Die Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch macht sich einen Eindruck vom maroden Bad Cannstatter Hallenbad, das wohl bis 2020 in Betrieb bleiben soll. Beim Stuttgarter Bürgerhaushalt landete die Forderung nach einer Sanierung des Cannstatter Stadtbads in diesem Jahr auf Platz zwei

Bad Cannstatt - Beim Stuttgarter Bürgerhaushalt landete die Forderung nach einer grundlegenden Sanierung des Bad Cannstatter Stadtbads in diesem Jahr auf Platz zwei, aus dem Rathaus kam jedoch prompt eine Absage. Begründung: die aufwändigen Arbeiten seien zu kostspielig und vom Bedarf her nicht gerechtfertigt, schließlich soll bis Anfang 2020 im Neckarpark ein neues Sporthallenbad entstehen. Die Initiatorinnen wollen sich von der Abfuhr aber nicht entmutigen lassen. Nun erhalten sie prominente politische Unterstützung. Die Vizepräsidentin des baden-württembergischen Landtags, Brigitte Lösch (Grüne), machte sich bei einem Rundgang ein Bild von den Problemen.

 

Nach stichhaltigen Argumenten für die These, dass sich das städtische Bad an der Hofener Straße in einem alles andere als glanzvollen Zustand befindet, musste Yvonne Graff, die Elternbeiratsvorsitzende der Sommerrainschule, nicht lange suchen. In der Schwimmhalle bröckelt die Wandverkleidung, mehrere Duschen sind wegen eines Wasserrohrbruchs außer Betrieb, das Erscheinungsbild der Decken im Umkleidebereich machen es einem nicht schwer zu glauben, dass es dort bei Regen tropft.

Schließungen wegen notdürftiger Flickenarbeiten

Notdürftige Flickenarbeiten hat es in den vergangenen Jahren regelmäßig gegeben. „Das Bad war deswegen immer wieder geschlossen, teilweise mehrere Wochen lang“, berichtet Ruth Möller, die Rektorin der Sommerrainschule. Für sie sowie die zahlreichen anderen Schulen und Vereine, die das Bad tagsüber praktisch im Dauerbetrieb halten, sei das ein unbefriedigender Zustand. Zumal: Mangels Alternativen müsste der Sportunterricht dann häufig ausfallen. „So können wir den Bildungsplan nicht umsetzen“, sagt die Schulleiterin.

Eigentlich, so scheint es, wäre demnach eine Generalsanierung vonnöten, doch die wird es aller Voraussicht nach nicht geben. Aus der Stellungnahme der Stadtverwaltung zu den 130 bestbewerteten Vorschlägen des Bürgerhaushalts geht hervor, dass es eine Entweder-Oder-Entscheidung sei: Entweder man verfolge weiter den Bau des Sporthallenbads mit zwei Becken im Neckarpark, der zwischen 22 und 27 Millionen Euro kosten soll und bei dem im Oktober 2015 die Sieger des Architektenwettbewerb gekürt werden. Oder man überholt das Stadtbad sowie eine in den Wintermonaten über dem Untertürkheimer Inselbad stehende Traglufthalle. Beides gleichzeitig ließe sich weder finanzieren noch argumentieren. Immerhin heißt es in der Stellungnahme: bis das neue Bad steht, „werden die Möglichkeiten der Instandhaltung ausgeschöpft, um den Betrieb sicherstellen zu können“.

Thema soll in den Bäderausschuss des Gemeinderats

Just auf diese Aussage wollen Yvonne Graff und ihre Mitstreiterinnen die Stadt festnageln. „Es war abzusehen, dass es keine große Lösung geben wird. Aber die Schulen und Vereine müssen in den nächsten knapp fünf Jahren das Stadtbad nutzen können“, sagt Graff. Brigitte Lösch sieht die Stadt ebenfalls in der Pflicht. „Ich begrüße die Aussage, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden“, bekundet die Abgeordnete. Baumängel, die den Unterricht und den Sportbetrieb gefährdeten, müssten beseitigt werden. Der Bezirksbeirat, beim Rundgang vertreten durch Kathrin Grix, gleichzeitig stellvertretende Vorsitzende des Stuttgarter Gesamtelternbeirats, unterstützt Graffs Bemühungen einstimmig. Die Stadträtin Petra Rühle will das Thema in den Bäderausschuss des Gemeinderats tragen.

Derweil gehen Graff und Möller bereits einen Schritt weiter. Sie sehen bei der Integrierung des Schulunterrichts in den künftigen Betrieb des Sporthallenbads viele offene Fragen. Die spannendste laut Yvonne Graff: „Gibt es ein Konzept?“