zu erreichen“.

1967 bezog Hajek das Gebäude an der Hasenbergsteige (Baujahr 1921) und gestaltete es im Inneren und Äußeren. Die Urheberrechte für die Fassadengestaltung des als Kulturdenkmal anerkannten Baus liegen seit 2019 bei Urban Hajek, dem Sohn des Künstlers. Die Stadt wirft dem jetzigen Besitzer Markus Benz vor, „das Innere des Hauses weitgehend entkernt“ zu haben, wobei auch gegen Auflagen des Denkmalschutzes verstoßen worden sei.

Stadt will „äußere Gestalt erhalten“

Die neue Linie im Rathaus zeigt sich auch in diesem Satz: „Die Landeshauptstadt Stuttgart möchte zumindest die markante äußere Gestalt der Villa erhalten, in deren direkter Nähe an der Hasenbergsteige zwölf Hajek-Skulpturen stehen, die der Stadt gehören und die an diesem Ort auch stehen bleiben werden“.

Urban Hajek, Eigentümer weiterer Hajek-Großskulpturen an der Hasenbergsteige, hat die ihm gehörenden Werke im Stuttgarter Auktionshaus Siebers versteigern lassen wollen. Ohne Gebot zu Ende gegangen, läuft noch bis 2. April in der „Sonderauktion O. H. Hajek“ der Nachverkauf.