Es ist neben der Bekämpfung der Luftverschmutzung vielleicht die härteste Nuss, die Fritz Kuhn zu knacken hat: die Schaffung von günstigem Wohnraum, um der auch in Stuttgart grassierenden Wohnungsnot zu begegnen.

 

Als OB-Kandidat hatte Kuhn dem Wohnungsbau hohe Priorität eingeräumt. Ein knappes Jahr nach Amtsantritt 2012 lag sein Konzept auf dem Tisch: Demnach sollten künftig pro Jahr 1800 neue Wohnungen entstehen, 600 davon im geförderten Wohnungsbau und 300 Sozialwohnungen. Doch die Topografie der Landeshauptstadt macht Bauland zum raren Gut, zumal der Gemeinderat schon vor Kuhns Amtsantritt beschlossen hatte, die Grünflächen rund um Stuttgart von einer Bebauung weitgehend auszunehmen. Innen- vor Außenentwicklung heißt der Grundsatz, dem sich die Kommunalpolitik verpflichtet fühlt.

Bündnis für Wohnen ins Leben gerufen

2014 berief der Rathauschef nach längerem Zögern das Bündnis für Wohnen ein, in dem Vertreter der Immobilienwirtschaft, der Wohnungsbaugenossenschaften und des Mietervereins gemeinsame Strategien erarbeiten sollten. Nach vielen Scharmützeln einigten sich die Teilnehmer auf Eckpunkte: Baugenehmigungen sollen erleichtert werden, Bauherren verbilligte Grundstücke und Zuschüsse erhalten, falls sie sich bereit erklären, in den Bau von Sozialwohnungen zu investieren. Wichtiger Baustein ist die mittelbare Belegung: ein Teil der Sozialwohnungen, die in einem Neubaugebiet vorgeschrieben sind, können an anderer Stelle – etwa im bereits vorhandenen Wohnungsbestand des Bauträgers – ausgewiesen werden.

Doch der Erfolg lässt auf sich warten. Zwar hat die Stadt mit 1914 neuen Wohneinheiten im Jahr 2014 und 2129 Neubauten im Folgejahr die Kuhnsche Zielmarke übertroffen – der Anteil der Sozialwohnungen blieb jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Weil nun auch noch die EU das Förderinstrument der mittelbaren Belegung auf seine Rechtmäßigkeit prüft, steht Kuhns Wohnungsbaukonzept auf der Kippe. Dass derweil in Stuttgart wie in anderen Ballungsräumen die Mieten weiter steigen, kann Kuhn freilich nicht angelastet werden: Die Nachfrage würde selbst bei Erfüllung aller Vorgaben das Angebot an Wohnungen deutlich übersteigen.