Wie dramatisch sind die geplanten kürzeren Öffnungszeiten für das Hallenbad in Stuttgart-Sonnenberg? Die Lokalpolitik im Stadtbezirk Stuttgart-Möhringen ist bei dieser Frage zweigeteilt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Sonnenberg - Der Grünen-Bezirksbeirat Hartmut Ellinger kann die ganze Aufregung und die vielen Presseberichte nicht verstehen. Zumindest nicht im Hinblick auf das Hallenbad in Sonnenberg. Denn selbst wenn der Bäderausschuss das neue Konzept für die Belegung und Öffnungszeiten der Stuttgarter Hallenbäder Ende März beschließe, gebe es für die Menschen im Stadtbezirk Möhringen keinen Grund zum Heulen, lautet seine Meinung. Das Bad an der Kremmlerstraße würde auch künftig an fünf Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit geöffnet bleiben. Am Dienstag, Freitag und am Mittwochnachmittag wäre es aber ausschließlich für die Schwimmvereine und die Schulen reserviert.

 

„Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. In Plieningen, wo das Bad komplett für die Öffentlichkeit geschlossen werden soll, da kann ich die Aufregung verstehen“, sagte Ellinger und fügte hinzu: „Wir sollten es nicht allein den Eltern überlassen, ihren Kindern das Schwimmen beizubringen. Wir sollten das auch in die Hände der Schulen und der schwimmsportreibenden Vereine legen.“ Im Sommer würde es im Stadtbezirk mit dem Freibad in Möhringen und dem Hallenbad in Sonnenberg sogar ein doppeltes Angebot geben. Die SPD im Möhringer Bezirksbeirat schloss sich dem Votum der Grünen an, wie es Ingrid Schulte formulierte.

Die Bezirksvorsteherin Evelin Weis sprach sich zwar naturgemäß weder für noch gegen das neue Konzept für die Bäder aus. Sie warf aber ein, dass das Hallenbad Sonnenberg mittelfristig umfassend saniert werden soll. Auch das stehe im Bäderentwicklungsplan 2030. Und es sei angedacht, das Bad im Zuge einer Generalsanierung so umzubauen, dass eine Parallelnutzung möglich sei. Dann könne das Hallenbad wieder umfangreich an sieben Wochentagen ganzjährig für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

CDU in Stuttgart-Möhringen will ein Lehrschwimmbecken

Die CDU war zwiegespalten. Fred Wagner sah vor allem die Not der Vereine, die lange Wartelisten für Schwimmkurse haben und immer auf der Suche nach mehr Zeiten in den Bädern seien. Sein Parteikollege Matthias Scheible sprach von insgesamt „knappen Ressourcen und Kapazitätsengpässen“. Es müsse einen Interessenausgleich geben zwischen den Freizeitsportlern, den Schulen und den Vereinen.

Dazu hatten die Christdemokraten einen Antrag formuliert. Sie schlugen vor, auf dem Campus des Königin-Charlotte-Gymnasiums nicht nur ein neues Sportzentrum, sondern gleich auch noch ein Lehrschwimmbecken zu bauen. Die Verwaltung solle das dafür notwendige Geld für den nächsten Doppelhaushalt anmelden. Die Grünen konnten diesen Vorstoß nicht nachvollziehen. Insofern es mehrere Lehrschwimmbecken in der Umgebung gebe, zum Beispiel an der Vaihinger Österfeldschule und an der Möhringer Margarethe-Steiff-Schule, sei ein weiteres Lehrschwimmbecken „Luxus“, so ihre Argumentation. Auch die SPD meinte, die Stadt solle das Geld lieber in die vorhandenen Bäder investieren und sich auf diese konzentrieren. Letztlich bekam die CDU für ihren Antrag mit sieben Ja-Stimmen bei sechs Gegenstimmen und zwei Enthaltungen aber doch noch eine knappe Mehrheit.

Großes Bürgerinteresse am Thema

Obwohl sich die Möhringer Bezirksbeiräte in der Diskussion an vielen Stellen positiv zu dem neuen Konzept für die Belegung und die Öffnungszeiten der Hallenbäder geäußert hatten, lehnten sie dieses letztlich mehrheitlich ab. Lediglich drei Gremiumsmitglieder stimmten dafür, zehn dagegen, zwei enthielten sich.

Das Abstimmungsergebnis dürfte im Sinne der vielen Bürger gewesen sein, die in die Sitzung gekommen waren. Etliche äußerten beim ersten Tagesordnungspunkt, den Fünf Minuten für die Bürger, ihren Unmut. Die angedachten Öffnungszeiten seien nicht kundenfreundlich, sagte eine junge Frau. „Die Bäder sind nicht nur für die Vereine und Schulen da“, ergänzte eine andere. „Schwimmen ist gesund, und der Besuch im Hallenbad hat auch einen sozialen Aspekt. Das soll uns erhalten bleiben“, fügte ein Mann an. Gekommen waren auch Bürger aus den umliegenden Stadtbezirken. Ihnen stieß auch sauer auf, dass das Hallenbad Plieningen komplett für die Öffentlichkeit geschlossen werden soll. Vaihingen soll den Plänen nach künftig nur noch dienstags, donnerstags und sonntags geöffnet haben. Für Heslach sieht das Konzept vor, das Freizeitsportler montags, mittwochs, freitags und samstags schwimmen können. Der Bäderausschuss entscheidet voraussichtlich in seiner Sitzung am 29. März über das Konzept.